Meschede/Eversberg. Eine Milchkuh in Meschede wäre fast verendet, weil sie Müll gefressen hat. Die Landwirte haben einen Appell.

„Akut inaktiv“, meldet der Roboter, der Milchkuh Bea überwacht. Bea gibt weniger Milch als üblich, wiederkäut weniger und bewegt sich kaum. Ein klares Zeichen dafür, dass mit dem Tier etwas nicht stimmt. Was ist los mit Bea?

Der Parkplatz an der B55 in Meschede gleicht einer Müllhalde.
Der Parkplatz an der B55 in Meschede gleicht einer Müllhalde. © Ilka Trudewind

Sensoren erfassen die Biodaten aller Kühe im Stall der Familie Möller-Winter aus Eversberg im Stadtgebiet Meschede. Unter anderem die Milchleistung, die Bewegungen und Futtermenge. Gibt es Abweichungen erfolgt eine Meldung an den Landwirt, weil das Tier sehr wahrscheinlich krank ist.

Beas Zustand verschlechtert sich rapide. Die Temperatur steigt auf 39,5 Grad. Die Situation ist lebensbedrohlich. Denn: „Fieber beginnt bei einer Kuh schon ab 38 Grad“, erklärt Steffi Möller-Winter. Die Kuh schwitzt stark, frisst nicht mehr, ihr Anblick ein Elend.

Der Tierarzt vermutet, dass die Kuh einen Fremdkörper im Magen hat. Letzte Chance auf eine Rettung: Ein Magnet, der tief in den Magen eingeführt wird, und dort für immer verbleibt – in der Hoffnung, dass es sich um einen metallischen Fremdkörper handelt. Fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel bringen zunächst eine Besserung, aber Bea ist noch nicht über den Berg.

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Milchkuh Bea hatte einen Gegenstand verschluckt. Wahrscheinlich handelte es sich um Müll, der über das Gras auf einer Weide am Kriegsgräberfriedhof in Eversberg ins Silo gelangt ist. 
Milchkuh Bea hatte einen Gegenstand verschluckt. Wahrscheinlich handelte es sich um Müll, der über das Gras auf einer Weide am Kriegsgräberfriedhof in Eversberg ins Silo gelangt ist.  © Privat

Die Landwirte sind wütend auf Menschen, die ihren Abfall achtlos in der Natur entsorgen. Denn der metallische Gegenstand war über das Futter in den Magen der Kuh gelangt. Das Silo wird aus Gras produziert, das von den eigenen Weiden stammt. „Auf unserer Wiese unterhalb des Pendlerparkplatzes an der B55 liegt beispielsweise unfassbar viel Müll. „Warum nehmen die Leute ihren Müll nicht mit nach Hause? Mir graut es schon davor, wenn Burger King in Enste eröffnet. Wir finden jetzt schon so viel Müll von McDonalds“, ärgert sich Steffi Möller-Winter.

Erst kürzlich lag noch der Schraubverschluss einer Fanta-Flasche im Silo. Möller-Winter: „Wir filtern einiges raus, und auch der Futtermischwagen zieht Metallisches raus, aber das gelingt leider nicht immer. Und dann passiert sowas wie mit Bea.“

Entwarnung nach einigen Tagen: Bea geht es deutlich besser, sie ist über den Berg.

Dieser Magnet hat dem Tier vermutlich das Leben gerettet.
Dieser Magnet hat dem Tier vermutlich das Leben gerettet. © Privat

Per Instagram und Facebook hatten die Landwirte immer wieder Videos und Fotos hochgeladen. So auch eine Sequenz, die zeigt, wie der Magnet in den Magen des Tieres eingeführt wird. Es ist zugegebenermaßen kein schöner Anblick. Die Landwirte wollen mit diesen Bildern, die Menschen sensibilisieren: „Bitte werft keinen Müll in die Natur, es kann fatale Folgen haben.“

>>> So funktionierte die Rettung

Eingegeben wird der Magnet mit einem so genannten Boli, eine lange Apparatur, mit der auch Medikamente oder Vitamine in den Magen des Tieres eingeführt werden.

Der Fremdkörpermagnet verhindert, dass Metallteile, die eine Kuh verschluckt hat, durch Magenwand oder Pansen stechen. Das würde zum Tod des Tieres führen.