Meschede. Zum Jahresende soll die reduzierte Mehrwertsteuer in der Gastronomie auslaufen. Auch in Meschede warnen Gastwirte vor den Folgen.

Schon gut 27.000 Menschen haben eine Petition vom Bundesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) unterzeichnet. Darin fordert die Vereinigung, dass die Mehrwertsteuerabsenkung in der Gastronomie nicht wie geplant zum Jahresende auslaufen, sondern erhalten bleiben soll. Gerichte, die vor Ort verzehrt werden, würden sonst wieder mit 19 Prozent anstatt mit 7 Prozent besteuert. Getränke sind von der Mehrwertsteuerabsenkung ausgenommen. Die Regelung hatte der Bund während der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht, um die Gastronomie zu unterstützen. Auch Gastwirte und Hoteliers im Stadtgebiet Meschede beschäftigt das möglicherweise auslaufende Gesetz.

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Franz Philipp Kersting von Xavers Ranch.
Franz Philipp Kersting von Xavers Ranch. © Ilka Trudewind

Franz-Philipp Kersting, der den Langsthof Xavers Ranch in Remblinghausen betreibt, hat die Petition auch unterzeichnet. „Eine höhere Mehrwertsteuer hat erhebliche Auswirkungen auf unseren Betrieb. Ich rechne mit einer allgemeinen Preiserhöhung von 10 bis 15 Prozent“, sagt er.

Auf Familien angewiesen

Essen gehen werde dann zunehmend zu einem Luxus, den sich vor allem viele Familien nicht mehr leisten könnten. „Gerade wir sind mit unserem Angebot darauf angewiesen, dass Familien zu uns kommen“, sagt der Gastronom. So wirbt Xavers Ranch auf der eigenen Internetseite mit einem eigenen Spielplatz, einem kleinen Streichelzoo und einem Ausritt mit der ganzen Familie.

Hotel-Direktor Andreas Behrmann vom Welcome-Hotel am Hennesee.
Hotel-Direktor Andreas Behrmann vom Welcome-Hotel am Hennesee. © Ute Tolksdorf

Auch für Andreas Behrmann, Manager des Welcome-Hotels Meschede, macht die Anhebung der Mehrwertsteuer einen großen Unterschied. „Die Preissteigerungen in allen Bereichen sind da“, sogt er sich um seine Branche. Fachpersonal fehle in der Gastronomie, weil während der Corona-Pandemie viele Stellen abgebaut worden seien. „Das fehlende Personal und die gestiegenen Kosten sind ein Desaster für die Gastronomie“, sagt der Manager. Als Beispiel für eine Kostensteigerung nennt Andreas Behrmann die hohen Strompreise, die immer noch nicht auf dem Niveau vor der Pandemie seien.

Dirk von Korff vom Hotel und Restaurant von Korff.
Dirk von Korff vom Hotel und Restaurant von Korff. © WP | Privat

„Wenn das so kommt, müssen wir die höhren Preise leider an unsere Gäste weitergeben“, sagt Dirk von Korff, Geschäftsführer des Hotels und Restaurants von Korffs. Er hofft darauf, dass der Bund seine Entscheidung noch einmal überdenkt und ein Weiterlaufen der abgesenkten Mehrwertsteuer ermöglicht. Fast alle anderen europäischen Länder hätten einen abgesenkten Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie.

Bürokratie in der Branche

„Der DEHOGA malt da allerdings schon sehr schwarz“, sagt der Hotelier und bezieht sich dabei auf eine Aussage des Bundesverbandes, dass mit der Schließung von 12.000 Gastronomiebetrieben zu rechnen sei, wenn alles wieder mit 19 Prozent besteuert würde. Dirk von Korff kritisiert auch die Bürokratie in seiner Branche. Durch zu viele gesetzliche Vorschriften würde Unternehmern in Deutschland die Arbeit unnötig erschwert.

Dr. Wolfgang Henke, Geschäftsführer Dehoga.
Dr. Wolfgang Henke, Geschäftsführer Dehoga. © Privat | Privat

Dr. Wolfgang Henke, Geschäftsführer der heimischen DEHOGA-Geschäftsstelle Arnsberg, betont ebenfalls, dass von 27 europäischen Ländern insgesamt 23 auf eine abgesenkte Mehrwertsteuer in der Gastronomie setzten. Besonders für Grenzregionen seien unterschiedliche Mehrwertsteuersätze in den Ländern ein dramatischer Wettbewerbsnachteil, sagt der Geschäftsführer.

Kitas und Schulen

„Eine höhere Mehrwertsteuer in der Gastronomie wird auch dazu führen, dass Essen in Kitas und Schulen wieder teurer wird. Das trifft dann vor allem die ärmeren Familien.“ Aktuell seien bundesweit bereits 15.000 Gastronomiebetriebe in Zahlungsschwierigkeiten. „Ich habe noch noch nie so viele Gastwirte gesehen, die sich um ihre Existenz sorgen“, sagt Dr. Wolfgang Henke und hofft darauf, dass der Bund doch noch zu einer andern Einsicht kommt und den reduzierten Steuersatz auch für das kommende Jahr beschließt.