Nuttlar. Für die Gemeinde Bestwig werden Windkraftpläne jetzt konkreter: Für zwei Standorte läuft das Genehmigungsverfahren. Das sind die Pläne dafür.

Jetzt werden auch die Windkraftpläne für die Gemeinde Bestwig spürbarer – und zwar direkt mit Windrad-Riesen. Nördlich der Autobahnbrücke Nuttlar soll auf dem Suhrenberg ein 247 Meter hohes Windrad entstehen. Ein zweites ist knapp hinter der Gemeindegrenze auf Antfelder Boden in Planung, ebenfalls 247 Meter hoch. Es liegt etwa 650 Meter östlich vom Nuttlarer Windrad entfernt im Bereich Vosskampe.

Bauherr von beiden Windrädern ist die MW Energie UG aus Paderborn. Ihr Geschäftsführer Klaus Wullenweber ist gebürtiger Nuttlarer, Forstbeamter in Paderborn. Er hatte in der Vergangenheit bereits 2013 als Gesellschafter der „RuhrtalWaldWind“ Interesse an einem Projekt auf dem Suhrenberg.

Gemeinde soll finanziell profitieren

Für die beiden Windräder liegen die Unterlagen zum Genehmigungsverfahren im Kreishaus in Brilon sowie in den Rathäusern in Bestwig und Olsberg aus, sie sind auch online auf der Internetseite des Hochsauerlandkreises zu sehen.

Die Talbrücke Nuttlar der Autobahn A 46: Auf dem Berg rechts ist eines der Windräder geplant.
Die Talbrücke Nuttlar der Autobahn A 46: Auf dem Berg rechts ist eines der Windräder geplant. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das Windrad bei Antfeld steht in einem Fichtenwald, das Nuttlarer auf einer Borkenkäfer-Schadensfläche: Beide Bereiche stuft das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz ein als „Landschaft von mittlerem Wert“. Die Gemeinde Bestwig soll vom Betrieb der Anlage profitieren: Sie erhält künftig 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Möglich macht das die zuletzt gesetzlich beschlossene Wertschöpfungsbeteiligung der Kommunen, durch die die Akzeptanz in der Bevölkerung für den weiteren Ausbau von Windkraft gefördert werden soll. Diese Abgabe wird gezahlt, wenn eine Gemeinde in einem Umkreis von 2,5 Kilometer um ein Windrad herum Eigentum besitzt.

Laut Unterlagen sei von negativen Auswirkungen auf Menschen - etwa einer so genannten „optisch bedrängenden Wirkung“ - nicht auszugehen.

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Zum Ortskern Nuttlar sind es von der Nuttlarer Anlage 1650 Meter und zum Ortskern Antfeld von der Antfelder 1350 Meter. Im Umkreis von 740 Meter um die Anlage herum befindet sich auch kein Wohnhaus - das ist der gesetzlich vorgeschriebene dreifache Höhenabstand. Der Bau der B 7n sei durch die Windräder nicht berührt, so der Antrag. Für das Windrad bei Antfeld muss ein zwei Hektar großes Nahrungsgebiet für den Rotmilan angelegt werden, um ihn von etwaigen rund um den Turmfuß sich tummelnden Beutetieren abzulenken.

Ortsvorsteher: „Man sitzt immer zwischen den Stühlen“

Die Windräder werden weithin sichtbar sein. Die Nuttlarer Talbrücke ist 115 Meter hoch – „das finde ich schon gewaltig“, sagt Nuttlars Ortsvorsteher Markus Sommer. Allerdings steht das Nuttlarer Windrad noch wesentlich höher, es ist bei 480 Höhenmetern auf dem Berg geplant. „Das wird einen optisch erschlagen“, befürchtet Sommer: „Wenn es rein persönlich nach mir geht, käme das Windrad nicht dorthin.“ Aber er betont auch: Es gehe eben nicht nach ihm. Entscheiden werde der Hochsauerlandkreis. Sommer weist auf den Zwiespalt hin: „Man sitzt immer zwischen den Stühlen. Einerseits müssen wir etwas für die Energiewende tun. Wir müssen autarker werden. Windkraft ist eine Möglichkeit. Aber andererseits: Solche monströsen Windräder vor der Haustür findet man natürlich nicht toll.“ Der Bestwiger Gemeindeentwicklungsausschuss wird noch Stellungnahmen zu dem Vorhaben abgeben.

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Künftig würden sich ab dem Autobahnende an der geplanten B7n bis Altenbüren acht Windkraftanlagen entlang ziehen. Bis auf die bei Antfeld befinden sich alle oberhalb der Trasse. Vier davon - jede 240 Meter hoch - baut die JUWI AG, eine 100-prozentige Tochter der MVV Energie AG Mannheim, die beiden weiteren - mit 184 Metern Höhe und 2,35 MW deutlich kleiner - sind ein Projekt der Waldgenossenschaft Forstinteressenten Antfeld. Die Windfarm endet unmittelbar an der Stadtgrenze von Olsberg und Brilon südlich der Straße von Altenbüren nach Esshoff.

>>> HINTERGRUND <<<

Die Unterlagen liegen bis Donnerstag, 24. März, an den folgenden Stellen zur Einsicht aus: Rathaus Bestwig, Stadtverwaltung Olsberg sowie Untere Umweltschutzbehörde/Immissionsschutz des Hochsauerlandkreises, Am Rothaarsteig 1, Brilon.

Aufgrund der aktuellen Lage ist eine telefonische Terminvereinbarung erforderlich.

Weiterhin sind die Genehmigungsanträge auf der Internetseite des Hochsauerlandkreises (https://www.hochsauerlandkreis.de/hochsauerlandkreis/buergerservice/bauen/wohnen/kataster/bekanntmachung-oeff) und im UVP-Portal des Landes Nordrhein-Westfalen unter https://uvp-verbund.de/startseite abrufbar.

Einwendungen gegen die Vorhaben können bis einschließlich Montag, 25. April, schriftlich oder per Mail erhoben werden.