Meschede. „Wir waren ganz normale Familien“, berichten Ukrainerinnen auf dem Mescheder Kaiser-Otto-Platz, während nebenan Spaziergänger unterwegs waren.

Zur Mittwochsdemo haben sich auch in dieser Woche wieder rund 170 Unterstützer des Bündnis für Demokratie und Solidarität auf dem Kaiser-Otto-Platz versammelt. Bürgermeister Christoph Weber bedankte sich bei den Mescheder Bürgern für die zahlreichen Angebote von Wohnraum für die Unterbringung der aus der Ukraine vertriebenen oder geflüchteten Menschen, die hier um Hilfe gebeten haben. Weiterhin bat er auch für die folgende Zeit um Unterstützung in der Bevölkerung, denn es wird weiter Wohnraum gesucht und benötigt.

200. Geflüchtete wird erwartet

Für Donnerstag wurde die 200. Person erwartet, die aus der Ukraine geflüchtet ist. Weber wies auch darauf hin, dass eine Registrierung dringend erforderlich sei, um den Menschen die bestmögliche Unterstützung bieten zu können. Auf der Homepage der Stadt befinden sich E-Mail-Adressen, die von den Flüchtlingen und ihren Helfern genutzt werden könnten.

Evgenia Vataman-Kuhnhenne (links) übersetzte die Geschichte und das Dankeschön an die Mescheder Bürger einer jungen Frau aus der Ukraine.
Evgenia Vataman-Kuhnhenne (links) übersetzte die Geschichte und das Dankeschön an die Mescheder Bürger einer jungen Frau aus der Ukraine. © Brigitta Bongard

Ebenso wies die Diakonie darauf hin, dass in der Geschäftsstelle, Schützenstraße 4 in Meschede, weiterhin Hilfsgüter gesammelt und verteilt werden. Besonders gut erhaltene Kleidung werde für Männer, Frauen und Kinder in allen Größen dringend benötigt.

Während der Versammlung in der Mitte der Stadt erzählten auch zwei Frauen aus der Ukraine, wie sie die Flucht erlebt haben und welches Grauen sie in ihrem Heimatland erlebt haben. Eine der Frauen erzählte, dass ihre Eltern jetzt bereits die dritte Vertreibung aus ihrem Zuhause erleben müssten, da sie zuerst aus dem Gebiet von Tschernobyl fliehen mussten, danach aus dem Donbass und jetzt aus Kiew. Die bewegenden Berichte der Frauen, die im Bombenhagel aus ihrer Heimat geflohen sind, wurden von Evgenia Vataman-Kuhnhenne und Marianna Wienhold übersetzt.

Dankbar für die Hilfe der Mescheder

„Wir waren ganz normale Familien, die gearbeitet haben, die Kinder sind in die Schule gegangen. Wir verstehen einfach nicht, warum das alles jetzt passiert“, sagten die Frauen. „Wir sind unendlich dankbar für die Hilfe der Menschen hier in Meschede, die uns einen Platz bieten, um uns von den Schrecken des Krieges und der Bombardierung ein wenig zu erholen. Wenn das alles vorbei ist, werden wir uns freuen, Sie in unserem Land als Freunde und Touristen begrüßen zu dürfen.“

Die Organisatoren der Versammlung würden sich über eine größere Teilnahme an der Demonstration freuen, besonders im Hinblick darauf, dass verschiedene Organisationen und Vereine angeschrieben worden waren.

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Die Menschen folgten den Ausführungen von Bürgermeister Christoph Weber, Versammlungsleiter Elmar Schulte und den Ukrainerinnen.
Die Menschen folgten den Ausführungen von Bürgermeister Christoph Weber, Versammlungsleiter Elmar Schulte und den Ukrainerinnen. © Brigitta Bongard

150 Spaziergänger

Bezüglich der zweiten Gruppe von Demonstranten, die mit 150 Personen um die Innenstadt herum gingen, sagte Weber, dass der Zweck dieser Märsche, die sich ja ursprünglich gegen die Coronamaßnahmen gerichtet hatten, inzwischen doch mehr als fraglich sei. Auch das Zeigen von Reichsflaggen zeige doch deutlich, dass es sich einerseits nicht um Spaziergänge, sondern um eine nicht genehmigte Demonstration handele, andererseits würde so auch die Gesinnung der Leute klar.

>>>HINTERGRUND
Während in Meschede am Mittwochabend rund 150 Menschen unterwegs waren, um gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrierten, waren die so genannten Spaziergänger in Schmallenberg und Bestwig bereits am Dienstag zusammengekommen.

Trotz der geringen Zahl, in Bestwig waren es rund 20 und in Schmallenberg laut Polizei rund 35 Personen, wertet die Polizei diese Zusammenkünfte weiterhin als nicht-angemeldete Demonstration, die es einerseits zu schützen gilt, bei der man aber auch versuche, einen Versammlungsleiter ausfindig zu machen.

Bei allen drei Treffen war das nicht möglich und es wurde erneut eine Anzeige gegen Unbekannt geschrieben.