Meschede. Zertretene Lebensmittel, Pöbeleien und Schlimmeres seitens mancher Abholer haben dafür gesorgt, dass Hartleb Getränke Konsequenzen ziehen musste.

„Schwarze Schafe“ gibt es überall. Das mussten auch die Verantwortlichen des Mescheder Foodsharing-Projekts um Uwe Ledermann feststellen: Der so genannte „Fairteiler“ bei Hartleb Getränke, eine kleine Ecke mit Kühlschrank und Regalen, in denen Lebensmittel gelagert und verteilt wurden, die nicht mehr für den Verkauf geeignet aber noch verwendbar sind, wurde von manchen Abholern so rücksichtslos genutzt, dass Marktleiter René Telke Konsequenzen ziehen musste.

Foodsharing-Initiator Uwe Ledermann zeigt Plakate für das Projekt, das es seit nunmehr zwei Jahren auch in Meschede gibt.
Foodsharing-Initiator Uwe Ledermann zeigt Plakate für das Projekt, das es seit nunmehr zwei Jahren auch in Meschede gibt. © Vera Tolksdorf

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Schon zu Beginn dieses Jahres hat er den Betrieb des Fairteilers eingestellt. Die Schließung zog nun weitere Kreise, weil Uwe Ledermann als Initiator der Foodsharing-Initiative ein Statement veröffentlicht hat. Darin heißt es: „Freundlich beschrieben ist Folgendes passiert: Trotz mehrfacher Aufforderung zu einem rücksichtsvollen Umgang mit Menschen und Dingen, ist es wiederholt zu Verschmutzungen, Unordnung, sogar Unfreundlichkeiten seitens einiger weniger Abholer gegenüber dem Personal und der regulären Kundschaft gekommen.“

Zermatschtes Essen auf dem Boden

Das bestätigt auch René Telke, der seit Oktober 2020 die Räumlichkeiten neben dem Eingang seines Getränkemarkts für die Foodsharer zur Verfügung gestellt hatte. Dabei sei das Verhalten mancher Personen, die dort die vor der Mülltonne geretteten Lebensmittel abholen, um sie zu verbrauchen, mit Rücksichtslosigkeit kaum noch zu beschreiben, wie er der Zeitung auf Nachfrage erklärt: „Es hat etliche Ermahnungen gegeben, sei es wegen nicht eingehaltener Corona-Regeln oder weil die Menschen das angebotene Essen einfach auf den Boden fallen lassen und dann noch drauf getreten haben. Wir haben hier schon zermatschte Blaubeeren und Co. mühselig vom Boden kratzen müssen.“

Marktleiter steht trotzdem hinter dem Projekt

Der Respekt vor den Lebensmitteln sei leider völlig abhanden gekommen und trotz wiederholter Erinnerung daran, dass Foodsharing kein Ersatz für die Tafel ist, seien einige Abholer stets mit den größten Taschen vorbeigekommen und hätten sich leider auch noch „unter aller Sau“ verhalten. „Ich habe so viele Augen zugedrückt und stehe absolut und noch immer hinter Uwe Ledermann und dem Foodsharing-Projekt, aber die Situation vor Ort war für uns und die Kunden des Getränkemarkts nicht mehr tragbar“, sagt René Telke.

Immer wieder hätten die Abholer auch den Eingang versperrt und den Hartleb-Kunden noch blöde Sprüche gedrückt, wenn diese kaum noch Platz hatten, um den Laden zu betreten. Zudem habe der zur Verfügung gestellte Kühlschrank ständig offen gestanden und die Bitte, diesen doch zu schließen, um Energie zu sparen, blieb unerhört. Der Gipfel sei schließlich gewesen, dass zwei vermeintliche Lebensmittel-Retter im Getränkemarkt geklaut haben. „Ich bin wirklich traurig, dass ich Konsequenzen ziehen musste. Es ist auch einfach schade, dass diese Personen mit ihrem Verhalten das ganze Projekt in ein schlechtes Licht rücken. Für mich ist das genauso schade, wie für die Foodsharer selbst“, erklärt er.

Verteilung auf dem Parkplatz

Damit die geretteten Lebensmittel vorerst weiter verteilt werden können, steht ab sofort täglich der Parkplatz von Hartleb Getränke zur Verfügung: „Bis wir einen anderen Ort gefunden haben, dürfen wir noch weiter, ohne den laufenden Betrieb zu stören, auf dem Grundstück, direkt aus dem Auto heraus, verteilen. Das hat zur Folge, dass die Zeiten, zu denen ein Abholen und das Bringen von anderen möglich ist, nun sehr kurz werden“, erklärt Uwe Ledermann.

Er ist nun dabei, sich um eine alternative Verteil-Station, in foodsharing-Kreisen “Fairteiler” genannt, zu kümmern, die idealerweise in der Mescheder Innenstadt liegt. „So, wie es vorher war, geht es leider nicht mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass man wie in anderen Städten vielleicht Leerstände nutzen könnte, um dort für ein paar Stunden pro Tag Lebensmittel herauszugeben - aber ab jetzt nur noch unter Beaufsichtigung.“

Dass der eigentlich optimale „Fairteiler“ bei Getränke Hartleb nun aufgrund des Verhaltens einzelner Abholer wegfällt, würde leider seine bisherigen Erfahrungen und die von Kollegen aus anderen Städten bestätigen. „Weil ein paar respektlose und raffgierige „Pfeifen“ das Engagement aller Foodsaver und die Idee, Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren, buchstäblich mit Füßen treten, anstatt sich an den kostenlosen Lebensmitteln und anderen Kleinigkeiten zu erfreuen und diese Freude mit anderen zu teilen, hat unser Fairteiler nun kein Dach mehr über dem Kopf. Für alle Beteiligten ist das mit einem offenen Wort gesagt, Sch...“, lautet sein abschließendes Statement.

Helfer und Unterkunft gesucht:

  • Das Foodsharing-Team Meschede würde sich weiterhin über Mitstreiter freuen, die das Projekt z.B. mit einem potenziellen neuen Verteiler unterstützen oder sogar selbst Räumlichkeiten, sei es eine Garage, ein wettersicherer Ort oder eine kleine Ecke in einem Café, o.ä. zur Verfügung stellen könnten.
  • Kontakt aufnehmen kann man über meschede@foodsharing.network.
  • Bis auf Weiteres werden die Foodsharer zu folgenden Zeiten für jeweils höchstens 20 Minuten gerettete Lebensmittel auf dem Parkplatz von Getränke Hartleb anbieten: Montags ab ca. 12 Uhr, dienstags ab ca. 13.30 Uhr, mittwochs ab ca. 16.30 Uhr, donnerstags ab ca. 14 Uhr, freitags ab ca. 16.30 Uhr und samstags ab ca. 10.30 Uhr.