Meschede. Im Streit um die Fortführung des Tarifvertrages haben die IG-Metall-Mitglieder bei Honsel in Meschede eine erste Entscheidung getroffen.

Fünf Jahre hatten die Honsel-Mitarbeiter zuletzt - abweichend vom IG-Metall-Tarifvertrag - 40 statt 35 Stunden in der Woche gearbeitet. Für viele hieß das: zusätzliche Schichten am Wochenende. Diesen Tarifvertrag, er läuft am 1. Februar aus, will Arbeitgeber Martinrea-Honsel verlängern (wir berichteten). Da bisher kein neuer Tarifvertrag zustande kam, haben die IG-Metall-Mitglieder jetzt über eine Übergangsregel abgestimmt. Der Antrag: In dieser Zeit sollte der alte Vertrag weiterlaufen und damit 40 Stunden gearbeitet werden.

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Das Ergebnis: Ein klares Nein. 86,8 Prozent sprachen sich gegen diese Übergangsregel aus. Damit gilt ab 1. Februar in Meschede wieder die 35-Stunden-Woche. Was Einzelne freut, kritisiert Dr. Volker Verch. Der Geschäftsführer des Unternehmensverbandes begleitet die Gespräche aufseiten der Arbeitgeber: „Das bedeutet Mehrarbeit und verteuert die Arbeit am Standort.“ Das sei ein gravierender Wettbewerbsnachteil, denn den Kunden sei es egal, wo sie die Produkte bezögen, ob in Meschede oder Mexiko.

Bei Martinrea Honsel in Meschede diskutieren Gewerkschaft und Arbeitgeber über den richtigen Weg in die Zukunft des Standorts.
Bei Martinrea Honsel in Meschede diskutieren Gewerkschaft und Arbeitgeber über den richtigen Weg in die Zukunft des Standorts. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Doch das letzte Wort ist damit noch nicht gesprochen. Als nächstes erwartet die IG Metall das Gutachten ihrer Beratungsfirma. Diese hat die Betriebszahlen analysiert. „Das Ergebnis werden wir unseren Mitgliedern vorstellen“, erklärt Carmen Schwarz, Erste Bevollmächtigte der IG Metall. Die Pandemie bremst sie da aus. „Ich würde gern Präsenzveranstaltungen abhalten, aber das geht nur in kleineren Gruppen und damit in mehreren Veranstaltungen.“ Sie rechnet daher damit, dass es März werden wird, bis alle informiert wurden und die Mitglieder dann über die Aufnahme weitere Verhandlungen abstimmen können.

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Ihr gehe es dann um einen „Zukunfts-Tarifvertrag“, betont sie. „Mir ist klar, welchem Kostendruck der Arbeitgeber durch die Automobilindustrie ausgesetzt ist, aber wir müssen auf dem Weg in die Zukunft den Menschen in den Mittelpunkt stellen.“ Wichtig seien deshalb nicht nur Arbeitszeitgestaltung, sondern auch Investitionen in die E-Mobilität, Beschäftigungssicherung, Übernahme von Auszubildenden und Altersteilzeit.

Das sagen die Mitarbeiter

Aus Mitarbeiterkreisen hieß es, man habe auch gegen den Übergangs-Vertrag gestimmt, weil der Arbeitgeber erst so spät auf die IG Metall zugekommen sei. Das dementiert Verch: „Wir haben rechtzeitig reagiert.“ Er hoffe, dass das Gutachten der Gewerkschaftsseite nun schnell vorgelegt werde, „damit wir nicht zu viel Zeit verlieren und kostenseitig weiter mitspielen können.“