Grevenstein. Seit 2017 warten die Mitglieder des Skiliftvereins schon auf geeignete Verhältnisse. Was es dazu braucht und wie es um den Schlepplift steht.

Legenden besagen, dass gar noch Punktekarten aus den 80er Jahren für den Grevensteiner Schlepplift im Umlauf sind. Ganz so lang ist die letzte richtige Skisaison dort zwar nicht her, seit 2017 warten allerdings nicht nur die Grevensteiner darauf, dass sie endlich wieder eine Abfahrt im eigenen Ort nehmen dürfen.

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Denn der Skilift-Verein hat auch Mitglieder weit über die Orts- und Kreisgrenzen hinaus. Sogar einige Ruhrgebietler wissen den kleinen aber feinen Berg im Sauerland zu schätzen und kommen seit Jahrzehnten regelmäßig her, wenn die Schneeverhältnisse dazu einladen.

20 Zentimeter Schnee müssen es schon sein

Etwas Schnee liegt Mitte Januar 2022 auf der Grevensteiner Skipiste. Doch für einen richtigen Skitag reicht das noch lange nicht.
Etwas Schnee liegt Mitte Januar 2022 auf der Grevensteiner Skipiste. Doch für einen richtigen Skitag reicht das noch lange nicht. © Christina Schröer

„20 Zentimeter Schnee und einmal walzen“, lautet die pragmatische Antwort auf die Frage, was es braucht, damit in Grevenstein endlich wieder Ski und Snowboard gefahren werden kann. Das weiß Heinz Grelker, der sich seit über 40 Jahren ehrenamtlich für den Lift einsetzt, ganz genau. Nachdem der Lift 1971 gebaut wurde, haben er und ganz Grevenstein nämlich bis 1974 auf diesen Moment gewartet. Genaue Aufzeichnungen gebe es zwar nicht mehr über den Skibetrieb der ersten Jahre, an viel zu wenig Schnee für einen ordentlichen Skibetrieb erinnert man sich aber noch heute. Und das kommt der aktuellen Situation schon recht nah. Frau Holle hatte im vergangenen Winter zwar ihr Bestes gegeben, die Corona-Pandemie und ihre Maßnahmen haben die Skisaison aber bereits im Keim erstickt. So wird weiter auf den ersten richtigen Skitag seit 2017 gewartet.

Erinnerungen an strengere Winter und längere Saisons

Heinz Grelker erinnert sich aber noch gut an die Zeiten in den 70er und 80er Jahren, als die Winter strenger und die Skisaisons länger waren: „Da waren hier an guten Tagen auch mal 300 Leute unterwegs und wir hatten bis zu 30 Skitage im Jahr, heute sind es im Schnitt maximal 14.“ Und auch die jüngeren Vereinsmitglieder schwelgen in weißen Erinnerungen: „Als ich ein Kind war, war es an den Wochenenden oft so voll, dass es sogar nicht gerngesehen war, wenn wir Einheimischen Ski gefahren sind. Das war dann eher die Zeit für die Touristen“, berichtet Michael Rettler. Vom ein oder anderen Unfug haben die Touristen-Anstürme die jungen Wilden aus dem Ort aber nicht abgehalten. Vom Schlauchboot bis zur Europalette, die auf Skier geschnallt wurde, erinnern sich die langjährigen Vereinsmitglieder an manch waghalsige Abfahrt.

Neue Pistenraupe

Wenn der Schnee den nun kommen und endlich in ausreichender Menge bleiben würde, wäre das aber nicht nur aufgrund der langen Durststrecke ein absolutes Highlight für die Mitglieder des Grevensteiner Liftvereins. Dann wäre es auch endlich an der Zeit, die neue (gebrauchte) Pistenraupe einzusetzen, auf die man sichtlich stolz ist. Nicht nur walzen, sondern auch fräsen kann das riesige, rote Gefährt und ist damit in der Lage, mit „wenig Schnee, viel Ergebnis“ zu produzieren, wie Mitglied Felix Naumann berichtet, während er die neue Raupe den leicht beschneiten Hang hinauf steuert. Um die Piste bestmöglich zu präparieren, würde bei guten Verhältnissen zusätzlicher Schnee von der Wiese, die gleich rechts vom Liftausstieg auf dem Gipfel liegt, abgetragen und auf die beiden Abfahrten des Bergs verteilt.

Elektrisches Drehkreuz

Auf Kunstschnee können die Grevensteiner im Gegensatz zu den größeren Skigebieten im Sauerland nämlich nicht zurückgreifen. Seit der Lift-Eröffnung vor rund 50 Jahren wird hier nur auf Naturschnee Ski und Snowboard gefahren. Abgesehen von den nicht vorhandenen Schneekanonen steht der Schlepplift anderen seiner Art aber in Nichts nach. Ein elektrisches Drehkreuz, an dem man seine Liftkarte abscannen kann und die typischen schwarz-orangenen Anker erinnern an Skiurlaube in den Alpen oder den Dolomiten. Und auch die gemütliche Hütte, die übrigens auch ohne Schnee für Wanderer und Co. bewirtschaftet sowie vermietet wird, lässt die Herzen von (Aprés-)Ski-Fans höher schlagen. Den großen Unterschied macht in Grevenstein eigentlich nur die Höhe: Nach knapp fünf Minuten Lift-Fahrt erreicht man „nur“ 560 Meter.

Ein Grevensteiner Sonnenuntergang vom Liftende aus eingefangen.
Ein Grevensteiner Sonnenuntergang vom Liftende aus eingefangen. © Christina Schröer

Bis auf dieser Höhe ausreichend Schnee liegen bleibt, muss Petrus es schon gut mit den Grevensteinern meinen. „Wir sind aber noch hoffnungsvoll. Meistens ist erst im Februar Saison“, sagt Heinz Grelker. Sollte es so kommen - oder entgegen jeder Erwartung spontan früher so weit sein - erfahren Ski- und Snowboard-Fahrer dies über die Facebookseite des Skilifts („Skilift Grevenstein“) sowie über die Homepage (www.skilift-grevenstein.de). „Außerdem geben wir die Öffnung der Piste dann umgehend bei Radio Sauerland bekannt und wenn der Schnee länger liegen bleibt, hängen wir in Freienohl ein Banner auf“, erklärt Felix Naumann. Freuen können sich auch diejenigen, die erst am späten Nachmittag oder Abend Lust und Zeit zum Skifahren haben: Wenn der Lift gut besucht ist, wird mit der Dämmerung die Flutlichtanlage angestellt.

Und um auf die anfängliche Legende zurückzukommen: Tatsächlich sind aktuell noch rund 400 Grevensteiner Liftkarten unterwegs. Und die Verantwortlichen versprechen, dass auch diejenigen mit Karten aus den 80er Jahren noch ihre übrigen Punkte verfahren dürfen. Wenn denn endlich genug Schnee fällt und vor allem liegen bleibt.

Neueröffnung der Skihütte:

Seit Mitte Januar wird sie Skihütte am Ostenberg von Küchenchefin „Susanne“ betrieben.

Öffnungszeiten, zunächst für Januar bis März: freitags bis sonntags von 12 bis min. 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten für Hüttenabende o.ä. können individuell abgesprochen werden.

Bei Skibetrieb hat die Hütte auch unter der Woche geöffnet und am Wochenende bereits ab 11 Uhr. Neben Getränken gibt es auch ein kleines hütten-typisches Speisenangebot.

Informationen zu Liftpreisen findet man unter www.skilift-grevenstein.de.