Bestwig. Im Bergkloster Bestwig brennen drei Ewige Lichter - an 363 Tagen im Jahr. Vier Ordensschwestern kümmern sich darum, dass sie nicht erlöschen.

Bedächtig lodert die Flamme der Kerze in der Dreifaltigkeitskirche des Bergklosters in Bestwig. Es ist nicht irgendeine Kerze - es ist das Ewige Licht, das vor dem Tabernakel leuchtet. Ein Symbol zur Erinnerung an die ständige Gegenwart Gottes.

Schwester Theresita Maria Müller verneigt sich voller Ehrfurcht. So, wie alle anderen Schwestern es auch machen. Eine Verneigung vor Gott. „Schließlich kommt man ja auch nicht bei anderen Leuten ins Haus, ohne Guten Tag zu sagen“, erklärt die Ordensschwester und lächelt.

„Gott ist ewig da“

„Gott ist ewig da“, so lautet die Botschaft des Ewigen Lichtes. Und genau deshalb leuchtet das Ewige Licht auch immer. Fast immer! Denn es gibt zwei Tage im Jahr, an denen diese besondere Kerze in allen Kirchen erloschen ist. Gründonnerstag, wenn das Allerheiligste in die Krypta des Bergklosters getragen wird, der Tabernakel der Dreifaltigkeitskirche offen steht und der Altar abgeräumt wird, dann bleibt auch das Ewige Licht dunkel. „Dann ist Gott nicht anwesend“, sagt Schwester Theresita Maria.

>>> Lesen Sie auch: Bestwig: Illegale Kletteraktion am zugefrorenen Wasserfall <<<

Das ändert sich erst wieder in der Osternacht. Dann wird das Feuer gesegnet und die Osterkerze angezündet, von der das Ewige Licht für die kommenden 363 Tage erneut seine Flamme bekommt. Ein ganz besonderer Moment im Kirchenjahr. Und ein ganz besonderer Moment auch für Schwester Theresita Maria und ihre Mitschwestern.

Angezündet wird in der Osternacht im Bergkloster aber keineswegs nur das Ewiges Licht für die Dreifaltigkeitskirche. Es gibt zwei weitere Ewige Lichter: eines in der Krypta und eines im Oratorium, dem Gebetsraum der Ordensschwestern. Eben überall dort, wo auch ein Tabernakel steht. Denn genau dort leuchtet das Ewige Licht keineswegs zufällig. Im katholischen Verständnis ist Jesus Christus in der Gestalt der geweihten Hostien im Tabernakel präsent. Genau darauf weist das Ewige Licht hin. Schwester Theresita Maria bemüht erneut ein ganz weltliches Bild: „Es ist so, als wenn ich durch die Stadt gehe und Licht hinter einem Fenster sehe. Dann weiß ich auch, dass jemand zu Hause ist“, sagt sie. Und auf Schloss Bellevue wehe ja auch eine Fahne, wenn der Bundespräsident anwesend sei. Im Prinzip sei all das vergleichbar.

Vier Ordensschwestern zuständig

Zuständig für die Ewigen Lichter auf dem Klostergelände sind vier Schwestern, die in der Sakristei arbeiten. „Ich kann mich nicht erinnern, dass eines unserer Ewigen Lichter mal erloschen ist“, sagt Schwester Theresita Maria. Eine Woche dauert es, bis die Kerzen heruntergebrannt sind. Immer rechtzeitig sorgen die Schwestern dafür, dass die Flamme an eine neue Kerze weitergereicht wird. Woche für Woche - bis zum Gründonnerstag.

  • Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges leuchtet direkt vor dem Altar der Dreifaltigkeitskirche außerdem eine weitere ganz besondere Kerze - das Friedenslicht, das die Pfadfinder Jahr für Jahr in der Geburtskirche in Bethlehem holen und von hier aus in die Kirchen verteilen. Üblicherweise brennt es danach in den meisten Kirchen nur für wenige Wochen. Das war in diesem Jahr nicht anders. Nach dem Ausbruch des Krieges im Februar aber haben die Schwestern des Bergklosters Bestwig und die Brüder der Abtei Königsmünster entschieden, das Friedenslicht neu zu entzünden - an der Flamme einer Kerze in einer anderen Kirche, in der das Licht aus Bethlehem noch nicht erloschen war.