Bestwig. Der 15. Demografiebericht für die Gemeinde Bestwig gibt der Politik Aufgaben an die Hand. Laut CDU schrillen sogar die Alarmglocken.

Die Entwicklung ist nicht neu: Die Bevölkerung in der Gemeinde Bestwig wird immer älter. Gleichzeitig sinkt die Einwohnerzahl kontinuierlich. Hier geht es Bestwig wie den allermeisten ländlichen Kommunen in Deutschland. Der 15. Demografiebericht hat diese Entwicklung noch einmal bestätigt und Christdemokrat Joachim Hofius, der gleichzeitig Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft in der Gemeinde Bestwig ist, dazu veranlasst, auf dringenden Handlungsbedarf hinzuweisen. „In dem Bericht schrillen die Alarmglocken“, mahnte Hofius. „Denn mit Blick auf diese Entwicklung ergeben sich politisch zwingend zwei große Aufgaben“.

Momentan ist in der Gemeinde Bestwig fast ein Viertel der Einwohner über 65 Jahre alt. Tendenz steigend. Der „älteste“ Ortsteil ist Berlar mit rund 31 Prozent über 65 Jahre. „Jüngster“ Ortsteil ist Ostwig mit rund 17 Prozent über 65 Jahre.

Medizinische Versorgung

Zum einen brauche die Gemeinde angesichts der Tatsache einer immer älter werdenden Bevölkerung, eine perspektivische medizinische Versorgung. „Wir wissen alle, wie alt unsere ortsansässigen Hausärzte inzwischen sind. Das ist eine biologische Uhr, die hier tickt“, so Hofius. Hier sei es Aufgabe von Rat und Verwaltung, zu überlegt werden, wie die Ansiedlung neuer Ärzte attraktiv gestaltet werden kann. Hier war die Gemeinde in der Vergangenheit allerdings nicht untätig: Gemeinsam mit der Stadt Meschede ist Sommer 2018 ein Projekt gestartet worden, um Strategien für den Erhalt und Weiterausbau der Gesundheitsversorgung vor Ort auszuarbeiten. Unter dem Titel „Entwicklung einer Strategie zur medizinischen Haus- und Facharztversorgung für das Mittelzentrum Meschede und den angrenzenden Bereich“ sind neben der aktuellen Lage, auch die Wünsche der Mediziner vor Ort herausgestellt worden.

Gleichzeitig stellt sich für Hofius auch die Frage nach Wohnraum für die älteren Menschen. Als Stichworte nannte er in diesem Zusammenhang „Betreutes Wohnen“ und „Betreute Pflege“. Wenn es in der gesamten Gemeinde mit dem Christophorus-Haus gerade einmal ein einziges Pflegeheim gebe, von dem nicht klar sei, wie lang die Warteliste ist, sei das schlichtweg zu wenig und ein Punkt, mit dem man sich befassen müsse, so Hofius.

In dem Bericht schrillen die Alarmglocken. Mit Blick auf diese Entwicklung ergeben sich politisch zwingend zwei große Aufgaben.
Joachim Hofius, CDU-Fraktionsmitglied und Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft Bestwig

Und der zweite Aspekt, so betonte Hofius, sei nicht weniger bedeutsam. „Eine sinkende Einwohnerzahl bedeutet für uns, dass wir alles - und damit meine ich wirklich alles - dafür tun müssen, um junge Leute in der Gemeinde Bestwig zu halten.“ Und hier gelte es, die einzelnen Ortsteile in den Blick zu nehmen. Natürlich werde es immer berufsbedingte Mobilität geben, die letztlich nicht zu verhindern sei. Wichtig sei aber, die Schaffung von Wohnraum bzw. Bauland in den einzelnen Orten.

Positiv sei hier zuletzt lediglich die Entwicklung in Ostwig gewesen, so Hofius. „Und warum?“, fragte er und lieferte die Antwort gleich hinterher: „Weil es hier Wohnraum für junge Leute gibt.“ Laut Demografiebericht ist Ostwig inklusive Alfert und Borghausen der einzige Ortsteil in der Gemeinde Bestwig, der einen konstanten Zuwachs verzeichnet hat. Die Einwohnerzahl ist um 68 Einwohner bzw. 4,19 Prozent gestiegen. „Der Hauptgrund hierfür liegt in der Besiedlung der Baugebiete Im Westfeld (zum 13. Juni insgesamt 589 Einwohner) und Auf dem Schilde II (zum 13. Juni 2023 insgesamt 64 Einwohner)“, heißt es im Demografiebericht.

Junge Leute in den Ortsteilen halten

Wenn der Grundsatz „Innenbebauung vor Außenbebauung“ gelte, sei das zwar ok, so Hofius. Aber angesichts der Tatsache, dass es darum gehe, junge Menschen in der Gemeinde und damit in erster Linie in den Ortsteilen zu halten, müsse hier intensiver darüber nachgedacht werden, beides miteinander zu verbinden. „Bei der Innenbebauung könnte man etwa verstärkt über eine altersgerechte Nutzung nachdenken, weil hier die Infrastruktur mit Bushaltestellen, Einkaufsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung gegeben ist“, so Hofius.

„Und bei den jungen Menschen müssen wir zusehen, dass sie in den Ortsteilen bleiben können, wo sie aufgewachsen sind“. Denn diese jungen Menschen seien es, die die Orte tragen. „Jeder weiß, wie wichtig junge Leute fürs Vereinsleben und die gesellschaftlichen Strukturen in den Orten sind. Daher muss Sorge getragen werden, dass in den Orten möglichst schnell Bauland für die jungen Menschen geschaffen wird“, appellierte Hofius.

Bestwig im oberen Bereich

Immerhin gibt es dem 15. Demografiebericht aber auch Positives zu entnehmen. Eine Aufhebung oder gar Umkehr des demografischen Wandels sei kurz- bis mittelfristig voraussichtlich nicht möglich, heißt es zwar. Aber: Die Einwohnerzahl der Gemeinde Bestwig liegt – so das positive Fazit – im oberen Bereich der gutachterlichen Prognosen. In Zahlen: Im Jahr 2009 hatte die Gemeinde noch 11.770 Einwohnerinnen und Einwohner. Im aktuellen Jahr sind es 10.977. Das bedeutet einen Verlust von 793 Menschen.

Die Zahl der Neugeborenen hat sich in den vergangenen fünf Jahren zwischen 80 und 100 Geburten pro Jahr eingependelt. Die Zahl der 2- bis 17-Jährigen nimmt seit 2002, abgesehen von minimalen Zuwächsen, konstant ab (minus 36,85 Prozent). Auch die Zahl der 18- bis 30-jährigen Einwohner (minus 14,19 Prozent) und die Bevölkerungsgruppe der 31- bis 65-Jährigen (minus 9,47 Prozent) sinkt gering, aber stetig. Die einzige Bevölkerungsgruppe, die in diesem Zeitraum kontinuierlich zugenommen hat, jedoch in den letzten Jahren stagniert, ist die Gruppe „66 und älter“.