Bad Fredeburg. Pendler können aufatmen: Ein letztes Mal wird die S-Kurve am Rimberg freigegeben. Über den Stand der Arbeiten an der Ortsumgehung Bad Fredeburg.

Am Montag werden viele Pendler aufatmen - der Rimberg und die Ortsdurchfahrt durch Bad Fredeburg sind wieder frei. Der Anschluss an die Ortsumgehung ist fertiggestellt. Wie es jetzt weitergeht und was in den letzten Monaten bereits passiert ist, erläutert Andreas Kühle, Bauingenieur bei Straßen NRW und Bauüberwacher für den Neubau der L776.

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Sommerferien: Sechs arbeitsreiche Wochen

Sechs harte Wochen liegen hinter den Arbeitern. „Wir wollten in den Sommerferien mit dem Anschluss fertig werden“, berichtet Andreas Kühle, der den Bau die letzten zwei Jahre überwacht hat. Ein enger Zeitplan. Fast wäre er wegen des Wetters gescheitert. Jetzt aber ist alles vorbereitet, es fehlen nur noch Kleinigkeiten, Markierungen und Leitplanken. Die Asphaltarbeiten lagen Mittwoch in den letzten Zügen und damit kann die S-Kurve über den Rimberg Montagmorgen, 7. August, freigegeben werden.

 Die Asphaltarbeiten liegen - trotz des Wetters -am Mittwoch in den letzten Zügen.
Die Asphaltarbeiten liegen - trotz des Wetters -am Mittwoch in den letzten Zügen. © WP | Ute Tolksdorf

Ein letztes Mal wird damit dieses Teilstück nach einer Sperrung wieder freigegeben, bevor die offizielle Freigabe der Ortsumgehung am Freitag, 8. September, erfolgt und die alte Strecke bis Bad Fredeburg als Schotterweg zurückgebaut wird. Bad Fredeburg wird dann vom Durchgangsverkehr verschont. Gleichzeitig wird die Kreisstraße nach Altenilpe, die jetzt zwei Jahre gesperrt war, wieder befahrbar sein. Sie wird an die L776 angeschlossen, die im Süden auf die B511 führt.

Die Hangsicherungen sind 30 Meter lang und an der höchsten Stelle 20 Meter hoch. An einer Stelle sieht man einen gelben Spiegel, über den Senkungen im Fels überwacht werden. Während der Bauphase war das wöchentlich der Fall, nach der Freigabe noch einmal im halben Jahr.  
Die Hangsicherungen sind 30 Meter lang und an der höchsten Stelle 20 Meter hoch. An einer Stelle sieht man einen gelben Spiegel, über den Senkungen im Fels überwacht werden. Während der Bauphase war das wöchentlich der Fall, nach der Freigabe noch einmal im halben Jahr.   © WP | Ute Tolksdorf

Das größte Projekt in der beruflichen Laufbahn

Für Andreas Kühle war und ist die Ortsumgehung das größte Projekt seiner beruflichen Laufbahn. „Am meisten Sorgen bereitete mir Bauwerk sechs“, erinnert sich der Niederbergheimer. Der Straßenbauer unterteilen den Neubau in insgesamt sieben Bauwerke, vier Brücken, ein Durchlass und zwei Hangsicherungen.

Bauwerk sechs ist eine Hangsicherung, 300 Meter lang und an der höchsten Stelle 20 Meter hoch. 20 Meter, die mit 45 Grad in den Hang geschnitten wurden und gesichert werden mussten. Bis zu neun Meter lange Anker stabilisieren den Felsen und sollen sein Abrutschen verhindern. Betonrinnen liegen als Drainagerohre im Felsen. Falls doch mal Felsbrocken fallen, werden sie von Netzen gehalten. Alle paar Meter sieht man oberhalb der Straße gelbe „Spiegel“, „über die wird überwacht, dass der Hang auch wirklich hält“, erklärt der Ingenieur. „Während der Baumaßnahme wurde das wöchentlich kontrolliert, in Zukunft nur noch einmal im halben Jahr.“

