Schmallenberg/Eslohe/Meschede. Sie ist auch eine Expertin für das Thema Energie. Lisa Schürholz ist Schornsteinfege-Meisterin in Schmallenberg, Eslohe und Meschede.
Lisa Schürholz (29) ist angestellte Schornsteinfegermeisterin beim Bezirksschornsteinfeger Olaf Müller. Der Kehrbezirk umfasst Teile von Meschede, Schmallenberg und Eslohe. Jeder Kehrbezirk hat zwischen 2000 und 3000 Liegenschaften. Warum sie sich als Frau für diesen Beruf entschieden hat und welche Aufgaben gerade in der aktuellen Energiekrise auf sie warten, berichtet sie im Interview.
Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden Schornsteinfegerin zu werden?
Mein Vater hat mich 2013 auf die Idee gebracht Schornsteinfegerin zu werden, nachdem er sich mit einem Kollegen unterhalten hatte, der zu ihm zum Fegen kam. Ich habe ihn erstmal für verrückt erklärt, aber nach genauerer Überlegung habe ich mich für ein Praktikum beworben. Ich war drei Wochen mit einer jungen Schornsteinfegerin unterwegs und habe direkt gemerkt, dass das der richtige Job für mich ist. Nicht nur, weil man von den Dächern wunderschöne Ausblicke hat, sondern auch weil der Beruf total abwechslungsreich ist. Das traditionelle Schornsteinfegerhandwerk, also das Kehren der Kamine, wodurch Schornsteinbrände vermieden werden, wird unter anderem mit den Messtätigkeiten verbunden, bei denen wir mit modernsten Geräten die Heizungsanlagen überprüfen und somit die Betriebs- und Brandsicherheit feststellen und Kohlenmonoxid-Unfälle vermeiden. Nach dem Eignungstest habe ich mich dann für einen Ausbildungsplatz beworben und von 2013 bis 2016 die Ausbildung gemacht. Dank guter Leistungen habe ich ein Stipendium bekommen, mit welchem ich meinen Meister zum Teil finanziert habe. Meisterin bin ich seit 2018 und Energieberaterin seit 2019.
Wie ist das in Ihrem Bekanntenkreis aufgenommen worden?
Durchweg positiv. Außer bei meinem Opa, der etwas kritisch war und mich fragte, ob ich denn überhaupt einen Mann finden würde, wenn ich immer so dreckig nach Hause komme. Aber auch ihn konnte ich mittlerweile davon überzeugen, dass das der richtige Job für mich ist und dass jeder, egal ob Mann oder Frau, unter die Dusche springen kann, um sich den Dreck abzuwaschen. Viele sind erstmal verwundert, dass ich diesen Job mache. Ich werde häufig gefragt, ob ich denn auch auf die Dächer steige und muss dann immer schmunzeln. Wie sollte ich sonst die Schornsteine fegen?
Was wird in der Ausbildung vermittelt?
Zu unseren Kernaufgaben zählen Brandschutz, Sicherheit und Umweltschutz. In der dualen Ausbildung werden in den Betrieben die praktischen Arbeiten wie das Schornsteinfegen und das Überprüfen der Heizungsanlagen vermittelt sowie der Umgang mit dem Kehrwerkzeug und verschiedenen Messgeräten. In der Berufsschule geht es um das theoretische Wissen von rechtlichen und technischen Grundlagen über Aufbau und Funktion von Feuerungsanlagen bis zu Gebäudephysik, Verbrennungschemie oder Zusammenhänge von Messergebnissen.
Der Beruf ist in den luftigen Höhen nicht ganz ungefährlich. Sind Sie dabei schon mal in brenzlige Situationen geraten?
Um die Schornsteine vom Dach fegen zu können, gehören Sicherheitseinrichtungen, wie Trittstufen auf das Dach, damit wir den Schornstein leicht und sicher erreichen. Wenn diese mal fehlen oder es witterungsbedingt zu gefährlich ist, sprechen wir mit den Kunden und verschieben den Termin. Ab und an fängt es allerdings plötzlich stark an zu regnen oder es wird total windig, wenn man auf einem Dach steht. Dann heißt es langsam und vorsichtig runter. Immer mal wieder hört man von einem verunglückten Kollegen, der vom Dach gefallen ist. Den Respekt vor der Höhe sollte man also nicht verlieren. Bei mir ist es bis jetzt nur bei einer Kundin in einer rutschigen Einfahrt brenzlich geworden. Mit dem Kehrwerkzeug in der Hand bin ich ausgerutscht und habe mir mein Sprunggelenk gebrochen. Da musste mein Chef neun Wochen auf mich verzichten.
