Freienohl. Linda Jennbach ist Hauptschullehrerin aus Überzeugung. Sie verrät, was sie an der Konrad-Adanauer-Schule in Freienohl schätzt.

Linda Jennebach ist 37 Jahre alt und unterrichtet mit Unterbrechungen seit dem Ende ihres Referendariats an der Konrad-Adenauer-Schule in Meschede-Freienohl. Warum sie hinter dem System Hauptschule steht und welchen Eltern sie diese Schulform empfiehlt.

Linda Jennebach unterrichtet an der Konrad-Adenauer-Hauptschule
Linda Jennebach unterrichtet an der Konrad-Adenauer-Hauptschule © WP | Privat

Wie war Ihre Schulzeit?

Linda Jennebach: Ich habe mein Abitur in Soest gemacht, fand die Schulzeit aber insgesamt eher demotivierend. Irgendwann habe ich dann gedacht, vielleicht kannst du es besser und habe in Dortmund Sozialwissenschaften, Textilgestaltung und Deutsch für die Sekundarstufe I studiert.

Sie waren dann im Referendariat an einer Realschule in Dortmund, wie sind Sie nach Freienohl gekommen?

Ich lebe in Möhnesee und hatte mich im Umkreis an Hauptschulen beworben - auch an der Konrad-Adenauer-Hauptschule. Obwohl das erst mit den Fächern nicht passte, hat sich Schulleiter Detlev Pecko sehr dafür eingesetzt, dass ich kommen konnte. Ich habe mich dort direkt sehr gut aufgenommen gefühlt. Die Chemie stimmte sofort.

Das war auch eine bewusste Entscheidung für die Hauptschule und gegen Realschule und Sekundarschule?

Ja, ich hatte bei Praktika die Vorteile des kleinen Systems kennengelernt - weniger Schüler und weniger Kollegen. Hier kennt wirklich jeder noch jeden. Wir arbeiten meist mit maximal 20 Kindern und oftmals auch im Team. Es gibt viele außerschulische Aktivitäten. So fällt es leicht, ein gutes Verhältnis zu den Schülern aufzubauen. Man kann sich hier eher wohlfühlen und die meisten Schüler sind auch gern bei uns. An reinen Hauptschulen hat man eine andere Klientel als beispielsweise an Sekundar- oder Gesamtschulen, wir arbeiten ganz anders.

Wie muss man sich das vorstellen und welche Rolle spielt die Berufsorientierung?

Die wird natürlich großgeschrieben. Die ganze Ausbildung ist alltagsorientiert und lebensnah. Die Annäherung an die Arbeitswelt beginnt mit den Boys- und Girls-Tagen und geht weiter über regelmäßige Praktika. Beispielsweise bieten wir Block- und Langzeitpraktika in Betrieben an. So schaffen wir es auch immer wieder, Schüler in Ausbildung zu vermitteln.

Langzeitpraktikum heißt was?

Die Schüler, die in der Klasse 10A auf den Hauptschulabschluss zugehen, haben in der letzten Klasse immer montags ein Jahr lang ein Ganztagspraktikum in einem Betrieb. Nach der Zeit wissen Unternehmen und Schüler, auf was sie sich einlassen. Darüber kommen oftmals Ausbildungsverträge zustande.

Gibt es ein besonderes Projekt, das Sie betreuen?

Ja, wir haben jetzt seit dem Sommer einen eigenen Schulkiosk. Daran kann man sehr schön sehen, wie lebenspraktisch die Ausbildung läuft. Die Schüler üben sich in Buchführung, entscheiden über den Einkauf in örtlichen Firmen, zahlen den Erlös bei der Bank ein. Da wir keinen Nachmittagsunterricht und keine Mensa haben, nur eine Übermittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe, wird der Kiosk sehr gern angenommen. Die Schüler können sich dort auch in den Pausen zusammensetzen. Sonst müssten sie immer auf den Schulhof.


Sie sind selbst Mutter von drei Kindern, worauf, denken Sie, sollten Eltern achten bei der Wahl der weiterführenden Schule?

Man muss ernsthaft schauen, was bringt das Kind mit. Lernt es schnell und leicht oder tut es sich damit schwer und sitzt nicht gern still. Als Mutter ist es mir wichtig, dass mein Kind nicht überfordert wird und den Spaß am Lernen behält. Ich würde gern auch den Druck aus dem Schulwechsel nehmen. Das ist keine Masterentscheidung für die Zukunft.

Unser Schulsystem ist offen, ein Wechsel zum Gymnasium, zum Berufskolleg und später auch an die Uni sind also möglich. Vielleicht ist es besser, erstmal solide anzusetzen und dann nach oben rauszuwachsen. Und man darf auch nicht vergessen: Die richtig schwere Zeit beginnt für alle erst mit der Pubertät, wenn alles andere wichtiger scheint als die Schule. Schule ist eben nicht alles.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in Ihrem Beruf?

Theoretische Lehrpläne und wichtige lebenspraktische Kenntnisse übereinander zu bringen. Und auch, wenn wir uns hier über zu große Klassen wirklich nicht beschweren können, ist der Mangel an Lehrern eine Herausforderung, gerade bei den zuletzt hohen Krankenständen.

Hintergrund

Linda Jennebach ist Lehrerin an der Konrad-Adenauer-Schule in Freienohl.

Die 37-Jährige lebt mit Mann und drei Kindern, 3, 5 und 8 Jahre alt, in Delecke-Möhnesee.

Zeit für sich findet sie am liebsten beim Yoga und auf Trödelmärkten.

Das Kunstprojekt der Konrad-Adenauer Schule und ein Teil der beteiligten Schüler.
Das Kunstprojekt der Konrad-Adenauer Schule und ein Teil der beteiligten Schüler. © Privat | Privat

Ein besonderes Projekt: Konrad-Adenauer-Schule kreativ

Zuletzt hatten eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 6 bis 10 die Möglichkeit an besonderen gestalterischen Angeboten aktiv teilzunehmen. Den Anfang einer Serie von Wandgestaltungsprojekten mit der Künstlerin Carly Schmidt machte eine Projektgruppe im Rahmen des Schulfestes im September.

Inzwischen sind für alle Fachräume große Wandgestaltungen angefertigt worden oder in konkreter Planung. Ein weiteres Großprojekt, die Neugestaltung des Toilettenhauses auf dem Schulgelände konnte gerade vor dem Kälteeinbruch unter Anleitung eines Graffiti-Künstlers umgesetzt werden.

Ein professioneller Sprayer von der Firma Sprühliebe verpasste mit einer altersgemischten Gruppe dem Gebäudeteil ein neues und altersgerechtes Outfit. Alle diese Arbeiten werden von unterschiedlichen Gruppen durchgeführt, sodass möglichst viele Schüler an der Neugestaltung ihrer Schule beteiligt sind.