Meschede. Warum die Urologin Karolin Liese mit Mann und Kindern nach Meschede wollte, und warum sie ihre neue Stelle als absoluten Glücksfall bezeichnet.
Die Urologische Praxis Meschede hat eine neue Ärztin: Karolin Liese zieht zum 1. Januar mit Mann und zwei Söhnen von Berlin nach Meschede und verstärkt das Team um Dr. Lucas Prado am Schederweg. Warum die gebürtige Rheinland-Pfälzerin ins Sauerland kommt, verrät sie im Interview.
Von Berlin nach Meschede - das ist ungewöhnlich? Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Karolin Liese: Mein Mann stammt aus Meschede, deshalb kenne ich die Stadt. Während Corona haben meine Kinder einen Großteil des Lockdowns hier bei ihren Großeltern verbracht. Auch wir waren häufig hier. Damals reifte auch die Entscheidung, von Berlin aus wieder näher an die Großeltern zu ziehen. Meine Eltern leben in Rheinland-Pfalz in der Nähe von Wittlich. Früher war das eine Tagesreise, von Meschede aus sind es noch rund 300 Kilometer und zu den Eltern meines Mannes sind es in Zukunft nur noch 1,2 Kilometer.
Aber Meschede war gar nicht Ihr direktes Ziel?
Nein, ich habe im Umkreis der Großeltern nach einer Stelle als Urologin gesucht. Es hätte auch Rheinland-Pfalz werden können. Dass dann Dr. Prado in Meschede eine Nachfolgerin für Dr. Hoda suchte, war ein absoluter Glücksfall. Ich kann hier auch operieren, das wollte ich gern. Alles passte 100-prozentig.
Die Urologie gilt gemeinhin als Männerfach?
Das ist nicht richtig. Zum einen tut es jeder Praxis gut, wenn dort Männer und Frauen im Team arbeiten. Viele männliche Patienten lassen sich auch lieber von einer Frau behandeln. Jetzt ist hier beides möglich.
Und für die Frauen?
Ist das auch eine Bereicherung. Die Praxis hat ja rund 30 Prozent weibliche Patientinnen und etwa zehn Prozent der männlichen Patienten sind Kinder.
Was sind Ihre fachlichen Schwerpunkte?
Ich bin auch durch meine Weiterbildung zur Palliativmedizinerin relativ breit aufgestellt. Schwerpunkte sind die Onkologie, also Krebserkrankungen, Inkontinenz bei Frauen und ambulantes Operieren von Zirkumzisionen (Beschneidungen oder Vorhautverengungen, Phimosen) vor allem bei Kindern.
Sie treten als Teilhaberin ab dem 1. Januar mit einer vollen Stelle in die Praxis ein?
Ja, wir haben ja sehr lange Öffnungszeiten, von montags bis freitags von 7 bis 17.30 Uhr außer mittwochs und freitags, das sind die Tage an denen wir ambulant und stationär operieren.
Außer der fachlichen Herausforderung und der Nähe zu den Großeltern, was reizt Sie noch an Meschede?
Die kurzen Wege. In Berlin wohnten wir zwar auch sehr ruhig und grün, aber wir waren für jeden Termin, ob zum Schwimmunterricht, zum Sport oder ins Kino, immer lange unterwegs.
Ihr älterer Sohn besucht ab 1. Januar eine Grundschule, der Kleine wird im Sommer eingeschult. Es war sicherlich auch einfacher als in Berlin, hier einen Kita-Platz zu bekommen?
Das hatte ich mir ehrlich gesagt leichter vorgestellt. Wir haben im Mai angefangen zu suchen und jetzt gerade für den 1. Januar mit viel Glück eine Zusage bekommen. Das ist ja schon wichtig, dass er das halbe Jahr vor der Schule noch in den Kindergarten gehen kann.
Haben Sie schon eine Wohnung oder ein Haus gefunden, oder war das auch so schwer wie in Berlin?
Wir haben schon ein Haus in Aussicht. Es ist nur nicht klar, ob wir es zum 1. Januar schon beziehen können. Aber da haben wir ja auch keine Not, weil die Schwiegereltern hier wohnen. Das macht den Umzug deutlich einfacher.
Und von der Großstadt in die Kleinstadt, das macht Ihnen keine Sorge?
(lacht) Nein, ich komme aus einem Ort mit 1200 Einwohnern. Dagegen ist Meschede schon ein Mittelzentrum. Und die Jungs freuen sich schon mächtig darauf, dass sie hier Skifahren können. Jetzt muss es nur noch schneien.
Hintergrund
Karolin Liese studierte von 2005 bis 2011 Humanmedizin an der Universität des Saarlandes.
Von 2012 bis 2020 machte sie ihre Facharztausbildung in den Ruppiner Kliniken.
Seit 2020 ist sie Fachärztin für Urologie. 2020 absolvierte sie im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe die Weiterbildung Palliativmedizin und war seit 2021 an einer großen uro-onkologischen Praxis in Berlin tätig .
Bis vor wenigen Monaten waren Dr. Lucas Prado und Dr. Raschid Hoda Inhaber des Urologischen Zentrums Hochsauerland am Schederweg. Hoda arbeitet jetzt wieder ausschließlich in Düsseldorf, von wo er auch für seine Praxiszeiten und Operationen immer ins Sauerland angereist war. Die Praxis hat neben Dr. Lucas Prado und Karin Liese in Meschede acht Mitarbeiter und weitere zehn in Brilon. Prado und Liese sind auch Belegärzte am Städtischen Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon.