Eversberg. Durch einen Fehler schickte Google Maps Fahrzeuge in die verkehrte Richtung einer Einbahnstraße - es folgten gefährliche Manöver.

Lost in Eversberg. Es klingt schwer vorstellbar, sich in einem so kleinen Ort (1700 Einwohner) im Stadtgebiet Meschede zu verfahren, aber es geschah in der Tat. Grund dafür war ein Fehler bei Google Maps, dem beliebtesten Navigationsdienst auf deutschen Smartphones.

Wer von der Ortsmitte zur Stadtmauer wollte, wurde vom Kartendienst in die verkehrte Fahrtrichtung der Einbahnstraße „Stadtmauer“ gelotst. Deshalb kam es auch immer wieder vor, dass Ortsfremde ein paar Extrarunden drehten in Eversberg und Lieferdienste rückwärts durch die Straße fuhren.

Ohne Bürgersteig

Die fehlgeleiteten Autofahrer bemerkten ihre Irrfahrt zwar recht schnell, da an jeder Kreuzung ein Durchfahrt-Verboten-Schild steht, aber ungefährlich waren diese Manöver nicht. Zumal die Straße nicht ohne Grund eine Einbahnstraße ist: eine enge Fahrbahn ohne Bürgersteig. Wenden ist teilweise nur in den Einfahrten der Wohnhäusern möglich.

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Wie kommt es zu solchen Fehlern? Die Daten in Google Maps stammen nach eigenen Angaben aus einer Vielzahl von Quellen: „Darunter kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen von Partnern wie lokalen Verwaltungen.“ Grundlage sind zunächst Street-View- und Satellitenbilder. „Die Bilder zeigen uns, wo genau Straßen, Gebäude, Adressen und Geschäfte in einer Region sind – zusätzlich zu anderen wichtigen Informationen, wie zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen in einer Stadt oder Namen von Unternehmen.“

Selbst kümmern

Wer einen Fehler findet, muss sich selbst drum kümmern. Google Maps Nutzer können über die Funktion „Feedback geben“ in Google Maps Korrekturen senden. Google prüft die Informationen und veröffentlicht sie, „wenn sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit den Straßen, Unternehmen und Adressen in der realen Welt übereinstimmen“.

Für die Eversberger Stadtmauer wurden mehrere Anfragen gestellt – die erste im November 2021. Die Antwort lautete noch im Februar: „Nicht übernommen. Google konnte deine Änderung nicht prüfen.“ In die Stadtmauer ging es also weiter in verkehrter Richtung. Erst vor wenigen Tagen wurde der Fehler korrigiert und es kam eine entsprechende Mitteilung per Mail.

Korrekt bei Apple

Anders beim Konkurrenten Apple Maps. Dort war die Fahrtrichtung stets korrekt angegeben. Der amerikanische Anbieter greift auf eigene Daten zurück, die er im Sommer 2020 erfasst hat. Damals fuhren die Autos des Apple-Dienstes „Look Around“ unter anderem auch durch Eversberg (siehe Foto).

Allerdings sollt man auch diesem Anbieter nicht blind vertrauen:Für die Strecke Ortsmitte bis Stadtmauer bietet der Apple-Kartendienst eine Route über den Friedhof an. Das Gute daran: Dort trifft man auf jeden Fall Ortskundige, die einem weiterhelfen.

>>> Apple Maps

Im Sommer 2020 schickte Apple mit „Look around“ Kamerawagen durch Deutschland. Wie zehn Jahre zuvor Google mit Streetview war damit auch Apple erstmals auf deutschen Straßen mit einem Kamera-Wagen unterwegs. Der Aufschrei hielt sich jedoch in Grenzen.

Die Daten sollten nach Angaben des amerikanischen Konzerns in erster Linie das Kartenmaterial von Apple verbessern. Die Bilder können aber auch künftig im neuen Panorama-Dienst „Look Around“ verwendet werden - das ist Apples Konkurrenz zu Googles Streetview.

Im Sekundentakt

Die weißen Kleinwagen mit der Aufschrift „Apple Maps“ auf den hinteren Seitenfenstern fielen durch die Teleskopmasten auf dem Dach auf. Die Spezialkameras schossen Bilder im Sekundentakt in alle Richtungen. Gleichzeitig tasten Laser-Radare die Umgebung in 3D ab.

Verboten war und ist das nicht. Apple – und andere – dürfen all das fotografieren, was nicht auf Personen zurückgeführt werden kann. Dazu zählen Straßen und Häuserfassaden. Nicht zulässig sind Aufnahmen von Gesichtern und Nummernschildern an Fahrzeugen, also von personenbezogenen Daten. Laut Apple kein Problem. Die Bilder machten Gesichter und Kennzeichen mit einer speziellen Software unkenntlich. Die Erfolgsquote liege bei 99,5 Prozent. Auch eine eigene Anfrage der Redaktion ergab damals, dass die Daten nicht lesbar waren.

Verpixeln möglich

Wie bei Google Streetview gibt es auch bei Apple Maps die Möglichkeit, sein Haus auf den Fotos verpixeln oder gar nicht erst aufnehmen zu lassen. „Vorabwiderspruch“ wird letzteres genannt und bescherte Google im Jahr 2010 für Streetview Hunderttausende Anträge, für die die Firma 200 Leute an- oder abstellen musste.

Google Streetview wurde seit 2011 nicht aktualisiert und Apple Look around gibt es in Deutschland bisher gar nicht – lediglich in den USA und ausgewählten Großstädten in Europa.