Bödefeld. Nadine Albers-Bergrath ist Kräuterpädagogin und verrät im Interview was ihre Lieblingskräuter sind. Außerdem gibt sie Tipps zum Selbstpflücken.
Nadine Albers-Bergrath ist seit 2020 zertifizierte Kräuterpädagogin und bietet in ihrer „Albers – Kräuterwerkstatt“ Führungen, Workshops und Kurse in Bödefeld zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten rundum Kräuter- und Heilpflanzen an. Sie spricht im Interview über ihre Leidenschaft und gibt Tipps für das Sammeln sowie das Zubereiten von leckeren Kräutern.
Was macht eine Kräuterpädagogin?
Nadine Albers-Bergrath: Eine Kräuterpädagogin verbindet das ethnobotanische Wissen mit dem Kenntnisstand von heute. Jede Pädagogin ist begeistert von der biologischen Vielfalt und den naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und bemüht sich um den Erhalt der Artenvielfalt im Pflanzenbereich. Sie weiß die Natur zu schätzen und versucht im Einklang mit der Natur zu leben.
Was sind die Aufgaben?
Grundlegend kann man sagen, die Begeisterung und Faszination der verschiedenen Zusammenhänge in der Natur an andere weiterzugeben. Ansonsten denke ich, dass sich jeder seine eigenen Schwerpunkte in der Kräuterpädagogik sucht. Ich habe mir unter anderem die Aufgabe gegeben, mich mit dem alten Wissen über die Pflanzen zu beschäftigen und wieder ins Leben zu rufen.
Wie sind Sie dazu gekommen?
2013 bin ich aus Essen nach Bödefeld gezogen und habe irgendwann angefangen im heimischen Garten nachzuforschen: Was wächst im Garten? Ich fand den Giersch, den Gundermann, beschäftigte mich mit der Brennnessel und war begeistert, was man alles daraus machen konnte. Meine ersten Tinkturen stellte ich her, machte mir Tee und mischte die gefundenen Kräuter mit ins Essen und nahm selbst an Führungen teil. Dann wollte ich mein Wissen vertiefen und entschied mich für den Kurs zur zertifizierten Kräuterpädagogin.
Welche Wild- und Heilkräuter können Personen in der heimischen Natur finden?
Es gibt unzählige Kräuter- und Wildpflanzen im Sauerland, jedoch ist die Artenvielfalt nicht so groß wie in anderen Regionen aufgrund der konventionellen Landwirtschaft. Von bekannten Pflanzen wie der Brennnessel oder dem Gänseblümchen bis zum Giersch oder Gundermann. Jede Pflanze hat bestimmte Eigenschaften und Wirkstoffe.
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Welche Heilwirkungen wären das zum Beispiel?
Jede Pflanze hat ihre Eigenschaft. Was ich interessant an der Heilkraft der Pflanzen finde, ist, dass sie meistens den Inhaltsstoff zum Regulieren ebenfalls mitbeinhalten. Die Naturmedizin nennt mir eine Pflanze, die vielleicht gegen Durchfall helfen soll, aber wenn ich diese verwende, dann bekomme ich im Anschluss keine Verstopfung.
Was können Personen allein in der Natur oder im Garten sammeln?
Generell alles, was man auch allein erkennen kann. Am besten ohne App und ohne Buch. Man sollte sich hundertprozentig sicher sein, dass man die Pflanze erkannt hat. Ich denke bei Gänseblümchen, Löwenzahn und Brennnessel ist sich jeder sicher. Darüber hinaus gibt es einige Regeln, die zu befolgen sind.
Bei welchen Pflanzen besteht Verwechslungsgefahr?
Wenn ich die Pflanze nicht kenne, besteht bei jeder Pflanze auch Verwechslungsgefahr. Ich nenne gerne den Bärlauch, denn gerade im letzten Jahr gab es einen Todesfall, bei dem jemand den Aronstab mit dem Bärlauch verwechselt hat. Deswegen rate ich dazu an Führungen teilzunehmen, um sich die genauen Erkennungsmerkmale der Pflanzen zeigen zu lassen.
Zu was können die heimischen Kräuter und Pflanzen verarbeitet werden?
Es gibt Kräuter, denen auch Heilwirkungen nachgesagt werden, die man sehr gut frisch in der Küche verarbeiten kann: Zum Beispiel zu einem Wildkräutersalat, einer Kräuterlimo oder in Smoothies. Viele Kräuter, wie den Giersch und die Brennnessel, kann man super als Spinatersatz verwenden. Was ich viel und gerne mache: Nudeln kochen, diese zusammen mit verschiedenen Kräutern in die Pfanne geben, kurz andünsten und eventuell noch einen Schuss Sahne mithineingeben - schmeckt unglaublich lecker.
Was sind Ihre persönlichen Lieblingskräuter?
Ich liebe den Giersch im Salat, die Brennnessel mit Fetakäse in Blätterteigtaschen und die Knoblauchsrauke oder das behaarte Schaumkraut mit Frischkäse auf einem leckeren Vollkornbrot.