Schmallenberg. Andreas Vogd und Alexander Kersting sind überzeugt, dass die Bürgertests weiter wichtig sind. Warum sie sie weiter anbieten.

Selbst wenn die Politik entscheidet, dass die Finanzierung für die Bürgertests Ende Juni gestrichen wird, in Schmallenberg werden sie weiter angeboten. Das betont Alexander Kersting, der in Kooperation mit Apotheker Andreas Vogd das Testcenter in der Ladenzeile betreibt.

Es sei wichtig, dass die Bevölkerung weiter diese Möglichkeit habe, betonen Vogd und Kersting. „Wir entlasten die örtlichen Hausärzte und geben den Menschen Sicherheit.“ Die bisher bekannten möglichen Eingrenzungen beispielsweise auf Menschen, die Großveranstaltungen besuchen, findet Kersting nicht praktikabel: „Soll ich mir da vom Schützenhauptmann eine Unterschrift vorlegen lassen“, fragt er ironisch.

Alexander Kersting (Bild) betreibt gemeinsam mit Apotheker Andreas Vogd das Testzentrum in der Ladenzeile in Schmallenberg. 
Alexander Kersting (Bild) betreibt gemeinsam mit Apotheker Andreas Vogd das Testzentrum in der Ladenzeile in Schmallenberg.  © Privat | Privat

In der Ladenzeile lassen sich im Schnitt 100 bis 200 Menschen täglich testen. 40 von ihnen sind laut Kersting in diesen Tagen positiv. Oftmals bräuchten sie im Anschluss noch den PCR-Test. Auch den bietet das Zentrum an. „Für einige ist das wichtig, weil sie den Nachweis bei ihren Arbeitgebern für die Krankschreibung vorlegen müssen, andere wollen sich damit absichern, falls im Herbst neue Impf- oder Genesenen-Nachweise nötig werden.“

Querschnitt der Bevölkerung lässt sich testen

Zur Testung komme ein Querschnitt der Bevölkerung. „Das sind nicht nur Schmallenberger, die Angehörige in Alten- und Pflegeheimen besuchen wollen.“ Auch viele Menschen, die Symptome hätten, wollten Gewissheit. „Und nach manchem Super-Spreader-Event, wie den Schützenfesten, sind hier schon mal ganze Dörfer lahmgelegt.“

Für Kersting ist klar: „Wir machen weiter!“ Vielleicht werde man die Öffnungszeiten einschränken. „Aber es ist wichtig, dass es in Schmallenberg eine zuverlässige Anlaufstelle gibt.“ Das sei auch wichtig, um die Hausärzte zu entlasten. „Die meisten bieten gar keine Bürgertests und PCR-Tests mehr an. Die schicken die Patienten direkt zu uns.“ Bisher ist der PCR-Test kostenlos, wenn ein positiver Schnelltest vorliegt.

Die Infizierten herausfischen

Auch der Schmallenberger Apotheker Andreas Vogd, Vorsitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), hält die weiteren Testmöglichkeiten für wichtig, „um nicht unkontrolliert auf eine weitere Coronawelle zuzurauschen.“ Über die Tests sei es möglich, die Infizierten herauszufischen und man behalte die weitere Entwicklung im Blick.

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„Vielleicht hilft auch nur die Durchseuchung“, denkt er laut. Dafür sei die Impfung aber die wichtigste Grundlage. Und da fehlten immer noch weite Bevölkerungsgruppen. Vogd ist sicher: „Corona ist noch nicht vorbei.“ Das zeigten die steigenden Zahlen. „Wir haben da auch eine Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen, dass das nicht wieder eskaliert. Die haben schon zwei Jahre verloren. Zeit, die sie nicht mehr aufholen können.“

Rückblick auf den Oktober 2021

Vogd erinnert: Bereits vor einem Jahr habe die Politik geglaubt, die Bürgertests Mitte Oktober einstellen zu können – um sie dann im November von heute auf morgen wieder einzuführen. „Für die Teststellen vor Ort war es damals eine enorme Kraftanstrengung, innerhalb kürzester Zeit Personal zu akquirieren und die Testinfrastruktur wieder hochzufahren.“

>>>HINTERGRUND

Laut Corona-Herbststrategie des Gesundheitsministeriums, soll das kostenlose Angebot für alle Bürger Ende Juni enden.

Als Gruppen und Anlässe für kostenlose Bürgertests werden in dem Papier genannt: Präventivtestungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern, Personen mit erhöhter Kontaktexposition, etwa vor Großveranstaltungen,bei einer Kontraindikation zur Impfung, etwa Schwangerschaft im ersten Trimester, bei ausbreitender Infektionslage in einem sogenannten Hotspot, Geflüchtete aus der Ukraine.