Nuttlar. Im Juli wird in Nuttlar an einen Weltrekord und ein besonderes Spektakel erinnert: Zum Dorfjubiläum gibt es noch einmal ein Bierfassrollen.
Wegen Corona hat die Feier dieses besonderen Jubiläums im vergangenen Jahr ausfallen müssen. Dafür aber passt sie eben jetzt wunderbar in den Veranstaltungskalender zum 950-jährigen Jubiläum von Nuttlar. Am 30. Juli wird in Nuttlar an einen launigen Weltrekord erinnert – den im Bierfassrollen. Und erneut wird dann in Nuttlar wieder ein Fass rollen.
+++ Lesen Sie auch: Grundschüler sorgen für Höhepunkt im Jubiläumsjahr +++
Ortsvorsteher Markus Sommer freut sich darauf: „Die Leute von damals haben das selbst wieder aufgegriffen. Bei mir haben sie damit offene Türen eingerannt.“ 1981 hatten 21 junge Männer aus Nuttlar ein 50-Liter-Bierfass mit den Händen vor sich hergerollt – fünf Tage lang. Dabei haben die jungen Leute 666 Kilometer zurückgelegt: Weltrekord! Die skurrile Leistung ist seitdem nicht übertroffen worden, sie steht weiterhin im Lexikon der Superlative, gleich zwischen dem höchsten Bierdeckelturm und dem größten Bierhumpen der Welt.
Die Zeiten sind anders geworden
Natürlich ist die Idee damals aus einer Laune heraus entstanden, einer Bierlaune. 1979 hatten die Nuttlarer bereits mit 321 Kilometern einen Weltrekord aufgestellt, der aber danach überboten wurde. Also ging es auch um die Ehre. Die 21 Roller waren in vier Gruppen eingeteilt, die sich beim Rollen abwechselten. Es gab einen Ruhe- und Servicebereich an der Turnhalle, in dem zwei Physiotherapeuten die Roller professionell auf den nächsten Einsatz vorbereiteten. Auch ein Notar, der alles protokollierte, war im Einsatz, damit niemand den Rekord anfechten konnte. Es waren 666 Kilometer am Ende – auf einem 8,1 Kilometer langen Rundkurs um Nuttlar, vom Dümel mit der Vogelstange an der Kirche vorbei zur Rennstrecke an der Landstraße.
Daran wird am 30. Juli erinnert. Die Veltins-Brauerei will wieder ein Fass zur Verfügung stellen. Aber die Zeiten sind natürlich doch anders geworden. „Das gleiche noch mal? Nein, undenkbar“, sagt Ortsvorsteher Markus Sommer: „Das muss man sich heute mal vorstellen: Damals ist ein Begleitfahrzeug mit geeichtem Kilometerzähler hinter der Gruppe hergefahren, das Fass wurde über Bundes- und Landstraßen gerollt. Für die Behörden war das damals kein großes Thema - vermutlich auch deshalb nicht, weil das Verkehrsaufkommen damals ein ganz anderes war. Und heute? „Heute würde das an Genehmigungen scheitern. Das ist schlicht nicht mehr möglich“, weiß Sommer.
Feier am Feuerwehrhaus
Gerollt wird im Juli deshalb voraussichtlich auf der Strecke Kirchstraße, Rüthener Straße, Aufm Brauk, Bachstraße, Kirchstraße. Eine Strecke von gut einem Kilometer. Vereine und Vereinigungen sollen mit ins Boot geholt werden, um die Sache für Nuttlar interessant zu gestalten. Gefeiert wird an diesem Tag am Feuerwehrhaus. Dort werden Bilder von damals gezeigt und kommentiert. Es wird Musik aus den 70er- und 80er-Jahren gespielt und auch fürs leibliche Wohl wird selbstverständlich gesorgt sein. „Zum Feiern und Anfeuern ist ausdrücklich jeder willkommen“, betonen die beiden Hauptorganisatoren Elmar Noll und Gerhard Balkenhol. „Schön wäre es natürlich, wenn viele Leute kommen, die bereits damals schon dabei waren“, sagt Elmar Noll. Und selbstverständlich seien bei diesem außergewöhnlichen Spektakel nicht nur Zuschauer aus Nuttlar willkommen, sondern auch aus allen anderen Orten.
Für den guten Zweck
Sicher ist: Es wird wieder für einen wohltätigen Zweck gerollt. Das war den 21 Weltrekordlern damals schon wichtig: Durch Spenden und den Verkauf von Getränken hatten sie seinerzeit mehr als 10.000 Mark eingenommen, die sie dann an die Caritas-Werkstatt in Brilon spendeten.
Der Erlös aus Umsatz und Spenden soll auch diesmal wieder für einen guten Zweck verwendet werden. So oder so – für Sommer passt die Veranstaltung nahtlos in den Reigen der Nuttlarer Feierlichkeiten: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt er.
Und wer noch einen Weltrekord brechen möchte: Es gibt auch noch andere schräge Rekorde rund ums Fass. Ein gefülltes 100-Liter-Fass ist 1979 von Studenten der Fachschule für Papiertechnik Altenburg 136 Kilometer weit durch den Kreis Rochlitz in der DDR von Hand gerollt worden. 1981 befestigten 45 Winzer aus Albig eine Zug- und Schiebevorrichtung an ein 600-Liter-Weinfass – und schoben es dann in 21 Tagen von Barmstedt nach München, 1135 Kilometer weit. 2011 wurde ein 30-Liter-Fass an ein Fahrrad gekoppelt, und dann fast 975 Kilometer von Bad Schandau nach Cuxhaven gezogen.
- Anfang Juli soll noch ein Trainingstag für die teilnehmenden Teams angeboten werden. Die Details stehen noch nicht fest, sollen aber rechtzeitig bekannt gegeben werden.