Meschede. Soll Veltins die Werbung an der Arena auf Schalke verboten werden? Was bedeutet das für den Fußballclub? Und was sagt der Drogenbeauftragte.

Burkhard Blienert ist in Meschede nicht prägend in Erinnerung geblieben. In seinem Lebenslauf gibt er an, dass er nach 2004 vorübergehend Geschäftsführer der SPD im Hochsauerlandkreis war. In seiner aktuellen Funktion reicht sein Wirken allerdings spürbar bis nach Meschede, genau genommen bis nach Grevenstein: Blienert ist jetzt Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung und er möchte Alkohol-Werbung und Sport radikal trennen. Das könnte Auswirkungen auf die Veltins-Arena auf Schalke haben. Die Brauerei könnte die Namensrechte verlieren - und Fußball-Zweitligist aus Gelsenkirchen viele Sponsoring-Millionen.

Einschnitt für Schalke

Burkhard Blienert, Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung.
Burkhard Blienert, Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung. © dpa | Boris Roessler

Vor allem für die traditionsreichen Königsblauen wäre ein solcher Einschnitt ein Fiasko: Erst der erneute Abstieg aus der 1. Bundesliga. Dann eine mühsame, zähe Suche nach einem Trikot-Sponsor - und die Zeit läuft.

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Jetzt auch noch die Gelder, die von der Brauerei Veltins dafür bezahlt werden, dass der Schriftzug des Unternehmens aus dem Sauerland am Stadion zu sehen ist und die offizielle Bezeichnung Veltins-Arena auf Schalke lautet? Die Brauerei gibt einen geschätzten einstelligen Millionenbetrag für das Sportsponsoring aus - der Großteil davon fließt nach Gelsenkirchen. Was, wenn die Geldquelle versiegt? Ob es dazu kommt: offen. Noch sind es Absichtserklärungen und Andeutungen des SPD-Politikers.

Nur auf Schalke eine Brauerei als Namensgeber

Blienert wird mit Sätzen wie diesen zitiert: „Alkoholwerbung hat erhebliche Auswirkungen darauf, wie viele Menschen mit diesen Angeboten ein Problem bekommen. In einem ersten Schritt muss Alkoholwerbung deshalb überall dort unterbunden werden, wo sie in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche sichtbar ist.“ Was folgt daraus konkret? Kritiker werfen dem Beauftragten vor, sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Nachteilig für Veltins und den FC Schalke 04 ist vor allem eins: Die Arena in Gelsenkirchen ist das einzige Stadion, wo eine Brauerei der Namensgeber ist. Daher herrscht Sorge bei den Beteiligten, dass hier ein Exempel statuiert werden könnte.

Das Stadion in Gelsenkirchen: Die Brauerei Veltins zahlt für den Sponsoring-Schriftzug der Arena.
Das Stadion in Gelsenkirchen: Die Brauerei Veltins zahlt für den Sponsoring-Schriftzug der Arena. © Brauerei C. & A. VELTINS

„Man darf auch von Zündeln sprechen, denn hier geht es um nichts anderes als um die klammheimliche Einschränkung einer freiheitlichen Errungenschaft“, wird Michael Huber, der Generalbevollmächtigte der Brauerei Veltins zitiert, wenn er über die Politik der Ampel-Regierung und die geplanten Einschränkungen spricht. „Jedes legal hergestellte, vertriebene und konsumierte Lebensmittel muss – und das ist gesellschaftlicher Konsens – auch zielgruppengerecht beworben werden dürfen. Werbeverbote sind falsch verstandener Verbraucherschutz und werden inzwischen vom Wähler selbst als Bevormundung entlarvt.“

Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins.
Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins. © dpa | David Young

Die Bemühungen um Jugendschutz innerhalb der Bundesregierung seien richtig und unterstützenswert, heißt es bei der Brauerei Veltins: „In dieser Legislaturperiode muss lediglich die richtige Balance gefunden werden Die amtlichen Studien zeigen, dass junge Menschen heute wesentlich bewusster und vernünftiger mit Alkohol umgehen als frühere Generationen. Dies ist ein positiver Trend.“

Blienert bleibt unkonkret

Was sagt Burkhard Blienert zur Veltins-Arena? Wie steht er zur Namensgebung? Das wollte diese Zeitung wissen. Die Haltung trotz zweifacher Nachfrage: unkonkret. „Für Herrn Blienert geht es nicht um die Umbenennung eines Stadions, sondern um das Umdenken beim Umgang mit Alkohol. Das ergibt sich nicht, wenn man einfach ein Stadion umbenennt. Deshalb beteiligt sich Herr Blienert nicht an der Diskussion, ob Stadien umbenannt werden sollen oder nicht. Diese Diskussion zielt nicht auf die richtigen Schlüsse ab“, lässt seine Pressesprecherin mitteilen.

Blienert selbst lässt sich mit dieser Aussage zitieren: „Alkohol, Tabak und Glücksspiel sind keine Produkte wie ein Lippenstift oder das neueste Smartphone. Sie bergen immer das Risiko, die Kontrolle zu verlieren, abhängig zu werden. Der Werbung müssen wir zumindest dort, wo sie auch und gerade Jugendliche betrifft, ganz enge Grenzen setzen. Was das im Einzelnen heißt, werden wir sehen.“