Meschede. Sara Schulz ist Erzieherin im Filippo-Neri-Kindergarten in Meschede: Über ihren Beruf, den die Leiterin liebt. Und was sie sich wünscht.

„Gemeinschaft ist unsere Stärke“: Dafür steht Sara Schulz im Filippo-Neri-Kindergarten in Meschede ein. Was diese Gemeinschaft für sie ausmacht, erklärt die Leiterin der Einrichtung in Meschede. Außerdem erzählt sie, wie man Erzieherin wird, was die größten Herausforderungen in dem Job sind und was sie sich von der Gesellschaft wünschen würde.

Wie wird man Erzieherin?

Das läuft bei den meisten über eine Ausbildung. Diesen Weg bin ich auch gegangen. Danach wurde ich auch sofort als Gruppenleiterin und dann als Kindergartenleiterin hier übernommen, und bin nach den Elternzeiten immer wieder gekommen. Zusätzlich zu meiner Ausbildung habe ich dann noch den Fachwirt für Erziehungswesen und das Montessori-Diplom absolviert. Es ist auch möglich, von vornherein ein Studium zu machen oder nach der Ausbildung eins anzuschließen. Viele wählen da die Fachrichtung Soziale Arbeit oder Frühpädagogik an der FH in Soest. Mir persönlich hätte ein Studium nach der Ausbildung aber nicht mehr wirklich viel gebracht, da ich ja schon die Stelle als Leiterin hatte. Ich meine daher, dass in unserer Branche in vielen Fällen eine Ausbildung ausreichend ist, Weiterbildungen aber sehr sinnvoll sind und man so seine Kompetenzen in bestimmten Bereichen erweitern kann.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Die Arbeit mit den Menschen. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder unter unseren geschafften Rahmenbedingungen wachsen und sich so positiv entwickeln. Auch das positive Feedback der Kinder und Eltern macht diesen Beruf so besonders für mich. Die Kinder sehen, ihre Interessen aufgreifen und so eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich behütet und geborgen fühlen und gerne zu uns kommen. Die Kinder geben uns ehrliches Feedback durch ihr Verhalten, ob wir auf dem richtigen Weg unterwegs sind. Und das bedeutet auch viel Spontanität und Kreativität fürs Team. Zudem ist die Gemeinschaft hier ist sehr besonders. Ob mit dem ehrenamtlichen Vorstand bestehend ausaktiven und ehemaligen Eltern, dem Elternrat oder hier im Kindergartenteam - unser Motto lautet: „Gemeinschaft ist unsere Stärke“ und das leben wir hier und darauf können wir stolz sein. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich beim Elternverein bedanken, ohne den wir vieles so nicht leisten könnten.

Wo liegen die Herausforderungen?

Die größte Herausforderung liegt darin, das Gleichgewicht zwischen der Arbeit mit den Kindern und den Ansprüchen, die von außen an uns gestellt werden, zu finden. Oft geht nämlich sehr viel Zeit mit den Kindern daran verloren, dass wir uns um Konzepte, Dokumentationen und Nachweise kümmern müssen. Viel Zeit geht auch in der Kooperation mit Ärzten und anderen Institutionen drauf. Das ist sehr wichtig, dennoch wird an manchen Stellen den Erzieherinnen fehlende Fachkompetenz unterstellt. Dabei arbeiten wir ja täglich mit den Kindern und unsere Meinung sollte daher mehr Beachtung und Wertschätzung finden. Eine weitere Herausforderung liegt darin, allen Kindern gerecht zu werden. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Kinder, besonders in der Übermittagsbetreuung deutlich angestiegen. Hier allen Bedürfnissen und Altersklassen gerecht zu werden, fordert uns täglich heraus und bedeutet eine stetige Reflexion der Abläufe. Dieser Wandel, zusammen mit dem hohen Personalmangel in der Branche, macht es uns bei unserer Arbeit nicht leicht.

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Wo kann ihr Beruf auch im Alltag von Nutzen sein?

Viele denken sicher die einzige Antwort auf diese Frage wäre „bei der Erziehung der eigenen Kinder“. Das stimmt zwar, ist aber nicht der einzige Nutzen. Als Erzieherin lernt man nämlich viel über Kommunikation, Wertschätzung und wie man ein gutes Vorbild für andere ist. Die Arbeit mit Menschen und die dazu gehörenden Kompetenzen wie z.B. Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Flexibilität werden im Alltag und Privatleben natürlich ebenso gebraucht.

Welche Vorurteile über Ihren Job gibt es, die Sie gern entkräften wollen?

Es gibt sicher noch einige Leute, die denken, Erzieherinnen würden den ganzen Tag nur Kaffee trinken und Memory spielen. Das stimmt so überhaupt nicht. Dafür ist unser Alltag viel zu anspruchsvoll. Als Erzieherinnen beschäftigen wir uns selbstverständlich viel mit den Kindern. Dazu gehört es auch Spiele zu spielen. Es geht in unserem Beruf aber vor allem darum, die Kinder stark zumachen für ihr individuelles Wachstum, dass sie lernen, eigenständig miteinander zu spielen, Konflikte selbst zu lösen und ihre eigenen Stärken zu erkennen und für ihre Meinung einzustehen. Unser Job besteht auch aus viel Beobachtung und Dokumentation über die Entwicklung der Kinder. Zudem muss man sehr teamfähig sein und auch mal spontan auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren können. Das kann an manchen Tagen ziemlich herausfordernd sein, bringt aber auch das Spannende des Berufes mit sich.

Wenn Sie etwas in Ihrem Berufsfeld ändern könnten, was wäre das?

Ich würde sicher etwas an der Außendarstellung von uns Erzieherinnen ändern und dafür sorgen,dass wir für unseren Job eine höhere Wertschätzung bekommen. Kinder sind nämlich unsere Zukunft und wir legen hier die Grundsteine für eine positive und individuelle Entwicklung. Wertschätzung spiegelt sich selbstverständlich auch in der Bezahlung wider. Da hat sich glücklicherweise in den vergangenen Jahren schon einiges getan, aber natürlich ist noch Luft nach oben. Außerdem würde ich etwas an den Gruppengrößen ändern, um noch individueller auf die einzelnen Kinder eingehen zu können.

Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren?

Auf jeden Fall noch hier im Kindergarten! Mein Ziel ist es, den Kindergarten in Zukunft weiterzuentwickeln und weiterhin so gut mit unserem Vorstand zusammenarbeiten, wie wir es jetzt tun. Außerdem wünsche ich mir, dass der Grundgedanke unserer Einrichtung niemals verloren geht. Nämlich, dass die Kinder hier im Mittelpunkt und immer an der ersten Stelle stehen, und wir gemeinsam mit den Familien eine vertrauensvolle und positive Erziehungsarbeit leisten.

>>> Filippo-Neri-Kindergarten

11 Mitarbeiterinnen

ein Standort in Meschede

Tarif: AVR Caritas

Arbeitszeit: geregelt

Arbeitsplatz: Büro und Kita

Kooperationen: TuS Heinrichstal Wehrstapel, Caritas, Logopäden, Ergotherapeuten

Benefits: E-Bike-Leasing, Weiterbildungen möglich

Weitere Besonderheiten: Förderung vom Land NRW für Künstlerprojekt, Erweiterung des Kindergartens durch Anbau

Kontakt: Filippo-Neri-Kindergarten, Am Drüerberg 1, 59872 Meschede