Meschede. Gestohlene Gießkannen auf den Friedhöfen in Meschede sind keine Seltenheit. Doch an Gräbern tragen sich noch andere ungewöhnliche Dinge zu.
„Vom Friedhof geklaut“ steht mit schwarzem Edding geschrieben auf mehreren gelben Gießkannen auf dem Eversberger Friedhof. „Die sind nicht von uns“, sagt der städtische Friedhofsverwalter Reinhard Paul und lacht. „Aber die Idee gefällt mir.“ Denn auf den Friedhöfen im Stadtgebiet verschwinden in der Tat häufiger Gießkannen. Nicht das einzige Ärgernis vor Ort. Eine Bestandsaufnahme.
Gestohlene Gießkannen
Zehn bis 15 Kannen schafft die Stadt im Jahr an. Nicht alle würden gestohlen, die meisten hätten einfach ihre beste Zeit hinter sich, so Paul. Vor allem das Sonnenlicht setze dem Kunststoff zu. Deshalb sollte man die Gießkannen nach dem Gebrauch auch immer an den schattigen Ort zurückbringen.
Metalldiebe
Hatte es vor einigen Jahren noch vermehrte Metalldiebstähle auf städtischen Friedhöfen gegeben, so sei diese derzeit eher seltener ein Problem. Vor wenigen Wochen wurde einer Meschederin eine Grableuchte gestohlen. „Der Frau konnten wir aber auf dem kleinen Dienstweg helfen“, berichtet Reinhard Paul.
Ungepflegte Gräber
Laut Friedhofssatzung sind Nutzer, also die Hinterbliebenen, zur Pflege der Gräber verpflichtet – entweder
selbst oder durch Dritte. Verwahrlost ein Grab, wird die Stadt tätig. „Wir versuchen die Hinterbliebenen ausfindig zu machen“, erklärt Reinhard Paul. Dies sei unter Umständen eine Suche über mehrere Wochen, weil Hinterbliebene entweder gestorben seien oder unbekannt verzogen. Früher wären zehn Gräber auffällig gewesen, aktuell seien das mehr als 100. Laut Paul gibt es auch ein deutliches Stadt-Dorf-Gefälle. Auf den großen Friedhöfen im Norden und Süden gebe es weitaus mehr verwahrloste Gräber als auf den Dörfern. Werden Gräber trotz Aufforderung nicht gepflegt, können sie von der Verwaltung abgeräumt werden.
Grabsteine aus dem Internet
Ein weiterer Trend auf den Friedhöfen bereitet dem Friedhofsverwalter Sorgen: Grabsteine aus dem Internet. Für Reinhard Paul geht damit auch „ein
Stück Friedhofskultur verloren“. Immer häufiger würden Hinterbliebene Grabsteine online zum Beispiel bei Amazon bestellen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Online-Grabplatten kosten dann etwa 300 Euro und seien damit deutlich günstiger als die handgefertigten vom Steinmetz. Das Material sei jedoch auch weniger beständig, dünn und die Buchstaben häufig per Sandstrahler eingefräst. Diese Platten würden keine 100 Jahre überstehen, wie dies bei ehrwürdigen Grabmalen der Fall sei. „Man sieht meistens, dass es aus einem Material ist, aus dem sonst Fensterbänke produziert werden. Ich befürchte, dass es in Zukunft immer weiter in diese Richtung geht.“ Im Stadtgebiet gibt es aktuell nur noch einen Steinmetz in Heinrichsthal.
LED-Grableuchten
Auf den Friedhöfen herrscht laut Satzung ein Plastikverbot. Dennoch verwenden die Hinterbliebenen immer häufiger batteriebetriebene LED-Grableuchten. Diese sind oft mit einem Sensor ausgestattet und
beginnen dann in der Dunkelheit zu leuchten – praktisch für die Hinterbliebenen, schön für die abendliche Atmosphäre. Allerdings ist das der Friedhofsverwaltung ein Dorn im Auge. Ist das Licht erlöscht, landen die Kerzen auf dem Müll. „Allerdings handelt es sich hierbei streng genommen um Elektroschrott“, erklärt Reinhard Paul. Zu Hause würden die wenigsten auf die Idee kommen, einen batteriebetriebenen Artikel im Hausmüll zu entsorgen. Auf dem Friedhof geschehe dies – vielleicht auch aus Unwissenheit – jedoch häufig. Manchmal landen die LED-Leuchten auch im Kompost-Container und dann könnte die Batterienflüssigkeit den Kompost verunreinigen. „Es ist mittlerweile so, dass die LED-Lampen günstiger sind als die aus Wachs“, sagt Paul.
Tipp für ein Pflegeleichtes Grab:
Gerade ältere Menschen melden sich immer häufiger bei der Stadt, weil sie mit der Grabpflege überfordert
sind. Sie wünschen sich pflegeleichte Gräber, weil die Verwandten weit weg wohnen und ein Gärtner zu kostspielig ist. Reinhard Pauls Tipp für das pflegeleichte Grab lautet folgendermaßen: Das Grab mit Bodendeckern bepflanzen. Es eignen sich zum Beispiel Waldsteinia (blüht gelb) oder Thymian (blüht rosa). Die Pflanzen kosten pro Topf 1 bis 1,50 Euro. „30 bis 35 Pflanzen reichen für ein Grab“, so Paul. Die Bodendecker müssten dann ein Jahr gepflegt werden und wachsen dann zu einem dichten, grünen Teppich, durch den auch kein Unkraut gelangt. Ist der Teppich dicht, müssten lediglich einmal im Jahr die Kanten geschnitten werden, ansonsten bedürfe das Grab dann keine weitere Pflege. Gehässige Friedhofs-Kommentare wie „Der hat nur keine Lust zu hacken“, sollte man einfach überhören.