Bad Fredeburg. Warum Daniel Kietsch seine Metzgerei in Bad Fredeburg geschlossen hat und wie Kunden trotzdem noch versorgt werden.

Daniel Kietsch hat die Reißleine gezogen. Die Metzgerei, die sein Urgroßvater vor 95 Jahren in Oberschlesien begründete, hat er zum 1. Februar geschlossen. Kurz zuvor schloss er bereits die Filiale in Dorlar. Die Gründe sind vielfältig, die Folgen für die Kunden fängt der Handwerksmeister mit seiner Familie aber zum Teil wieder auf.

Zunehmende Zahl an Vegetariern

Die Situation sei seit Monaten schwierig, sagt der 48-Jährige: Steigende Energie- und Materialkosten, fehlendes Personal und ein gesamtgesellschaftlicher Wandel, machten ihm zu schaffen. „Vor 20 Jahren hat noch keiner von Vegetariern gesprochen, heute will die Politik den Fleischkonsum mehr und mehr verbieten.“ Hinzu komme, dass auch die Kunden aus Sorge vor steigenden Preisen mehr auf den Cent achteten. „Sie kaufen dann eben billiger im Supermarkt.“

Metzgerei Kietsch in Bad Fredeburg nimmt nur noch Bestellungen entgegen. 
Metzgerei Kietsch in Bad Fredeburg nimmt nur noch Bestellungen entgegen.  © WP | Ute Tolksdorf

Lange Familiengeschichte

Kietsch ist Metzgermeister aus Überzeugung. „Ich habe das immer gern gemacht.“ Sein Großvater eröffnete im Westen seine erste Metzgerei in Altenhundem und dann 1959 das Geschäft in Bad Fredeburg. „Erst konnten wir das Ladenlokal Im Ohle pachten, da, wo heute das Blumengeschäft Bachmann ist“, erinnert sich Senior-Chef Werner Kietsch. 1968 kaufte die Familie das Ladenlokal an der Straße „Am Kurhaus“ und baute ein Schlachthaus an. Daniel Kietsch wurde quasi in der Metzgerei groß. Er machte seine Lehre bei Kappel in Remblinghausen und übernahm das Geschäft.

Sorgen um steigende Energiekosten

Doch seit einigen Jahren sah er immer mehr Probleme auf sich zukommen. Die steigenden Energiekosten: „Ist ja schön, wenn man einen heißen Sommer hat und die Leute grillen, aber dann laufen unsere Kühlhäuser zwei- bis dreimal so viel.“ Die Preise: „Für einen Bullen habe ich noch vor einem Jahr 4 Euro pro Kilo plus Mehrwertsteuer bezahlt, zuletzt lag der Preis bei 6,80 Euro.“ Und das Personal: „Obwohl meine Eltern mich immer noch unterstützt haben und meine Frau auch im Laden arbeitete, hätte ich dringend noch jemand einstellen müssen. Aber man findet niemanden.“

Fleischerei Metten als neuer Arbeitgeber

Und dann sah Kietsch die Anzeige der Fleischerei Metten in Finnentrop. „Die suchten einen Metzgermeister.“ Für den Bad Fredeburger ein Fingerzeig. „Das passte einfach. Ich kann weiter in meinem Beruf arbeiten, muss mich nicht an irgendein Band in der Industrie stellen und kann das nutzen, was ich gelernt habe.“ Er bewarb sich, wurde sofort genommen und die Personalabteilung drängte, er möge doch möglichst frühzeitig anfangen. Deshalb ging dann alles sehr schnell. Gleichzeitig erhielt seine Mutter ein neues Knie, und das besiegelte dann auch das Ende der Filiale in Dorlar, die sie noch geleitet hatte.

Fredeburger Rosta und Grillfleisch

Kietsch ist froh, dass er sich so entschieden hat. „Und ich kann ja auch hier noch weiterarbeiten.“ Kommt er jetzt am frühen Nachmittag nach Hause, stellt er sich - unterstützt von seiner Familie - in die Metzgerei und fertigt Wurstwaren und Braten - von der Fredeburger Rosta, über Grillfleisch bis zum Tafelspitz - zum Großteil aus eigener Schlachtung. Auch der Partyservice läuft weiter. Kunden können die Waren bis mittwochs bestellen und freitags oder samstags nach Absprache abholen. Auch Privatschlachtungen sind weiter möglich.

„Natürlich wird dann der Tag lang“, sagt Daniel Kietsch, „aber ich mache das ja gern, und ich wollte nicht ganz aufhören.“ Es war für ihn auch schön zu erleben, dass sein Handwerk noch gefragt ist. „Für mich war das zwar ein schwerer Schritt, aber der richtige. Ich bin ja erst 48, ich will und muss noch 20 Jahre arbeiten. Wer weiß, was bis dahin ist.“

Keine Probleme, Job zu finden

Auch die verbliebenen Angestellten, seine Frau und eine weiteren Fleischerei-Fachverkäuferin, mussten nicht lange suchen. Sie haben beide schon wieder einen neuen Job gefunden. „Arbeit ist in unserer Branche genug vorhanden.“