Meschede/Freienohl. Die Deutsche Glasfaser verlangt Zusagen von 33 Prozent aller Haushalte in Meschede. Es gibt neue Zahlen. Wird das Ziel noch erreicht?

Benötigt werden nach eigenen Angaben mindestens 33 Prozent aller Haushalte, nur dann will die Deutsche Glasfaser im Stadtgebiet Meschede ein Angebot schaffen. Entsprechend offensiv geht das Unternehmen im Marketing vor - zuweilen auch robust. Ein Hauseigentümer hatte jetzt von einer Drohung berichtet. Davon abgesehen: Was passiert, wenn das geforderte Ziel nicht erreicht wird? Dazu gibt es neue Zahlen am Ende dieses Textes.

„Null Interesse“

Es klingelt bereits zum zweiten Mal an dieser Haustür in Freienohl. Der Eigentümer macht dem Werber erneut unmissverständlich klar: „Null Interesse!“ Was er dann erlebt, schildert er so: Der Vertreter sei pampig geworden und habe dann gesagt: „Glasfaser ist hier nur im Nachbarschaftsverbund möglich. Ich werde Ihr Haus mit einem roten Punkt markieren, damit die Nachbarn erkennen können, an wem es liegt, wenn nicht ausgebaut wird!“

Diese Aufsteller befinden sich in Gärten, wenn ein Hauseigentümer mitmacht und den Sticker haben möchte.
Diese Aufsteller befinden sich in Gärten, wenn ein Hauseigentümer mitmacht und den Sticker haben möchte. © Ilka Trudewind

Der Satz wirkt noch nach beim Hauseigentümer. „Ein starkes Stück!“, meint er. Die Deutsche Glasfaser distanziert sich von solchen Aussagen. „Wir markieren selbstverständlich keine Häuser, die ablehnen“, betont Pressesprecher Dennis Slobodian. Sollte sich bestätigten, dass auf diese Weise Druck ausgeübt worden sei, werde dieser Mitarbeiter abgezogen, versichert er.

Mitarbeiter einer Fremdfirma

Die Deutsche Glasfaser arbeitet bei den Haustürgeschäften mit so genannten Vertriebspartnern zusammen. „Branchenüblich“, nennt Slobodian das Vorgehen. Und „branchenüblich“ nennt er auch Probleme, die dabei auftreten können: Die Mitarbeiter sind bei einer Fremdfirma angestellt und sie arbeiten auf Provision. Die Folge: Das erhöht den Druck auf erfolgreiche Abschlüsse.

Sehr gut besucht waren die Informationsveranstaltungen der Deutschen Glasfaser - hier in der Schützenhalle Olpe.
Sehr gut besucht waren die Informationsveranstaltungen der Deutschen Glasfaser - hier in der Schützenhalle Olpe. © Stefan Pieper

Gleichwohl, versichert der Pressesprecher, werde das Personal geschult, bevor es in den Straßen unterwegs sei. Der Umgang mit Kundinnen und Kunden und das persönliche Auftreten seien dabei ganz wichtige Punkte. „Wir wollen auch hier Qualität“, so Slobodian. „Schwarze Schafe lassen sich allerdings nicht immer vermeiden“ - auch unabhängig von der Branche. „Wir ziehen dann aber Konsequenzen.“

Erst auf Nachfrage

Das betrifft auch Auftritte in Social-Media-Gruppen: Dort hatten sich in den vergangenen Wochen mehrere Auswärtige registriert, die auf Facebook für die Deutsche Glasfaser argumentieren. In mindestens einem Fall handelte es sich ebenfalls um einen Vertriebspartner, der sich allerdings erst auf Nachfrage und nach Kritik öffentlich zu erkennen gab: „Es ist nicht vorgesehen und nicht gewünscht so zu agieren - im Gegenteil“, erklärte Slobodian. „Es soll ausschließlich auf den offiziellen Kanälen kommuniziert werden.“

Eindeutige Regeln gibt es auch für die Aufsteller, die in vielen Vorgärten inzwischen zu sehen sind: „Wir sind dabei“, steht darauf. Das signalisiert, dass sich dieser Haushalt für einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser entschieden hat. „Die Aufsteller sind selbstverständlich freiwillig, wir bieten sie nur an“, erklärt Slobodian das Marketing-Instrument. Er berichtet von Eigentümern, die „Feuer und Flammen sind“ und das Schildchen sehr gern stolz präsentieren möchten.

Es fehlen 9 Prozent

Keine drei Wochen blieben mehr, um die Zusage von 33 Prozent aller Haushalt im Stadtgebiet Meschede zu bekommen. Der letzte Zwischenstand am 30. Juni lag bei 23 Prozent. Was passiert, wenn das erklärte Ziel nicht erreicht wird? Verlegt die Deutsche Glasfaser dann tatsächlich keine Leitungen in Meschede? Das kann durchaus sein, bestätigt Pressesprecher Slobodian. „Unterhalb des erklärten Ziels wird es kritisch, weil wir wirtschaftlich arbeiten müssen.“ In Ausnahmefällen werde auf Nachzügler gewartet, es könne Fristverlängerungen geben. „Aber falls es nicht reicht, müssen wir uns zurückziehen.“

>>> Die Werte in der Übersicht

Folgende Zusagen von Haushalten gibt die Deutsche Glasfaser mit Stand vom 30. Juni an:

Berge: 29 Prozent
Eversberg: 22 Prozent
Grevenstein: 31 Prozent
Meschede: 14 Prozent
Remblinghausen: 18 Prozent
Calle/Wallen: 30 Prozent
Freienohl: 20 Prozent
Heinrichsthal/Wehrstapel: 25 Prozent
Olpe: 32 Prozent
Visbeck: 41 Prozent
Wennemen: 20 Prozent