Meschede. Beim Corona-Spaziergang in Meschede ist es zu Empörung gekommen: Weiße Rosen und Lieder, die an Opfer der NS-Zeit erinnern. Es gibt ein Video.

Die Innenstadt von Meschede war wieder Schauplatz einer genehmigten und einer nicht genehmigten Demonstration. Die so genannten „Spaziergänger“ sammelten sich erneut auf dem Stiftsplatz, von wo aus die rund 320 Demonstranten zu ihrem Gang rund um die Stadt starteten. Ausgestattet mit Musikinstrumenten skandierten sie „Von guten Mächten treu und still umgeben“, ein Lied von Dietrich Bonhoeffer, einem NS-Widerstandskämpfer, der am 9. April 1945 vom Nazi-Regime hingerichtet wurde.

Symbole für politische Unterdrückung

Außerdem spielten und sangen sie „Bella ciao“, ein ursprünglich italienisches Partisanenlied, sowie „Die Gedanken sind frei“. Letzteres Lied steht symbolisch für politische Unterdrückung und wurde von Sophie Scholl am Abend der Verhaftung ihres Vaters an der Gefängnismauer gespielt.

Die offizielle angemeldete Versammlung auf dem Kaiser-Otto-Platz in Meschede.
Die offizielle angemeldete Versammlung auf dem Kaiser-Otto-Platz in Meschede. © Brigitta Bongard

Auf dem Kaiser-Otto-Platz hatten sich parallel rund 250 Bürger und Bürgerinnen zu einer angemeldeten und genehmigten Demonstration für Demokratie und Solidarität versammelt. In einer kurzen Ansprache an die Teilnehmer wurde seitens der Organisatoren erklärt: „Demokratie ist Haltung und Staatsform zugleich. Sie ist geprägt durch Rechtsstaatlichkeit. Nicht Willkür, sondern Gesetze ermöglichen das geordnete Zusammenleben. Solidarität ist das Grundprinzip menschlichen Zusammenlebens.“

Um diese Meinung gegenüber den „Spaziergängern“ zu bekräftigen, standen die Teilnehmer schweigend entlang der Geschäfte. Die Polizei hatte auch in dieser Woche mit großem Aufgebot dafür gesorgt, dass die beiden Gruppen nicht aufeinandertreffen konnten, um eine mögliche Eskalation zu verhindern. Der Kaiser-Otto-Platz war abgeriegelt und es galt Maskenpflicht während der Veranstaltung auf dem Platz.

Spaziergänger und offizielle Demonstranten in Meschede

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    Die räumliche Trennung konnte jedoch nicht verhindern, dass viele der Leute sich über die Auswahl der Musikstücke der „Spaziergänger“ ärgerten und diese als blanke Provokation ansahen. Der Versuch der Teilnehmer der nicht genehmigten, aber von Polizei und Ordnungsamt geduldeten Demonstration, den Beamten der Polizei neben roten und gelben Tulpen auch weiße Rosen zu überreichen, verstärkte den Ärger.

    Polizei: keine Störungen

    Dennoch verlief der Abend bis zur offiziellen Beendigung der Versammlungen friedlich. Nach Angaben der Polizei gab es keine Störungen und es wurden keine Verstöße geahndet. Einen Teil der Spaziergänger stufte die Polizei als Auswärtige ein.