Meschede. Erste Gas-Kunden im HSK werden mit horrenden vierstelligen Abschlägen konfrontiert. Sie können sich wehren. So sparen Sie noch etwas Geld.

Gas-Kunden sind auch im Hochsauerlandkreis inzwischen mit horrenden Forderungen konfrontiert. Da ist der Rentner, der 1800 Euro bezieht und künftig 1802 Euro Abschlag zahlen soll - was er rechnerisch gar nicht kann. Viele erleben ein Feuerwerk der Preiserhöhungen: von 150 auf 240 auf 800 Euro im Monat. „Das ist gerade uns Alltag“, sagt Petra Golly, Leiterin der Verbraucherzentrale im Hochsauerlandkreis. „Ständig“, bestätigt ihr Kollege Volker Mahlich geht es in diesen Tag um teures Gas - und beim Strom geht es gerade ebenfalls los. Doch der Experte hat Tipps.

Nicht zur Seite legen

Mahlich kennt sich aus mit den Energie-Preisen und -Problemen. Zuallererst hat er einen Hinweis, der zu simpel klingt und doch vielfach nicht beachtet wird: „Sobald der Versorger Ihnen einen Brief schickt: Legen Sie ihn nicht zur Seite und glauben Sie bitte nicht, das wird nur Werbung sein. Lesen Sie ihn genau durch.“ Denn von diesem Moment an tickt eine Frist. Wer sich verstreichen lässt, ist am Ende gefangen in einem Tarif, den er nicht bezahlen kann - aus dem er aber nicht mehr herauskommt.

Petry Golly ist Leiterin der Verbraucherzentrale im HSK.
Petry Golly ist Leiterin der Verbraucherzentrale im HSK. © Archiv

Das Stichwort lautet: Sonderkündigungsrecht. Sobald ein Versorger die Preise erhöht, haben die Kunden die Möglichkeit den Vertrag zu beenden und zu einem neuen Anbieter zu wechseln. Dazu kommt es, wenn Preisgarantien oder Vertragslaufzeiten auslaufen. Besonders bei krassen Erhöhungen ist es die einzige Chance.

Aus seinen Gesprächen mit - oftmals verzweifelten - Bürgerinnen und Bürgern aus dem Hochsauerlandkreis weiß Mahlich: Es sind vor allem kleine Anbieter und Discounter, die plötzlich x-fache Preise verlangen, jedoch waren auch schon Stadtwerke dabei. Mahlich vermutet: Die Unternehmen haben falsch kalkuliert und nicht mehr genug Gas zur Verfügung, das sie mit Gewinn verkaufen können.

Drei- bis vierfacher Preis

Fällt die Erhöhung nicht drastisch aus, müssen die Betroffenen rechnen, rät Mahlich. Seine Formel lautet: mit dem drei- bis vierfachen Preis müssen die Kunden momentan rechnen. Er rät dazu Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 zu nutzen: Findet sich dort ein günstigerer Tarif und werde ich auch aufgenommen? Alternativ sollten Betroffene etwas prüfen, wovon früher abgeraten wurde: dem Wechsel in die - eigentlich zu teurere - Grundversorgung. In der Region Meschede und Bestwig ist die Hochsauerland-Energie (HE) dieser Lieferant. Sie muss jeden aufnehmen, der keinen Vertrag mehr hat. Beispiel Meschede: Hier liegt die kw/h ab 1. Oktober bei 16,74 Cent (brutto), zuzüglich Grundpreis.

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Aktuell sind in Meschede 250 Kunden bei der HE in der Gas-Grundversorgung. „Wichtig ist aber auch zu wissen, dass zum Jahreswechsel die Preise neu kalkuliert werden und es sicherlich zu spürbaren Veränderungen kommen wird. Insofern ist die aktuelle Situation nur eine Momentaufnahme“, kündigt Pressesprecher Jörg Fröhling bereits an.

Es trifft auch die Mittelschicht

Verbraucherberater Volker Mahlich,
Verbraucherberater Volker Mahlich, © Diana Ranke

Es sind Rechenaufgaben - die von der Verbraucherzentrale inzwischen aufgrund der vielen Nachfragen nicht mehr im Detail erledigt werden können. Sie kümmert sich um die grundlegenden Tipps, was ein Verbraucher tun kann, wie er kündigen kann und wo er vergleichen kann. „Bislang“, sagt Petra Golly, „kamen Nachfragen zu Energiepreisen in erster Linie von Menschen, bei denen es ohnehin knapp auf dem Konto war. Jetzt ist es zunehmend der Mittelstand, es sind Leute, die ein Haus bewohnen.“ Sie alle eint die Sorge, die Preise nicht mehr bezahlen zu können. „Die Leuten haben einen riesigen Druck“, sagt Mahlich.

Es gibt nicht viel, was Verbraucher derzeit gegen die Preissteigerungen tun können, weiß der Fachmann, es sind die üblichen Vorschläge: Geld zurücklegen, sofern das möglich ist. Energie sparen. Temperaturen drosseln. Auch der Abschluss neuer Verträge gleicht dem Blick in die Glaskugel: Stand heute würde der Experte eine kurze Laufzeit bevorzugen, um flexibel zu sein. „Es kann allerdings auch ganz anders kommen und noch teurer werden.“

>>> Beratung bei der Verbraucherzentrale

Im Kreishaus in Meschede berät die Verbraucherzentrale jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr nach Terminvereinbarung Eine Energieberatung findet an jedem ersten Donnerstag im Monat von 15.30 bis 17.45 Uhr statt, ebenfalls nach Terminvereinbarung; Kontakt: arnsberg@verbraucherzentrale.nrw oder 02932 - 5109701.

Weitere Tipps und Hinweise zu Problemen mit Versorgern und dem Umgang mit Preiserhöhungen gibt es auf der Internetseite https://www.verbraucherzentrale.nrw/gas.