Wennemen. Ist der Vorwerk-Thermomix der teuerste Eierkocher der Welt? Was unsere Redakteurin beim TM6-Kochkurs in Wennemen erlebt, ist äußerst amüsant.
Im Thermomix-Kochstudio von Melinda Flasbart in Wennemen herrscht das Küchen-Du. Für mich ist das keine Umstellung, denn die meisten Teilnehmerinnen duze ich bereits. Meine Mutter zum Beispiel. Nur Eva, meine Kochpartnerin an diesem Abend, noch nicht. „Hallo Eva“.
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Das Gerät aus den 90er-Jahren
Auf „Du“ mit dem Thermomix bin ich nicht. Meine Mutter hat zwar ein Modell aus den 90er-Jahren, das ich schon oft genutzt habe. Ich erinnere mich auch noch an die Freude im Haus, als das weiße Gerät mit dem silbernen Topf zum ersten Mal in unserer Küche stand. Er, der Thermomix, hatte sogar eine eigene Schublade. Und der Preis war auch damals schon hoch. Er kostete Anfang der 1990er 1000 Mark. 1000 Mark! Das war in meinem Zahlenverständnis damals: ein Mal Kommuniongeld vom ganzen Dorf.
Auf Kohlrabi-Hirse-Kartoffel folgt „Focaccia mit Tomate“ und „Schinken-Rucola-Dip“
Ich erinnere mich auch an die Schelte, wenn man den Mixtopf verbotenerweise in die Spülmaschine steckte (bei den modernen Modellen ist das erlaubt) und an diverse Tomatensuppen, Erdbeergelee und Hefeteig. Für meine Kinder kochte ich im Thermomix Apfelmus (in 30 Sekunden!) und Brei. Nach Kohlrabi-Hirse-Kartoffel wage ich mich heute also an „Focaccia mit Tomate“ und „Schinken-Rucola-Dip“. So lauten die Rezeptaufträge für Team 1: Eva und Ilka.
Hallo TM6
„Hallo TM6“. Die neueste Version des Thermomix’ steht vor mir. Topf und Deckel oben, ein großes Touch-Display und ein silberfarbenes Drehrad rechts. „Alles ganz einfach, der TM6 macht alles“, sagt Eva, die seit ein paar Wochen selbst stolze Besitzerin eines TM6 ist. Ich denke kurz an Loriots „es saugt und bläst der Heinzelmann“ und folge den Anweisungen, die mir der TM6 anzeigt. Focaccia-Rezept auswählen. 500 Gramm Mehl, ein Würfel Hefe, etwas Zucker… alle Knet- und Schreddergeschwindigkeiten im Mixtopf sind vorgegeben. Die einzige Schwierigkeit besteht daran, mit Schwung den Knopf zu betätigen. Und nach wenigen Minuten ploppt ein perfekter Hefeteig aus dem Topf. Das war einfach.
Eigene Vokabeln in der Thermi-Welt
Und schon bin ich mittendrin in dieser Welt, in der Wörter wie Schmetterling, Varoma, Gareinsatz und Cookido fallen, und Rezepte immer einen eigenen Artikel haben. Es ist „der Brokkolisalat“ und „der Dattel-Honig-Dip“. Die Teilnehmerinnen um mich herum sind alle große „Thermi“-Fans. Vorwerkberaterin Melinda selbstverständlich auch.
Ansteckende Begeisterung
Die Begeisterung um mich herum ist ansteckend, das kann ich, die den Thermomix lange „den teuersten Eierkocher der Welt“ nannte, nicht von der Hand weisen. Aber der vierstellige Anschaffungs-Preis bleibt happig. Trotz „Sowas gab es noch nie“-Angeboten. Viel bleibt viel.
Teig muss schwimmen – in Öl
„Der Focaccia-Teig muss schwimmen“, erklärt Melinda und drückt unseren Teig in eine hübsche Steingutform. Deshalb mit reichlich „Öl beteufeln.“ Beteufeln. Die gebürtige Ungarin spricht mit einem entzückenden Akzent. Ihr Deutsch werde nach 20 Jahren in Deutschland nicht mehr besser, hatte sie eingangs gesagt. „Aber wir sind hier ja zum Kochkurs und nicht zum Deutschkurs.“ Allgemeines Gelächter.
Ausgelassene Stimmung
Die Stimmung ist ausgelassen an diesem Mittwochabend. Melinda gibt viele Tipps. Sie zeigt, wie man Hefeteig am besten aus dem Mixtopf löst (kaltes Wasser!), wie man den Spatel zum Teigauskratzen am besten ansetzt (die Spitze unter das Messer drücken und einmal komplett rumdrehen) und erklärt, dass man die Arbeitsfläche zum Kneten besser ölt statt mehlt.
Waldorf und Statler sind dabei
Zwischendurch dudelt immer wieder die Melodie des Thermomixes. Für Freude sorgt auch Team 3 mit Gisela und Hildegard, die wie Waldorf und Statler aus der Muppet-Show die Anweisungen der Küchenmaschine kommentieren und in Frage stellen. Doch ein TM6 diskutiert nicht.
Ein Festmahl
So bereitet jedes der vier Teams seine Rezepte zu und am Ende folgt ein Festmahl für alle. Mit Malzbiergyros, Schokomousse und Erdbeermojitos. Wirklich köstlich. Alles.
Ich komme wieder
Abends rolle ich satt nach Hause und denke über die Warnung meiner Freundin aus Aachen nach: „Verrätst du einer Thermomix-Beraterin Deine Daten, verfolgt sie Dich, bis Du unbekannt verziehst.“ Allerdings wird es bei mir wohl eher umgekehrt sein: Melinda wird mich vorerst nicht los. Zu Hause habe ich mich direkt zum TM6-Weihnachtskochkurs angemeldet.
Der Kochkurs wurde von der Redaktion selbst bezahlt.