Schmallenberg. Schmallenberg will zwei neue Flüchtlingsheime etablieren. Die Bezirksausschussvorsitzenden sind nicht glücklich, sehen aber keine Alternative.

Die Unterbringung von Flüchtlingen stellt die Stadt aktuell vor große Herausforderungen. Ganz ohne Bedenken, Ärger und Beschwerden geht auch die aktuelle Zuweisung nach Bödefeld und Bad Fredeburg nicht über die Bühne. Wie die Vorsitzenden der Bezirksausschüsse dazu stehen.

Hier gibt es bereits Flüchtlingsunterkünfte in Schmallenberg

Zuletzt gab es im Schmallenberger Stadtgebiet Flüchtlingsunterkünfte in Bödefeld, Bad Fredeburg, Schmallenberg und Oberhenneborn. „Die überwiegende Anzahl der geflüchteten Menschen ist aber nicht in klassischen Flüchtlingsunterkünften, sondern in Wohnungen untergebracht“, informiert Anke Sibert, Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage. Ende Oktober waren das knapp 220 Ukrainerinnen und Ukrainer. Dazu kommen weitere 170 Flüchtlinge unterschiedlicher Nationalitäten in Flüchtlingsunterkünften.

Zwei neue Unterkünfte in Bödefeld und Bad Fredeburg

Michael Eiloff, CDU Bad Fredeburg
Michael Eiloff, CDU Bad Fredeburg © Klaus-Peter Kappest

Nun sind zwei neue Unterkünfte geplant. Die Stadt will den Gasthof Schmidt-Mühle in Bad Fredeburg kaufen und das Haus „Tausend Berge Sauerland“ in Bödefeld anmieten. Beide Unterkünfte, so Sibert, seien für die Unterbringung „aller Personengruppen“ geeignet. Rund 100 Personen fänden dort Platz.

Alle Personengruppen? Michael Eiloff (CDU) und Matthias Albers (BFS), Vorsitzende der Bezirksausschüsse in Bad Fredeburg und Bödefeld, hatten das anders verstanden. Sie möchten dort vor allem ukrainische Familien, also Frauen mit Kindern unterbringen. „In unserem Fall gibt es dazu auch einen eindeutigen Ratsbeschluss“, erklärt Michael Eiloff. Außerdem sei die Unterbringung in Schmidt-Mühle auf fünf Jahre befristet. Danach, so habe die Stadt erklärt, könnten in dem prägnanten Gebäude ein Bettenhaus für das Musikbildungszentrum oder attraktive Bauplätze entstehen.

Unterbringung im Zentrum

Schmidt-Mühle liegt wie das Bödefelder Hotel „Tausend Berge Sauerland“ mitten im Ortskern, nicht gerade unproblematisch für eine Flüchtlingsunterkunft, finden die Ortsvorsteher. Und beide betonen auch: Mit dieser erneuten Zuweisung seien die Kapazitäten ihrer Orte erschöpft. Albers: „In Zukunft muss die Verwaltung dann noch mal in anderen Teilen des Stadtgebiets gucken, ob es beispielsweise leerstehende Gasthöfe gibt.“

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Matthias Albers, BFS Bödefeld.
Matthias Albers, BFS Bödefeld. © Privat

Das Bödefelder Haus will die Stadt nur anmieten. „Wir hätten es gern gesehen, wenn es die Stadt gekauft hätte“, sagt Matthias Albers. Aktuelle Probleme, wie lautstarke Feiern der Gäste an den Wochenenden oder Müll-Ärger, hätte man damit beenden können. Das solle aber jetzt auf jeden Fall in die Vertragsverhandlungen einfließen. Rund 30 bis 40 Personen könnten dann dort unterkommen. „Ein Dauerzustand sollte das aber nicht werden. Es gab auch schon Unmutsäußerungen von Anwohnern.“

Team der kfd ist stark involviert

Bödefeld hat bereits seit dem letzten Zuzug 2016 ein größeres Flüchtlingsheim an der Hunaustraße. Zwar gebe es dort gefühlt einmal pro Woche einen Brandalarm, weil die Rauchmelder anspringen, Ärger mit den Bewohnern aber gebe es kaum. „Das liegt aber auch daran, dass sich das Team der Frauengemeinschaft um Ulla Beckmann, Resi Albers, Hetti Schulte und Gabi Schäfers dort sehr stark engagiert“, lobt Albers. Der Ort habe mittlerweile rund 30 bis 40 Flüchtlinge, zumeist Syrer integriert. „Manchmal hätten wir uns da auch mehr Unterstützung der Stadt gewünscht“,sagt Albers, „beispielsweise einen Bulli, um die Familien bei den nötigen Fahrten zu Ämtern und Ärzten zu unterstützen.“

Angesichts der Krieges in der Ukraine gibt es keine Alternative

Aktuell aber, das bestätigen beide Politiker, gebe es keine Alternative zur weiteren Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen. „Schmallenberg geht es da nicht anders als den übrigen Kommunen“, so Eiloff. „Wir platzen aus allen Nähten.“ Aber, so Albers: „Wir müssen den Leuten eine Perspektive bieten.“ Und sein Bad Fredeburger Kollege Eiloff ergänzt: Man müsse auch Verständnis für die Menschen haben: „Die Ukraine steht vor dem Winter und die Drohnenangriffen nehmen zu.“

Hintergrund

Bis zum 31. Oktober hatte die Bezirksregierung Arnsberg das Sauerland Alpin Hotel in Grafschaft als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine angemietet. Die 180 Plätze dort wurden der Stadt auf die Aufnahmequote angerechnet, so dass kaum noch Ukrainer zugewiesen wurden. Es kamen aber Ortskräfte aus Afghanistan und Syrer.

Da jetzt die die Anrechnung wegfällt, muss sich die Stadt sich wieder selbst vermehrt um die Unterbringung der ukrainischen Flüchtlinge kümmern. Ulrich Hesse, Leiter des Sozialamtes appellierte daher zuletzt noch einmal eindringlich an die Schmallenberger, kurzfristig Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Miete werde von der Stadt übernommen.