Eslohe. Im Esloher Dampf-Land-Leute-Museum lassen mehrere Männer die guten alten Bahnzeiten wieder aufleben. Dabei half ein Geschenk des Himmels.

Auf einer Länge von rund 500 Metern liegen immer noch die Gleise und Weichen im Bereich des alten Esloher Bahnhofs. Aber nie wieder wird hier ein Zug abfahren oder ankommen. Denn jenseits der 500 Meter liegen eben keine Schienen mehr. Die guten alten Bahnzeiten, sie sind längst vorbei in der Gemeinde Eslohe. Schräg gegenüber des ehemaligen Bahnhofs - im Dampf-Land-Leute-Museum - aber lassen vier Männer die lebendigen Bahnzeiten der 50er- und 60er-Jahre wieder aufleben. Originalgetreu bauen sie dort im Maßstab 1:43,5 (H0) das Areal des Bahnhofs samt Gleisanlage und Ladestraße nach - von der Hellebrücke bis zur Straßenbrücke in Richtung Sieperting.

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Bereits vor Jahren haben die Arbeiten für das gewaltige Projekt begonnen. Dann lag es längere Zeiten brach. „Irgendwie hat sich niemand von uns an den verwinkelten Bahnhof herangetraut“, erinnert sich Wolfgang Dudek. Es war ein Museumsbesucher, der die ganze Sache schließlich wieder ins Rollen brachte: Martin Filthaut aus Wickede. Er bot den Eslohern Anfang des Jahres 2020 an, in seinem Konstruktionsbüro die entsprechenden Zeichnungen anzufertigen. Ein Angebot, das die Männer des Museums gern angenommen haben. „Das war wie ein Geschenk des Himmels“, sagt Dudek. Weil es vom Bahnhof keine Baupläne mehr gibt, machten sie Wolfgang Dudek und Hubert Lehmann mit einem Bandmaß ans Werk und begannen mit den Vermessungen.

Schmuckloses Bahnhofspuzzle

Die notierten Maße und zahlreiche Fotos vergangener Zeiten bildeten schließlich die Grundlage für die Zeichnungen von Martin Filthaut. Sie wiederum waren wenig später die Grundlage für die Arbeit von Klaus Gottfried. Er fütterte seinen 3D-Drucker mit den Daten. Nächtelang surrte und ratterte die Maschine, spuckte nach und nach Fassaden, Wände, Dächer, Treppen und Fenster aus. So entstand zunächst eine Art schmuckloses „Bahnhofspuzzle“ aus unzähligen reinweißen Kunststoffteilen.

Der Esloher Bahnhof, so wie er in den 50er- und 60er-Jahren ausgesehen hat. Lange haben sich die Männer des Museums nicht an den Bau des Modells herangetraut. Jetzt ist es fertig und perfekt geworden. Dank Hilfe, moderner Technik und filigraner Handarbeit.
Der Esloher Bahnhof, so wie er in den 50er- und 60er-Jahren ausgesehen hat. Lange haben sich die Männer des Museums nicht an den Bau des Modells herangetraut. Jetzt ist es fertig und perfekt geworden. Dank Hilfe, moderner Technik und filigraner Handarbeit. © Unbekannt | Frank Selter

Um deren Verschönerung kümmerte sich schließlich Wolfgang Dudek. Anhand der vorliegenden Fotos, verpasste er den Teilen den entsprechenden Anstrich, klebte sie zusammen, zeichnete das Fachwerk und sorgte in filigraner Kleinarbeit dafür, dass bereits heute - zu einem Zeitpunkt, zu dem Anlage noch längst nicht fertig ist - manch ein Besucher mit Staunen vor der rund acht Meter großen Anlage im ehemaligen Waschraum für die Mitarbeiter der Firma Ketten Koenig steht.

„Es waren schon einige, die gesagt haben, dass sie sich noch gut daran erinnern können, wie sie morgens um zehn nach sechs mit dem roten Schienenbus ab Gleis 1 von Eslohe nach Meschede zur Berufsschule gefahren sind,“ sagt Wolfgang Dudek.

Erinnerungen an die guten alten Zeiten wach halten, das ist es, was die „Schrauber“ des Museums mit ihrer Anlage erreichen wollen. Und das haben sie bereits zum jetzigen Zeitpunkt geschafft. Dabei gibt es noch eine ganze Menge zu tun, auch wenn Laderampen, Bahnsteig und Brücken bereits fertig sind und sogar bereits geselliges Treiben in der alten Bahnhofsgaststätte herrscht.

Kein zeitliches Ziel gesetzt

Da müssen noch die Gleise eingeschottert und die Landschaft gestaltet werden. Und beim Straßenbau und bei der Beleuchtung gibt es ebenfalls noch eine ganze Menge zu tun. Und nicht zuletzt fehlt auch noch die Rückwand, die die Kacheln des alten Waschraums verdecken soll.

Wann sie mit alldem fertig sein wollen? „Wir machen eins nach dem anderen und haben uns kein zeitliches Ziel gesetzt“, sagt Wolfgang Dudek. Das Ziel, das man sich gesetzt habe, sei ein ganz anderes: „Wir wollen für den Betrachter den größtmöglichen Wiedererkennungswert erreichen und die Anlage so authentisch wie möglich gestalten“, betont er. „Und so richtig fertig ist man mit einer Modelleisenbahn ja sowieso nie“, sagt Hubert Lehmann und lacht. Deswegen haben die Museums-Männer schon jetzt weitere Ideen für ihr Projekt im Kopf. Aber eins nach dem anderen…

  • Heute sieht der alte Esloher Bahnhof ganz anders aus. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden etliche Änderungen am Gebäude vorgenommen. Eingänge wurden verlegt, die Bahnhofsgaststätte wurde mehrfach vergrößert, das Stellwerkhäuschen wurde ebenso wie der Bahnsteig abgerissen und wegen stark aufkommender Holzverladung wurde unter anderem ein durchgehendes Gleis verlegt.
  • Der Schuppen der ehemaligen Firma Landhandel und Hafermühle Gebrüder Böhmer wurde ebenso wie auch der
    Feldbahnanschluss der Firma Ketten Koenig beseitigt. So stand mehr Platz für die Verladung auf Bahnwaggons zur Verfügung.
  • Aus Richtung Serkenrode sind die Gleise bereits 1976 zurückgebaut worden. Kurz darauf wurde zwecks Straßenbau auch die Siepertinger Brücke abgerissen.
  • Aus Richtung Wenholthausen/Wennebrücke wurden die Restgleise bis zur Hellebrücke 2012 abgebaut. Nun ist der Gleisbereich Bahnhof Eslohe eine Insellage.
  • Inzwischen befindet sich im alten Bahnhof das Atelier des Künstlers Thomas Jessen.