Fleckenberg. Maredo-Steakhäuser brachten die weite Welt in viele Städte - bis die Kette insolvent wurde. Wie sie jetzt von Schmallenberg aus neu erstehen.
Viele kennen Maredo als Restaurantkette für hochwertige argentinische Steaks. Dann wurde sie insolvent. „Früher ging man dort essen, wenn man in der Großstadt einkaufen war“, berichtet Georg Voss aus Fleckenberg, der die Firma im Mai 2021 mit seinem Schwager Markus Bette übernahm. Der geschäftsführende Gesellschafter verrät, warum diese deutschlandweit bekannte Marke ihren Firmensitz in Schmallenberg hat und warum er trotz der Insolvenz an die Idee glaubt.
Wofür steht Maredo konzeptionell?
Maredo ist ein klassisches Steakhaus. Doch auch wenn argentinisches Rindfleisch bei uns seit 50 Jahren im Mittelpunkt steht, wollen wir nicht zu besonders häufigem Fleischgenuss aufrufen.
Es geht um Genuss und dafür bieten mit unserem argentinischen, besonders zarten Fleisch auch besondere Qualitäten. Daneben ist die Salatbar ein Markenzeichen.
Aber Maredo bietet mittlerweile auch vegetarische Gerichte an. Und preislich bewegen wir uns sicher etwas höher als eine typische Großstadt-Kette wie Hans im Glück oder Vapiano, aber im Vergleich zu anderen Steakhäusern liegen wir im mittleren Bereich.
Wie kommt Maredo nach Schmallenberg?
Durch mich! (lacht) Ein Stuttgarter Unternehmer hat das erste Restaurant 1973 in Berlin eröffnet. Er verkaufte die Firma an eine englische Steakhauskette, die wiederum verkaufte sie an einen Fonds. In Düsseldorf entstand dann die Zentrale. Diese haben wir mit der Insolvenz einschließlich Inventar und Arbeitsplätzen übernommen und später aufgelöst. Den juristischen Sitz haben wir an unseren Wohnort Schmallenberg verlegt. Übrigens war ein Grund dafür auch der niedrige Gewerbesteuersatz hier.
Und der andere?
Ich bin stolz darauf, ein Rückkehrer zu sein. Nach Jahren in Hamburg bin ich mit meiner Familie 2007 bewusst ins Sauerland zurückgekehrt, weil es sich hier gut leben lässt, wir hier Freunde und Familie haben. Die Zusammenarbeit mit örtlichen Experten wie der Marketingagentur Viereinhalb von Sebastian Uting läuft über kurze Wege und professionell. Und mit Handy und Internet ist man an die Welt angebunden.
Wer steckt noch hinter der Firma Maredo?
Geschäftsführende Gesellschafter sind neben mir zwei weitere Sauerländer, Markus Bette aus Schmallenberg und Marcus Voeste aus Sundern. Daneben gehört noch André Estevao zum Team, der sich selbst gern scherzhaft einen Portofriesen nennt, weil er Halb-Portugiese ist und in Friesland geboren wurde.
2000 war Maredo die erste zertifizierte Restaurantkette, später kam auch der Einzelhandel hinzu. In Höchstzeiten hatte das Unternehmen mehr als 1.500 Mitarbeiter und einen Umsatz von 130 Millionen Euro. Und dann kam die Insolvenz und die Schließung aller 60 Restaurants. Wie konnte das passieren?
Dafür gab es drei wesentliche Gründe: Das Konzept wurde nicht den veränderten Ernährungsgewohnheiten anpasst. Es fehlten vegetarische oder vegane Speisen und Burger. Dann ging Maredo durch Fonds-Hände, was hier bedeutete, es wurde mehr Geld rausgezogen als reinvestiert und erste Filialen mussten geschlossen werden. Und als Drittes verpasste man es, die Zentralen Dienste zu digitalisieren und sie mit schrumpfen zu lassen. Und dann kam Corona.
Wo steht Maredo jetzt?
Maredo hat jetzt 300 Mitarbeiter, acht Filialen, zwei weitere entstehen demnächst in Hamburg und im Ruhrgebiet und erwirtschaftet 30 Millionen Euro Umsatz. Wir sind aber keine reine Restaurantkette mehr, wir verkaufen unser Grillfleisch auch über Rewe und Edeka im Einzelhandel. Und ab April bieten wir dort auch Feinkostsalate und Dips an.
Was fasziniert Sie an dem Geschäftsmodell so, dass Sie sich da engagieren?
Da gibt es eine emotionale und eine unternehmerische Komponente. Maredo steht für Genuss und Geselligkeit. 2020 saßen alle nur zu Hause und hatten Angst vor Corona. Ich bin überzeugt, dass deshalb keiner die Ertragsperle erkannt hat. Maredo ist schon jetzt mehr als ein Restaurant, weil der Vertrieb über den Einzelhandel hinzukommt. Ich bin überzeugt, dass wir eine Marke gekauft haben, die mehr wert ist, als wir bezahlt haben.
Wo soll Maredo wann wieder hin?
Wir wollen national weiter wachsen mit Restaurants, Grillkursen und im Einzelhandel. Aber es gibt keinen Investor im Hintergrund, der uns da Vorgaben macht.
Ist das realistisch, wenn man sieht, dass insgesamt weniger Fleisch gegessen wird und unser Fleischkonsum auch aus Gründen der CO2-Bilanz reduziert werden muss?
Das muss sich nicht widersprechen. Wir sind auch der Überzeugung, dass insgesamt weniger Fleisch gegessen werden muss, das schließt aber den bewussten Genuss, der dann auch seinen Preis hat, nicht aus.
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Ist Maredo nur ein Modell für Großstädte oder ist das auch im Hochsauerlandkreis oder Schmallenberg denkbar?
In Westfeld wirbt ein Restaurant immerhin schon mit „Maredo-Qualität“ (lacht), bei Edeka in Winterberg bekommt man unser Fleisch. Normalerweise engagieren wir uns in Städten ab einer Größe von 80.000 Einwohnern, darunter wird es schwierig auf die nötige Zahl an Gästen zu kommen. Wir prüfen aber in unserem Restaurant „Braubrüder“ in Arnsberg gerade ein Konzept, das wir „Maredo Insight“ nennen. Dort werden unsere argentinischen Steaks in unserer Qualität serviert, ohne dass das Lokal direkt ein Maredo-Lokal wird.
Hintergrund
Georg Voss ist Unternehmer und Investor aus Schmallenberg.
12 Jahre lebte er in Hamburg, wo er unter anderem für die Lufthansa arbeitete.
Er hat mit seiner Frau drei Kinder und lebt heute mit seiner Familie in Fleckenberg