Meschede. In Meschede gibt es den Kreuzbund, eine Selbsthilfegruppe bei Alkoholsucht. Wie der Krankheit begegnet werden kann, was sich Betroffene wünschen.

Franz Josef Kersting leitet eine der beiden Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes, die sich hier in Meschede einmal pro Woche trifft. Er ist betroffener Suchterkrankter, der seit zwölf Jahren seine Alkoholerkrankung „im Griff“ hat. Seine Erfahrungen möchte er mit anderen Suchterkrankten und deren Angehörigen teilen, um möglichst vielen den Weg aus der Alkoholsucht zu erleichtern. Deutschlandweit gibt es mehrere Verbände für Alkoholerkrankte.

Allein im Kreuzbund gibt es rund 1400 Selbsthilfegruppen, die wöchentlich von 22 000 Alkoholerkrankten sowie deren Angehörigen besucht werden. Alkoholabhängig sind in Deutschland ca. 1,77 Millionen Männer und Frauen Das Anliegen des Kreuzbundes formuliert Franz Josef Kersting so: „Wir wollen einander ein suchtfreies Leben ermöglichen, ein gesundes Leben mit Zuversicht, eine zufriedene Abstinenz“.

Friederike und Franz Josef Kersting engagieren sich in der Selbsthilfegruppe.
Friederike und Franz Josef Kersting engagieren sich in der Selbsthilfegruppe. © Unbekannt | Privat

Da in Deutschland die Alkoholabhängigkeit 1968 als Krankheit anerkannt wurde und so auch die Kosten einer Therapie übernommen wurden, konnte der 1896 vom katholischen Priester Josef Neumann in Aachen gegründete Verein einen kontinuierlichen Aufschwung verzeichnen.

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Vom reinen Abstinenzverband entwickelte sich der Kreuzbund zu einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Betroffene und Angehörige, die deutschlandweit agiert und anerkannt ist und sich auch anderen Suchterkrankten, wie zum Beispiel Medikamentenabhängen, anbietet. Mit großem Engagement beantwortet Franz Josef Kersting unsere weiteren Fragen.

Welche Basisinformationen über die Alkoholsucht sind zu bedenken?

Franz Josef Kersting: Die Alkoholsucht ist eine Krankheit, eine unheilbare Erkrankung, die allerdings zum Stillstand gebracht werden kann. Die Gefahr eines Rückfalls ist lebenslang gegeben, wobei der Rückfall durch das Suchtgedächtnis zum Wesen der Alkoholsucht gehört und niemals als Versagen der Betroffenen gewertet werden darf. Ein Rückfall ist jederzeit möglich, aber nicht zwingend erforderlich! Es ist ein langer Weg, der vor jedem Alkoholabhängigen liegt. Ein steiniger Weg, der viel Kraft und Unterstützung benötigt. Da setzen wir an.

Wie weit sind die Angehörigen eines Suchterkrankten involviert?

Franz Josef Kersting: Wenn ein Familienmitglied suchtkrank ist, sind alle anderen auch betroffen. Das muss allen klar sein, und die Probleme der Angehörigen müssen ernst genommen werden: Sie müssen lernen, ihr suchterkranktes Familienmitglied zu unterstützen, ohne sich selbst dabei zu schaden. Eine wirklich herausfordernde Aufgabe, zu der meine Frau mehr sagen kann als ich.

Friederike Kersting: Für die Angehörigen eines Alkoholerkrankten ist es ungeheuer wichtig, Unterstützung und Hilfe zu bekommen. Vom anfänglichen Verdacht bis zur Bestätigung und dann zur Therapie ist es ein sehr langer und mühevoller Weg. Meine erste Erfahrung in einer Selbsthilfegruppe war für mich besonders hilfreich: Ich sah Menschen, die „es geschafft hatten“. Das hat mir viel Mut und Hoffnung gegeben. Ich konnte meine Sorgen und Probleme aussprechen, und fand heraus was ich für mich machen konnte. Heute sind wir beide stolz, den Weg gemeinsam gegangen zu sein und blicken voller Zuversicht auf die Zukunft. Auf die Selbsthilfegruppe möchten wir nicht mehr verzichten.

Wie sollten sich Nichtbetroffenen gegenüber einem Suchtabhängigen verhalten?

Franz Josef Kersting: Offen mit dem Erkrankten und den Angehörigen reden, ohne jemals Ratschläge zu erteilen, einfach nur Unterstützung anbieten, fragen, wo Hilfe nötig sein könnte. Die Erkrankung akzeptieren und die erforderlichen Maßnahmen begleiten. Das ist wohl der richtige Weg.

Gibt es etwas, was Sie den Meschedern sagen möchten?

Friederike Kersting: Oh ja, eine Alkoholerkrankung sollte kein Tabuthema mehr sein. Der Erkrankte und dessen Angehörige müssen offen sprechen können, die Angehörigen müssen auf sich selbst achten. Dabei können sie jede Unterstützung gebrauchen.

>>> Kontakt

Montags: 18 Uhr, in der OT (Offene Tür), Weingasse 10, Meschede. Kontakt: Franz-Josef Kersting, 0171-5312582, Mail: fjk1954@gmx.de

Mittwochs, 19 Uhr, Jugendheim St. Walburga, Stiftsplatz 1, Meschede. Udo Steinke, 0171-6108646, Mail: udo.steinke@gmail.com

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