Wallen. Michael Rosenkranz ist Sozialarbeiter beim Caritasverband. Was entsteht, wenn er sich in seine Hütte in Wallen zurückzieht, gefällt weltweit.

Plötzlich kommt vom Tablet ein „Pling“. Michael Rosenkranz kennt den Ton: „Da hat jemand Sxull geliked“, erklärt er. Sxull, das ist eins der beliebtesten Produkte, die der Mescheder auf der Internet-Plattform Etsy unter dem Namen Shackdesign (Hüttendesign) verkauft - bis nach Hawaii und New Orleans.

Sozialarbeiter und Kunsthandwerker

Michael Rosenkranz ist Sozialarbeiter beim Caritasverband in Meschede, eher Kopf- als Handarbeiter. Doch das Handwerk hat er zu Hause von klein auf kennengelernt. „Mein Vater war Kachelofenbauer, mein Onkel Dachdecker, da habe ich schon früh und gern mitgearbeitet.“ Die Grundlagen, die er dort als Schüler und Student erhielt, hat der Marsberger später verfeinert und auf seine Produkte übertragen. „Das kreative Tun war für mich immer ein Ausgleich zur Sozialarbeit“, sagt er und „um gleich klarzustellen: Ich bin kein Künstler, ich mache Handwerkskunst.“

Auch die Betonschale - das Ei dient nur dem Größenvergleich - ist handgefertigt.
Auch die Betonschale - das Ei dient nur dem Größenvergleich - ist handgefertigt. © WP | Michael Rosenkranz

Der Rückzug in seine Werkstatt in Wallen bietet ihm Freiraum und Platz für kreatives Tun, „unter das ich irgendwann einen Punkt setzen kann“. In der Sozialarbeit sei es dagegen oft schwierig, etwas wirklich zu einem Abschluss zu bringen. „Die gleichen Fragen und Probleme kommen immer wieder.“ In seiner Hütte dagegen genießt der 61-Jährige den Schaffensprozess an sich. Da sei es auch nicht schlimm, wenn er ein Stück mehrmals anfassen müsse, um nachzubessern. Manches lande auch in der Tonne.

Weltweite Käuferkreise übers Internet

Seine ersten Werke zeigte er noch bei Ausstellungen mit Freunden an seinem Studienort Mönchengladbach. „Damals war ein Verkauf noch mühsam“. Doch dann kam das Internet und plötzlich erschlossen sich weltweit Käuferkreise.

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Erst auf der Plattform „DaWanda“, dann auf Etsy stellt er seit rund sechs Jahren die Produkte von Shackdesign aus dem Sauerland ein. Zusätzlich bewirbt er sie über Instagram gezielt bei bestimmten Käuferschichten „das sind vor allem kunstinteressierte Frauen zwischen 24 und 70“, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Michael Rosenkranz fertigt Handwerkskunst und verkauft sie über die Plattform Etsy bis nach Hawaii und San Francisco. Dazu gehört auch der dekorative Hirschkopf Skull - der aktuelle Renner -  und der Kerzenleuchter.
Michael Rosenkranz fertigt Handwerkskunst und verkauft sie über die Plattform Etsy bis nach Hawaii und San Francisco. Dazu gehört auch der dekorative Hirschkopf Skull - der aktuelle Renner - und der Kerzenleuchter. © WP | Ute Tolksdorf

Sxull - ein veganer Hirschschädel als Deko

Es ist ein kleines Portfolio, das Michael Rosenkranz anbietet. Vor allem einen Renner hat er kreiert: Sxull - einen stilisierten Hirschkopf aus Beton oder Keramik, in den man Blumen oder Zweige statt eines Geweihs stecken kann. Für diese „vegane Tierdeko“, „schön, modern und einzigartig“ so die Bewertung der Kunden, hat der Mescheder mittlerweile sogar eine kleine Fangemeinde rund um San Francisco gewonnen, „nachdem ein Innenarchitekt den Hirschschädel mit in seine Ausstellung aufgenommen hatte.“

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Aber auch die dekorativen Betonschalen - mit Mulde oder ohne - finden großen Anklang. Rosenkranz hat sie als Obstschale oder als Vogeltränke mit Zweig entworfen und gefertigt, für eine Pastorin sogar mit Kreuz.

An der Vogeltränke lassen sich Meisen nieder.
An der Vogeltränke lassen sich Meisen nieder. © WP | Michael Rosenkranz

Leuchte als Flop

„Es gab auch Flops“, verrät er. Zum Beispiel Skiva, eine Leuchte mit Bambuszweigen, die man hängen oder stellen kann. Bei ihr sei er sicher gewesen, dass sie ihre Liebhaber findet. Hat sie nicht. Ein Ladenhüter, ein dekorativer, immerhin. Andere Kerzenleuchter haben jetzt bald wieder Saison. Einer treibt über Teelichter einen kleinen Flügel-Propeller an, bei einem anderen spielt Rosenkranz damit, dass das Kerzenlicht, während es abbrennt nach unten wandert und so ein wechselndes Lichtmuster erzeugt. „Die Leute gucken jetzt schon wieder nach Weihnachtsgeschenken.“

All’ das weiß Michael Rosenkranz, weil er seinen Etsy-Shop sehr genau beobachten kann. „Von 100 Kontakten kauft im Schnitt einer.“ Praktisch: Er kann den Shop sehr individuell öffnen und schließen. „Wenn ich weg bin, stelle ich ihn auf Urlaub.“ Und es ist für ihn auch faszinierend, „darüber mit Menschen aus der ganzen Welt zu kommunizieren“.

Kunden auch aus den USA

Kunden und Interessenten kommen aus der Schweiz, aus ganz Europa und den USA. Aus Großbritannien sind es aktuell weniger. „Seit dem Brexit sind die Portokosten dorthin fast doppelt so hoch wie innerhalb der EU, das schreckt viele potenziellen Käufer ab.“ Für den weltweiten Handel musste sich der Mescheder auch mit den Versand- und Zollbedingungen befassen. So hätte eine Kundin in den USA gern auch Zweige aus dem Sauerland importiert. „Aber Biomaterial nach Amerika zu schicken, auch wenn die Zweige abgestorben sind, ist streng verboten.“

Insgesamt, so erklärt der Kunsthandwerker bleibe das Ganze ein Hobby, bei Preisen von 10 bis 150 Euro für Einzelanfertigungen bleibe nicht viel übrig. Aber darum geht es dem Mescheder auch nicht. „Shackdesign - das ist, aufgrund der Größe meiner Werkstatt - Kunst und Gestaltung auf engstem Raum“, schreibt er auf Etsy. „Dieser Raum ist mein Refugium. Hier bin ich der Schöpfer unbedeutender Dinge.“

Weiterer Informationen unter www.shackdesign.de und Etsy https://www.etsy.com/de/shop/shackdesignshop