Meschede. Der Schwan in der Mescheder City sorgt für Aufsehen. Um welche Art es sich handelt, ob Gefahr von dem Tier ausgeht und wo er vermutlich herkommt.

Mit seinen schwarzen Patschefüßen kommt er am Ruhr-Ufer mitten in der Mescheder Innenstadt hochgetapst, den Hals streckt er so weit heraus, wie er nur kann und steuert schnurstracks auf die köstlich riechende Pizza zweier Passanten, die auf den Bänken an der Ruhrstraße sitzen und essen, zu. Von Zurückhaltung oder gar Scheu kann keine Rede sein, hier weiß jemand was er will und vor allem, dass Menschen potenzielle Futter-Lieferanten sind.

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Ein Wildvogel ganz nah

Der Schwan, der seit geraumer Zeit allein auf der Ruhr zwischen der Fußgängerbrücke zur Kolpingstraße und Brücke Ruhrstraße lebt, wird augenscheinlich immer zutraulicher, kommt Menschen so sah, dass man den Wildvogel beinahe anfassen könnte. Das haben wir zum Anlass genommen, um mit Bernhard Koch, Vorsitzender des Vereins für Natur-und Vogel-Schutz im Hochsauerland e.V. (VNV) über das Tier zu sprechen.

Anhand eines Fotos stellt der Wildvogel-Experte gleich fest, dass es sich um einen Höckerschwan handelt und welchem Geschlecht er zuzuordnen ist: „Bei dem abgebildeten Schwan handelt es sich um ein mindestens 3-jähriges Weibchen der Wildform mit schwarzen Beinen. Der Schnabelhöcker ist sehr flach, bei einem Männchen wäre dieser fast doppelt so stark ausgeprägt“, weiß Bernhard Koch. Es gäbe auch Schwäne mit beigen Füßen bzw. Beinen, das ließe dann aber darauf schließen, dass diese Tiere nicht reinrassig sind. Die echten Wildvögel hingegen haben immer schwarz Beine, so wie der Mescheder Innenstadt-Schwan. Wahrscheinlich sei es, dass das Tier ein zugewanderter Wildvogel aus einem anderen Gebiet im Ruhrtal ist. Ohne weiteres könne ein Schwan solche Strecken überwinden: „Für zehn bis 15 Kilometer würde er etwa 15 Minuten benötigen. Und bis er in der Luft ist, braucht es eine Anlaufstrecke von ca. 30 Metern“, erklärt der Experte.

Fütterung auf Dauer ungesund

Und wieso kommt der schicke Schwan nun plötzlich so nah und würde sich am liebsten Pizza und Brötchen mit den Meschedern teilen? Das liege vor allem daran, dass der Schwan häufig am Ufer oder von den Brücken von Menschen gefüttert werde. „Schwäne, die regelmäßig gefüttert werden, können durchaus so zutraulich werden. Es ist eigentlich verboten, Wildvögel zu füttern. Aber wenn ab und an mal jemand den Schwan oder die Enten auf der Ruhr füttert, ist das nicht so dramatisch, auf Dauer jedoch ungesund“, weiß Bernhard Koch. Durch die vorhandenen Unterwasserpflanzen im Fluss und das Gras am Ufer könne sich das Tier zudem auch wunderbar ganz allein ernähren. Dass das Mescheder Schwan-Weibchen seit grob geschätzt zwei Jahren keine Gesellschaft von Artgenossen hat, sei zudem wenig bedenklich. Das habe letztlich nur etwas mit der Anpassung zu tun, „allein zu sein, macht einem Schwan gar nichts aus“.

Keine Sorge vor dem Schwan

Und was macht man nun, wenn der Schwan sich auf einen zu bewegt und sich für Brötchen, Pizza oder Ähnliches interessiert? Zunächst einmal: Ruhe bewahren, nicht wegrennen. Auch wenn man Schwänen nachsagt, dass sie Menschen angreifen, sollte im Fall des Tieres am Mescheder Ruhrufer kaum etwas Gefährliches passieren, erklärt Bernhard Koch: „Man muss eigentlich keine Sorge haben, da dieser Schwan ja nichts zu verteidigen hat. Sehr wahrscheinlich wird er keine Menschen angreifen.“ Selbst wenn man die weiße Dame dabei beobachte, wie sie faucht, heiße das noch lange nicht, dass Gefahr von ihr ausgeht. Beim Fauchen handle es sich lediglich um eine Abwehrreaktion. Und auch das Recken des Halses habe nichts mit einer drohenden Attacke zu tun: „Das heißt lediglich so viel wie: Gib Acht.“

Angst muss also niemand vor dem zutraulichen Schwan in der Mescheder City haben. Bedrängen sollte man ihn selbstverständlich trotzdem nicht und die Zufütterung in Grenzen halten. Dann steht dem Zusammenleben zwischen Mensch und der gefiederten Freundin mit den schwarzen Patschefüßchen nichts im Wege.

Zum Schwan:

  • Schwäne gehören zur Gattung der Entenvögel und sind die größten Vögel dieser Gattung.
  • Man sagt, dass Schwan-Paare sind eigentlich für ihr ganzes Leben binden.
  • Höckerschwäne, wie das Tier am Mescheder Ruhrufer, werden 16 bis 20 Jahre alt. Sie können eine Körperlänge von bis zu 160 cm und eine Spannweite von 240 cm erreichen.