Zwei komplexe Hangsicherungen

Hinzu kam: Um die Fahrbahnbreite von acht Metern hinzubekommen, musste an der Stelle auch unterhalb der Straße der Hang mit Betonklötzen gestützt werden. Und dann kam auch noch Bauwerk 7, eine weitere Hangsicherung, direkt angrenzend, diesmal im 70 Grad Winkel. „Die war so nicht geplant“, sagt Kühle. Doch der glatte Fels machte auch sie nötig. Diese Arbeiten sind aber schon länger abgeschlossen.

Bis Mittwoch konnten zusätzlich - trotz des vielen Regens - die Asphaltarbeiten beendet werden. Rund 2550 Meter Ortsumgehung und noch einmal 500 Meter Ausbau bis zu Kleins Wiese nähern sich damit nach rund drei Jahren Bauzeit ihrem Abschluss. Auch vor Kleins Wiese gab es Schwierigkeiten, weil unter der Asphalt- und Teerschicht kein fester Baugrund lag. Auch dort drohte die Straße abzurutschen.

Gewaltige Erdarbeiten

„Das waren alles schon gewaltige Erdarbeiten“, sagt auch der Bauingenieur. 142.000 Kubikmeter Felsmaterial wurde angefüllt - das entspricht rund 7100 Lkw-Ladungen. Heftige Einschnitte in die Natur also. Aber der Landesbetrieb habe auch Ausgleichsmaßnahmen geschaffen, Brückenbauwerke extra für Fußgänger und landwirtschaftliche Verkehrswege angelegt, Bäume, vor allem Eichen und Ahornbüsche angepflanzt. Die Fledermäuse erhielten neue Teiche und Holzzäune als Leit- und Sperreinrichtungen. Und der alte Prozessionsweg führt nun über eine neue, breitere Strecke. „Und nach meiner Erfahrung holt sich die Natur ihren Platz auch relativ schnell wieder zurück“, beobachtet Kühle.

Mitarbeiter Philipp Siepe überprüft die Temperatur des Asphalts.  
Mitarbeiter Philipp Siepe überprüft die Temperatur des Asphalts.   © WP | Ute Tolksdorf

Damit das Wasser kontrolliert abfließt

Damit das Wasser nicht die neuangelegte Straße überflutet oder ungebremst ins Tal rauscht, wurden an den Seiten sogenannte Rigolensysteme geschaffen, Pufferspeicher, über die das Wasser abfließt und im besten Fall langsam versickert, bis es unten im Tal an der B511 in den Rürensiepen fließt. Dafür entstand auch dort ein Bauwerk; ein vier Meter breiter und 36,50 Meter langer Durchlass.

Mit Andreas Kühle, Bauingenieur und Bauüberwacher bei Straßen NRW auf der neuen Ortsumgehung Bad Fredeburg, die am 8. September offiziell freigegeben wird. Die Kreisstraße wurde 16 Meter tief in den Felsen gesprengt.
Mit Andreas Kühle, Bauingenieur und Bauüberwacher bei Straßen NRW auf der neuen Ortsumgehung Bad Fredeburg, die am 8. September offiziell freigegeben wird. Die Kreisstraße wurde 16 Meter tief in den Felsen gesprengt. © WP | Ute Tolksdorf

Ein eigener Weg für Radfahrer und Fußgänger

An der Stelle, wo die L776 auf die B511 trifft, wurde ein eigener Weg für Radfahrer und Fußgänger angelegt, der nun oberhalb der Straße verläuft. „Die Kreuzung ist für Fußgänger und Radfahrer zu gefährlich und daher verboten“, erklärt Kühle. Auch die neue Kreisstraße wurde dort 16 Meter tief in den Felsen gesprengt. Damals gab es auch Ärger mit den Nachbarn und Forderungen wegen Sprengschäden. Die meisten seien geklärt, berichtet Projektleiter Raimund Köster.