Meschede. Nach 40 Jahren Selbstständigkeit und fast 50 Jahren im Beruf hat Eva Linhoff ihre Bücherstube in Meschede geschlossen. Was sie jetzt plant.

Wehmut? Ein bisschen. Aber auch ganz viel Freude und Erleichterung über die neu gewonnene Freiheit. Buchhändlerin Eva Linhoff hat am 30. November, nach fast 40 Jahren Selbstständigkeit, ihr Ladenlokal in Meschede geschlossen.

Zum Abschluss wurde es noch mal trubelig. Eigentlich wollte die 66-Jährige am letzten Abend mit ihrem Team und den Familien in aller Ruhe Abschied feiern, „doch dann haben mir meine Kolleginnen eine kleine Überraschungs-Party mit lauter lieben Freunden organisiert, mit Live-Musik vom Chameleon-Saxophone-Quartet, Gitarrenmusik, Getränken und mitgebrachten Leckereien.“

Viele Geschenke und Gedanken

Eva Linhoff ist dankbar und gerührt. Ebenso gerührt und dankbar wie über die vielen Abschiedsgeschenke und guten Wünsche und Gedanken, die Freunde, Kunden und Weggefährten in den letzten Wochen im Gästebuch hinterlassen haben. Ihr Dank geht deshalb vor allem an Inge Borghoff und Kristin Davie, aber auch an Anne Wienecke und Euan Davie, die bis zuletzt geholfen haben und alle anderen, die über die Jahrzehnte in der Bücherstube Linhoff gearbeitet haben. „Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war für mich immer etwas besonderes.“

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Doch jetzt sei es einfach an der Zeit gewesen aufzuhören. Gemeinsam mit Inge Borghoff, ihrer Freundin aus Kindertagen, die sie über Jahrzehnte auch beruflich begleitete, entschied sie im vergangenen Herbst schon, dass im November 2022 Schluss sein sollte. „Damals sprach noch keiner von Krieg, Inflation oder Energiekrise.“ Natürlich sei sie traurig, dass es keine Nachfolge geben wird, auch dass ein weiteres inhabergeführtes Ladenlokal schließt. Bisher ist auch nicht bekannt, ob und von wem das Ladenlokal weiter genutzt wird. Leid tut es ihr um die Einrichtung, die sie vor 40 und noch einmal bei der großen Erweiterung vor 20 Jahren von den Schreinereibetrieben Deventer und Gierse auf Maß hat bauen lassen.

„Erfreulicherweise hat der Großteil der Regalanbauten inzwischen Liebhaber gefunden und werden an verschiedenen Stellen in Meschede weiterbenutzt, so dass nur wenig entsorgt werden muss. Das freut mich aus Nachhaltigkeitsgründen ganz besonders.“ Doch das sind Nebensächlichkeiten. Ansonsten freut sie sich auf Tage, die sie frei planen kann, auf Freizeit mit ihrem Mann, auf Reisen zur größer werdenden Familie und auf ihre Lieblingsinsel. Einen großen Traum, den sie sich noch erfüllen will? Nein, den habe sie nicht. „Ich bin wirklich gern in Meschede, treffe mich mit Freunden, genieße unsere Terrasse.“

Zum Abschied spielte auch das Chameleon-Saxophone-Quartet in der Bücherstube.
Zum Abschied spielte auch das Chameleon-Saxophone-Quartet in der Bücherstube. © WP | Privat
Ein letztes Mal drehte Eva Linhoff den Schlüssel herum.
Ein letztes Mal drehte Eva Linhoff den Schlüssel herum. © Privat

Sie habe zum Abschied so viele Gutscheine geschenkt bekommen, dass sie im Sommer von Café zu Café lustwandeln könne, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Und endlich habe sie auch Zeit zu lesen. „Ich habe immer gesagt, eigentlich müsste man den Beruf der Buchhändlerin zeitlich anders organisieren - acht Stunden lesen und dann zwei Stunden abends öffnen, um die gelesenen Bücher zu verkaufen.“

Keine Angst vor dem Rentnerloch? „Nein!“, erwidert sie bestimmt, „das müssten wir jetzt hier herbeireden.“ Sicherlich werde sie sich in ihrer Heimatstadt auch ehrenamtlich engagieren und das werde dann sicher etwas mit Büchern und Vorlesen zu tun haben.

Erinnerungen an das Haus

Einige wenige Dinge wird sie aus dem Laden mit in ihre Wohnung nehmen, unter anderem die weinrot angestrichene Blumenbank ihrer Großmutter. „Den meisten Kunden wird sie nicht weiter aufgefallen sein“, erzählt sie, „sie kennen sie als Grabbeltisch.“ Doch natürlich hängen auch da Erinnerungen dran, wie auch an der Le-Puy-Straße 15, dem Haus, in dem 40 Jahre die Bücherstube war und zuvor schon ihr Vater als Arzt praktiziert hatte.

Das Haus, in dem sie selbst und später ihre Kinder aufwuchsen. Doch dieser private Umzug liegt schon ein paar Jahre zurück. „Ich habe es gut geschafft loszulassen.“

>>> Zur Person

Eva Linhoff ist verheiratet mit Peter Linhoff. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder und vier Enkelinnen. Nach dem Abitur am Städtischen Gymnasium machte die Meschederin eine Lehre zur Buchhändlerin in Soest.

Nach weiteren drei Jahren in einer Buchhandlung in Warstein machte sie sich im März 1982 mit der Bücherstube Linhoff in der Le-Puy-Straße selbstständig.

Seit Bestehen der Buchhandlung bildete Eva Linhoff 14 Buchhändler und Buchhändlerinnen aus.

Die Liebe zum geschriebenen Wort, so erzählt sie gern, begann in der Buchhandlung Bernzen, in der sie viele Stunde ihrer Kindheit und Jugend verbrachte, übrigens mit Comics, „die wir zu Hause niemals hätten lesen dürfen.“

Vielen Dank zum Abschied ans Team: von links Inge Borghoff, Kristin Davie, Anne Wienecke und Euan Davie - in der Mitte Eva Linhoff.
Vielen Dank zum Abschied ans Team: von links Inge Borghoff, Kristin Davie, Anne Wienecke und Euan Davie - in der Mitte Eva Linhoff. © Privat