Meschede/Arnsberg. Die ersten Weihnachtsmärkte in der Region starten. Die Bedingungen sind schwierig. Warum die Märkte so wichtig für Innenstädte und Dörfer sind.

Energiekrise, Ukrainekrieg, Inflation - die Rahmenbedingungen, einen Weihnachtsmarkt zu organisieren, sind schwieriger denn je, weiß Stephan Britten von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Arnsberg. Wie wichtig Weihnachtsmärkte aber für Innenstädte wie zum Beispiel Meschede und Schmallenberg sind und was einen guten Markt ausmacht, erklärt der Handelsexperte im Interview.

Stephan Britten IHK
Stephan Britten IHK © WP | IHK

Mit welchen Herausforderungen werden Menschen, die einen Weihnachtsmarkt auf die Beine stellen, aktuell konfrontiert?

Stephan Britten: Die Herausforderungen sind vielfältig. Sie brauchen zunächst einmal Beschicker für ihre Stände. Da unter Corona einige gezwungen waren aufzuhören, ist das aktuell eine schwierige Aufgabe. Dabei geht es ja nicht nur um das gastronomische Angebot, sondern auch um Kunstgewerbe, Bühnen, Licht und Fahrgeschäfte, aber auch Akteure aus dem Einzelhandel. Vielen fehlt auch einfach das Personal, um einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu betreiben. Das gilt natürlich auch für kleinere Märkte, die zum Beispiel von Verkehrsvereinen und Werbegemeinschaften gestemmt werden. Auch diese haben oft eigene, einheitliche Buden, die sie vermieten müssen. Hinzu kommen natürlich Aufgaben wie Hygiene- und Sicherheitskonzepte - das alles muss organisiert werden. Am Ende stellt sich dann immer die Frage: Lohnt sich das?

Und lohnt sich das? Wie wichtig sind Weihnachtsmärkte?

Generell würde ich sagen, dass es sich lohnt. Für Innenstädte ist es immens wichtig, so etwas auf die Beine zu stellen. Es gibt Zahlen, die belegen, dass Weihnachtsmärkte eine große wirtschaftliche Bedeutung haben - für den Handel, aber auch für die Gastronomie, und in größeren Städten, wie zum Beispiel Soest, auch für die Hotellerie. 20 bis 30 Prozent des Jahresumsatzes werden im Einzelhandel - je nach Branche - in der Vorweihnachtszeit gemacht. Da ist Frequenz ein wichtiges Thema. Ein Event sorgt natürlich dafür, dass die Leute in die Stadt gehen. In der Regel ja auch mit einem positiven Gefühl. Das wiederum stärkt die Bereitschaft zum Kaufen. Weihnachtsmärkte haben aber auch einen wichtigen psychologischen Faktor.

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Was meinen Sie damit?

Jetzt beginnt die dunkle Jahreszeit, Kosten steigen, Verunsicherungen und Ängste belasten viele Menschen - da ist die Sehnsucht nach etwas Schönem, nach etwas Vertrautem groß. Dazu gehört zum Beispiel auch eine Innenstadtbeleuchtung. Dinge, die positive Gefühle vermitteln, sind einfach wichtig, damit Menschen nicht in Depressionen verfallen.

Energie und Lebensmittel sind teurer geworden - wird sich das auch auf die Preise für Glühwein und Bratwurst auswirken?

Aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung werden Händler die Preise anpassen müssen. Man muss schließlich auch bedenken, dass sie aus einer Phase kommen, in der Gastronomie und Schausteller sehr gelitten haben. Ich denke aber auch, dass sie das mit Augenmaß tun werden, da sie wissen, dass alle den Kostendruck zu spüren bekommen.

Können sich denn viele einen Weihnachtsmarktbesuch dann überhaupt noch leisten?

Die wirtschaftliche Verunsicherung spielt natürlich eine Rolle in diesem Jahr und wirkt sich mit Sicherheit auch auf das Konsumverhalten aus. Es kann schon sein, dass die Menschen weniger ausgeben, aber ganz werden sie sich ihren Weihnachtsmarkt nicht nehmen lassen. Das ist ja auch eine Frage der Geselligkeit. Man trifft sich. Manche treffen dort Freunde, die sie nur einmal im Jahr wiedersehen, weil sie in der Weihnachtszeit in der alten Heimat sind.

Was macht denn einen guten Weihnachtsmarkt aus?

Ein guter Weihnachtsmarkt zeichnet sich durch eine interessante Mischung aus. Das betrifft alle Bereiche: Angebot der Stände, Gastronomie, Bühnenprogramm, Kunstschaffende, Licht und Musik. Der Besuch muss zum Erlebnis werden.