Bad Fredeburg. Ein Schmallenberger hat wegen Raserei einen Unfall gebaut. Dabei wurden insgesamt sechs junge Menschen verletzt. Er stand vor Gericht.

„Verkehrsunfall mit sechs Verletzten bei Schmallenberg“, so lautete die Online-Überschrift unserer Zeitung am 8. Mai 2021. Einen Tag zuvor hatte sich der Unfall im Bereich des Ortseingang von Westfeld ereignet: Vier Freude waren dabei von Winterberg in Richtung Schmallenberg unterwegs: „Damals galt noch die Ausgangssperre und wir fuhren deshalb so um 21.30 Uhr nach Hause“, erinnert sich der Autofahrer, der als Zeuge vorm Amtsgericht in Bad Fredeburg aussagte. Er und seine Freunde mussten aber alle auf die Toilette und wollten kurz vor Westfeld links auf den Parkplatz eines Sportplatzes einbiegen.

Zeugen wissen teilweise nicht mehr viel vom Unfall

„Ich weiß nicht mehr, wie langsam ich geworden bin oder wie weit ich schon abgebogen war“, so der Fahrer vor Gericht. Auf einmal fuhr auf den Audi von hinten ein VW Golf mit einer hohen Geschwindigkeit auf. Der Audi mit den vier Freunden wurde mehrere Meter über die Straße, gegen einen Zaun und einen Baum geschleudert, bis der Wagen schließlich zum Stehen kam.

Richter Ralf Fischer fragt den Angeklagten, der sich wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Bad Fredeburger Amtsgericht steht, nach dem Unfallhergang. Der Schmallenberger wollte nichts dazu sagen- Allerdings entschuldigte er sich. Die vier Zeugen, die im Audi saßen, schilderten die Situation alle gleich: „Wir waren auf dem Weg von Winterberg nach Schmallenberg. Wir haben den VW Golf erst noch überholt, weil er langsamer fuhr. Kurz vor Westfeld wollten wir dann abbiegen und dann knallte es.“

An mehr können sich zwei Zeugen nicht erinnern. Eine Zeugin fügte hinzu: „Ich weiß noch, dass wir abbiegen wollten und dass ich dann plötzlich ein Flimmern vor Augen hatte und nicht aus dem Auto kam.“

Aufprall mit 110 km/h

Alle Insassen des VWs erlitten leichte Verletzungen. Neben einem Schlüsselbeinbruch, gab es mehrere Prellungen, Schürfwunden und eine Insassin erläuterte vor Gericht, dass sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide. „Dieser Unfall hätte vor ein paar Jahren, als die Autos noch nicht so sicher waren, für alle Beteiligten tödlich ausgehen können“, erklärt Ralf Fischer.

Auch eine Sachverständige war zum Prozess geladen: „Wir haben die Möglichkeit gehabt, den Unfall nachzustellen.“ Laut ihren Berechnungen muss der VW beim Aufprall auf den Audi eine Geschwindigkeit von 110 km/h gehabt haben, in einer 70er-Zone kurz vor dem Ortseingangsschild von Westfeld. „Laut der Berechnungen muss er vor der Bremsung sogar eine Mindest-Geschwindigkeit von 125 km/h gehabt haben.“ An diesem Morgen der Verhandlung ist auch ein Polizist als weiterer Zeuge geladen. Er hatte nach eigenen Angaben ein aggressives Fahrverhalten des VW-Fahrers im Vorfeld des Unfalls beobachten können: „Ich fuhr von Schmallenberg über Fredeburg und Rimberg Richtung Brilon. Der VW-Fahrer fuhr mir sehr nah auf. Was auffällig war: In Ortschaften fuhr er sehr langsam und ich konnte auch sehen, dass er das Handy in der Hand hielt.“ Fischer fragte daraufhin, ob der Angeklagte dem Polizisten aus der Poser- oder Raserszene bekannt sein. Das verneinte der Beamte aber.

„Ihnen kommt zu Gute, dass Sie sich entschuldigt haben und noch nicht straffällig geworden sind“, wendete sich Ralf Fischer am Ende der Verhandlung an den Angeklagten. Fischer stellte noch heraus: „In meiner Dienstzeit habe ich noch nie so einen Raserunfall gehabt, bei dem eine Frau gefahren ist. Frauen sind die besseren Autofahrer. Gerade die jungen Männer brauchen die Geschwindigkeit, um ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen.“ Der Angeklagte hatte wie immer das letzte Wort und richtete sich noch persönlich an die Zeugen, die ebenfalls im Zuschauerraum Platz gefunden hatten: „Ich will mich noch einmal entschuldigen. Ich habe einen der Fahrzeuginsassen aus dem Auto befreit“, sagt der Angeklagte zum Schluss. Fischer spricht das Urteil: eine Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro ein dreimonatiges Fahrverbot.