Oberkirchen. Wie die Familie Gilsbach von Oberkirchen aus ganz konkret die nationale Wiederaufforstung in Kamerun und Madagaskar unterstützt. Die Details.

Was können Gäste aus Kamerun und Madagaskar in einer Forstbaumschule in Oberkirchen lernen? Offenbar eine ganze Menge. Wie forstet man eine Fläche auf? Wie wird ausgesät und angezüchtet? Das haben Elmar und Corinne Gilsbach mit ihrem Team in Oberkirchen aus der Praxis heraus gezeigt. Wie dieses Wissen nun in Kamerun und Madagaskar umgesetzt werden soll.

Elmar Gilsbach demonstriert den Gästen die wichtigsten Details zur Aussaat und Anzucht.
Elmar Gilsbach demonstriert den Gästen die wichtigsten Details zur Aussaat und Anzucht. © Privat | Privat

Die 17-köpfige Delegation aus Kamerun und Madagaskar - darunter der Chef des Forstministeriums mit seinem Gefolge, aber auch Professoren - hatte ein straffes Programm bei ihrem Besuch in Deutschland abzuarbeiten. Los ging es in Hessen. Dort besuchte die Gruppe unter anderem den Hessen-Forst und das Forstamt Hanau-Wolfgang mit Staatsdarre (hier wird hochwertiges Saatgut gesammelt, aufbereitet und gelagert). Darüber ist auch der Kontakt zur Familie Gilsbach in Oberkirchen entstanden, denn der Betrieb Gilsbach-Figgen ist ein wichtiger Kooperationspartner. „Wir ziehen Forstpflanzen heran und pflanzen diese auch für Hessen Forst an“, erklärt Elmar Gilsbach.

Klimaresistente Baumarten

Die Forstbaumschule Gilsbach-Figgen hat sich auf die Anzucht klimaresistenter Baumarten im Container spezialisiert, nachdem mit Kyrill 2007 das Hauptstandbein - die Forstwirtschaft - eingebrochen war.

>>> Lesen Sie auch: Warum Schmallenberg auf 786.000 Euro für den Wald verzichtet <<<

„Ein Problem in Kamerun ist zum Beispiel, dass es kein funktionierendes System für hochwertiges Saatgut oder hochwertige Forstpflanzen gibt“, erklärt Elmar Gilsbach. Aber auch das Know-How fehle. Und da kommt der Betrieb aus Oberkirchen ins Spiel. Dort werden klimaresistente Forstpflanzen mit großen gut durchwurzelten Ballen im sogenannten Quick-Pot-Container herangezüchtet. Das hat einen großen Vorteil wie der studierte Forstwirt erklärt: „Die Pflanzen sind einfach resistenter gegen Trockenheit. Im Grunde kann man sich den Wurzelballen wie einen Akku vorstellen, der Wasser über lange Zeit speichern und so Trockenheitsperioden überstehen kann.“ Probleme, die eben auch die Wiederaufforstung in Afrika betreffen.

100 Millionen Hektar Wald in Afrika aufforsten

Ziel der Exkursion war es, in der Forstbaumschule Gilsbach-Figgen die Aussaat des Saatguts und die Anzucht in einem Quickpot-Container zu veranschaulichen.
Ziel der Exkursion war es, in der Forstbaumschule Gilsbach-Figgen die Aussaat des Saatguts und die Anzucht in einem Quickpot-Container zu veranschaulichen. © Privat | Privat

Das nationale Wiederaufforstungsprogramm AFR100 (African Forest Restauration Programm) hat es sich zum Ziel gesetzt, 100 Millionen Hektar Wald in Afrika aufzuforsten. Kamerun hat eine Fläche von 12 Millionen Hektar zugesagt. Dafür müssen aber bis zu 2 Millionen Hektar konkrete Aufforstungsmaßnahmen umgesetzt werden. Die KfW finanziert aktuell über einen nationalen Gemeinschaftsfond 9500 Hektar Aufforstungen sowie Restaurierungen in einem Gebiet von 48.000 Hektar. An dieser Stelle unterstützt die deutsche Entwicklungshilfe und damit Oberkirchen. „Das ist ein riesen Projekt“, sagt Elmar Gilsbach.

Ziel der Exkursion war es, in der Forstbaumschule Gilsbach-Figgen die Aussaat des Saatguts und die Anzucht in einem Quickpot-Container zu veranschaulichen. Dabei wurden alle Fragen bezüglich Containergröße, Anzuchtdauer, Pflanzsubstrat, Düngung usw. erörtert. Weitere Themen waren Pflanzverbände, Mischungen und weitere Maßnahmen der Jungwuchs- und Bestandspflege. „Die Delegation aus Kamerun und Madagaskar hat sehr großes Interesse gezeigt und viele Fragen gestellt“, erzählt Corinne Gilsbach.

Enge Kooperation geschmiedet

Waldbewirtschaftung, aber auch die Arbeiten eines Forstamtes mit seiner Beratungs- und Betreuungsfunktion waren weitere Themen, die den Besuchern aus Afrika näher gebracht wurden - „auch das war sehr wichtig, da die Funktion des Forstamtes in Kamerun fast ausschließlich die der Forstpolizei ist.“

Die Forstbaumschule Gilsbach-Figgen und das Forstministerium von Kamerun und Madagaskar haben während des Besuchs eine enge Kooperation geschmiedet. „Schon im nächsten Frühjahr sollen drei führende Mitarbeiter von Baumschulen aus Kamerun in der Forstbaumschule Gilsbach-Figgen mitarbeiten, damit sämtliche Arbeiten in Kamerun eins zu eins umgesetzt werden können“, erläutert Elmar Gilsbach. Außerdem wird die Oberkirchener Forstbaumschule eine jährliche Begutachtung mit dem Forstministerium in Kamerun vornehmen. „Wir werden das Projekt eng begleiten, damit der Start gut gelingt.“

Über den Betrieb in Oberkirchen

Die 17-köpfige Delegation aus Kamerun und Madagaskar - darunter der Chef des Forstministeriums mit seinem Gefolge, aber auch Professoren - hatte ein straffes Programm bei ihrem Besuch in Deutschland abzuarbeiten.
Die 17-köpfige Delegation aus Kamerun und Madagaskar - darunter der Chef des Forstministeriums mit seinem Gefolge, aber auch Professoren - hatte ein straffes Programm bei ihrem Besuch in Deutschland abzuarbeiten. © Privat | Privat

In ihrem Waldgut Vorwald haben Corinne und Elmar Gilsbach nach dem Sturm Kyrill 2007 große Flächen mit Küstentannen und Douglasien aufgeforstet.

Die Forstbaumschule Gilsbach-Figgen, die sie 2007 gegründet haben, hat sich auf die Anzucht klimaresistenter Baumarten im Container spezialisiert.

Klimaresistente Baumarten sind Douglasie, Küstentanne, Weißtanne, Traubeneiche, Roteiche, Esskastanie und deren Mischung untereinander.

Saisonbedingt hat der Betrieb bis zu 20 Mitarbeiter.