In Zeiten horrend steigender Energiekosten verheizen die Hauseigentümer sicherlich vieles, was nicht dazu geeignet ist. Hat das Auswirkungen auf den Kamin?
Das Verheizen von unzulässigen Brennstoffen schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch den Öfen und den Schornsteinen. Es kann sich Glanzruß im Schornstein bilden, der sich entzünden und zu einem Kaminbrand ausweiten kann. Nicht zuletzt kann es durch eine falsche Bedienung auch zu Kohlenstoffmonooxid-Vergiftungen kommen. Ich hoffe also, dass die Leute nicht anfangen, ihre Dachböden zu entrümpeln und alte Stühle, Schränke oder sonstiges verbrennen. Dann wird es gefährlich.
Geben Sie den Eigentümern Tipps zum richtigen Heizen oder Energiesparen wenn Sie darauf angesprochen werden?
Die aktuelle Energiekrise mit steigenden Kosten für Brennstoffe und einer Verknappung der Brennstoffe sorgt bei vielen für große Verunsicherung. Wir Schornsteinfeger mit mehr als 7700 Betrieben und 11.000 Energieberatern informieren unsere Kunden über einfache Maßnahmen, mit denen der Energieverbrauch gesenkt werden kann. Wir sind als Ansprechpartner direkt vor Ort, kennen die Gebäude und Heizungsanlagen und beraten neutral. Bereits die Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad kann sechs Prozent Energie einsparen.
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Zu Ihren Aufgaben gehört nicht nur das Kehren, sondern auch die technische Überprüfung der Heizungsanlagen. Wie vielseitig ist Ihr Beruf und welche Zukunftsperspektiven räumen Sie ihm ein?
Ein Grund, warum ich mich für den Beruf entschieden habe, ist die Vielseitigkeit. Es gibt sehr viele Weiterbildungsmöglichkeiten und der Fleiß wird belohnt. Denn qualifizierte Schornsteinfeger werden immer gebraucht. Da ich Meisterin bin, könnte ich mich auf einen Kehrbezirk bewerben und mich selbstständig machen. Zum anderen kann man nach dem Meister aber auch noch weiter lernen und ein Studium machen wie Umwelt-, Gebäude- oder Versorgungstechnik. Zum Teil ist das ohne Abitur als Schornsteinfegermeisterin mit nachgewiesener Berufserfahrung möglich. Außerdem gibt es Qualifikationen wie den Energieberater, Brandschutztechniker, Fachkraft für Lüftung und Hygiene, die man zusätzlich absolvieren kann und somit mehr Dienstleistungen in diesen Bereichen anbieten kann.
Warum werden Schornsteinfeger als Glücksbringer bezeichnet?
Schornsteinfeger waren schon im Mittelalter als Handwerksgesellen unterwegs, um die Schornsteine zu reinigen. Da die Arbeit dreckig und schwierig war, wurden seine Dienstleistungen gerne angenommen. Wenn der Schornstein frei war konnte gekocht und geheizt werden. Außerdem wurde die Gefahr von Schornsteinbränden verringert. Das war besonders wichtig, als die Häuser zum Großteil aus Holz gebaut waren. Ganze Stadtviertel konnten abbrennen, wenn sich ein Schornstein entzündete. Für die Hausbewohner brachte der Schornsteinfeger also Sicherheit und damit Glück ins Haus.
HINTERGRUND
Lisa Schürholz ist 29 Jahre alt, wohnt in Neheim und hat 2013 bis 2016 ihre Ausbildung zur Schornsteinfegerin absolviert. Sie verkürzte diese um ein halbes Jahr und wurde dann 1. Landessiegerin und 2. Bundessiegerin. Wegen der der guten Leistungen erhielt sie ein Stipendium für die Meisterschule, die sie von 2017 bis 2018 besuchte und machte dann 2019 noch den Energieberater.
In ihrer Freizeit geht die junge Frau drei- bis viermal pro Woche ins Fitnessstudio, fährt im Sommer Motorrad und im Winter Ski und unternimmt viel mit ihrem Freund, ihren Freundinnen oder der Familie.