Freienohl. Beim Schützenfest in Meschede-Freienohl wurde bargeldlos bezahlt, ähnlich wie mit der Knappenkarte auf Schalke. So lief es ab.

Die Freienohler St.-Nikolaus-Schützen haben auf ihrem Schützenfest ein neues Zeitalter eingeläutet. In der Halle wurde erstmals eine bargeldlose Bezahlmethode ausprobiert. Mit dem so genannten „Schützendeckel 1702er“ konnten Schützen und Gäste ihre Getränke und Speisen bezahlen. Darüber haben wir mit Hauptmann Sascha Maas gesprochen.

Die Schützen in Freienohl haben den Schützendeckel eingeführt.
Die Schützen in Freienohl haben den Schützendeckel eingeführt. © Stefan Pieper

Wie ist der Schützenvorstand auf die Idee gekommen?

Wir haben schon vor Corona über ein bargeldloses Bezahlsystem nachgedacht, weil es für uns vieles vereinfachen würde. Dies scheiterte an den Kosten von 30- bis 40.000 Euro, das wäre für einen Verein in unserer Größenordnung nicht stemmbar. Im März dieses Jahres stellten uns dann jedoch Veltins und unser Getränkeverleger, die WGS, ein Mietmodell vor und fragten, ob wir Interesse an einem Pilotprojekt haben. Sie arbeiten in dieser Sache mit Gastrodina aus Korbach zusammen, die die Technik entwickelt haben. Im Vorstand haben wir dann entschieden, es auszuprobieren. Im April gab es dann einen ersten Testlauf auf der Disco-44-Party in der Schützenhalle. Da war erstmals die Bezahlung per EC-Karte möglich.

Mit der Knappenkarte kann seit mehr als 20 Jahren bargeldlos in der Veltins-Arena bezahlt werden.
Mit der Knappenkarte kann seit mehr als 20 Jahren bargeldlos in der Veltins-Arena bezahlt werden. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-B ning

Wie genau lief die Bezahlung in der Halle ab?

Die Gäste konnten ihre Karten an drei Punkten in der Halle aufladen. Zudem gab es bereits ungefähr eine Woche lang vor dem Schützenfest bei der Ausgabe der Mitgliedskarten die Möglichkeit, einen Schützendeckel zu erwerben. Dies ging mit Bargeld, EC-Karte und teilweise auch Kreditkarte. An der Theke und in der Küche waren alle Posten mit Preis auf der Kasse mit einer Taste hinterlegt. Möchte jemand zum Beispiel Sauerbraten, wird die Taste „Sauerbraten“ gedrückt. Dann wird die Karte aufgelegt, der Betrag vom Guthaben abgebucht und der Gast erhält sofort sichtbar eine Meldung, wie viel Geld noch auf der Karte ist. Technisch ist es das gleiche System, wie es zum Beispiel auch auf Schalke mit der Knappenkarte zum Einsatz kommt.

Wie wurde die bargeldlose Bezahlung angenommen?

Über 80 Prozent der Zahlungen an den Theken und in der Küche wurden mit dem Schützendeckel getätigt. Es kam wirklich sehr gut an. Es konnte selbstverständlich auch noch wie bisher Getränke und Speisen mit Bargeld gezahlt werden.

Was sind die Vorteile?

Es hat Vorteile für uns als Verein, für die Gäste und für Küchen- und Zapfteam. Für uns ist es ein super-transparentes System. Wir können genau sehen, wie viel Bier an welcher Theke verzapft wurde, theoretisch sogar Zapfhahn genau. Der größte Vorteil ist jedoch: Die Wertmarken fallen weg. Bisher haben unsere beiden Kassierer drei Tage im Kassenhäuschen gesessen, um erst die Marken auszugeben und sie nachher wieder zu zählen.

Welche Vorteile hat der Schützendeckel für den Gast?

Der Gast erhält seine Getränke deutlich schneller, weil hinter der Theke der Bezahlvorgang zügig abläuft. Außerdem hat er am Ende des Abends nicht sein ganzes Portemonnaie voll Kleingeld.

Was passiert, wenn die Karte verloren geht?

Auch das ist ein paar Mal passiert. Aber da besteht kein Grund zur Sorge. Jede Karte ist nummeriert. Anhand dieser Nummer können wir die Karte sperren und das Guthaben auf eine andere Karte laden. Wir haben deshalb vorher allen geraten, ein Foto von der Nummer zu machen.

Sascha Maas, Hauptmann der Schützenbruderschaft St. Nikolaus in  Freienohl.
Sascha Maas, Hauptmann der Schützenbruderschaft St. Nikolaus in Freienohl. © Brigitta Bongard

Welche Technik muss in der Schützenhalle vorhanden sein?

Die Kassen benötigen nur Strom. Die Vernetzung erfolgt über eingebaute Router. Sollte der Strom ausfallen, laufen die Kassen im Akku-Betrieb. Wir hatten jedoch fast keine technischen Schwierigkeiten. Außerdem war an den drei Tagen ein Ansprechpartner von Gastrodina vor Ort oder per Telefon erreichbar.

Wie kam die Thekenmannschaft mit der Umstellung zurecht?

Das lief reibungslos. Die Umgewöhnungsphase war wirklich sehr kurz. Die Aufteilung sah so aus: Einer hat gezapft, der gab die Getränke aus und ein weiterer nahm die Bestellungen an und kümmerte sich um den Bezahlvorgang.

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Was ist denn mit Trinkgeld?

Eine Trinkgeld-Taste soll im nächsten Jahr kommen. Aber ich habe auch gesehen, wie ein Gast am Montag über den Platz lief, um Trinkgeld für das Thekenteam zu sammeln. So geht es natürlich auch.

Was erhoffen Sie sich langfristig?

Langfristig ist das Ziel allen Veranstaltungen der Bruderschaft über den Schützendeckel abzuwickeln. Der Schützenbruder kann dann auch auf anderen Festen mit dem Schützendeckel bezahlen. Die Abläufe für die Thekenmannschaften und den Vorstand vereinfachen sich dadurch.