Schmallenberg/Winkhausen. Lungenfachexperte Prof. Dr. Köhler ist der Meinung, dass Weihnachtsmärkte ruhig hätten stattfinden können. So denkt er über die vierte Welle.
Die Corona-Zahlen steigen wieder und es gibt wieder neue Schutzmaßnahmen. Wir befinden uns in der so genannten vierten Welle, das ist Anlass für uns, erneut ein Interview mit dem Lungenfachexperten Prof. Dr. Dieter Köhler aus Winkhausen zu führen. Welche Maßnahmen er im Moment für unsinnig hält und ob die Pandemie irgendwann beendet ist:
Was halten Sie davon, dass viele Weihnachtsmärkte abgesagt sind und viele Leute auch mittlerweile draußen eine Maske tragen?
Dr. Dieter Köhler An der Außenluft besteht keine Ansteckungsgefahr, weil der Atem sofort aufsteigt und sich stark verdünnt, weshalb dort auf Abstand und eine Maske verzichtet werden kann. Daher die Frage: Welchen Sinn macht es, die Weihnachtsmärkte im Freien zu schließen, um die Menschen zum gemütlichen Umtrunk in ihre engen Wohnzimmer zu zwingen? Die Antwort lautet: keinen.
In welchen Situationen würden Sie besonders empfehlen, eine Corona-Schutz-Maske zu tragen?
Das Tragen einer Maske empfiehlt sich besonders in engen, geschlossenen Räumen. Gerade auf öffentlichen Toiletten oder in Aufzügen. Oft sind Infizierte, die viele virushaltige Partikel abatmen (Superspreader) und Menschen, die sich davon angesteckt haben, sich nie direkt begegnet. Inzwischen ist gut dokumentiert: Abgeatmete Aerosolwolken können wie Zigarettenrauch auch in unbelüfteten Räumen lange in der Schwebe bleiben.
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Wie lange kann sich so eine Corona-Wolke in einem Raum halten?
Die Viren brauchen ein spezifisches Umfeld. Sie sind durchaus empfindlich: Sie werden durch Licht und Änderung der Luftfeuchte abgetötet. So erklärt sich, warum die Coronaviren in der Zimmerluft ca. eine Stunde überleben. Im Freien – insbesondere bei Sonnenlicht – überleben die Viren dagegen nur wenige Minuten. Kälte verlängert die Lebensdauer jedoch, was, wie erwähnt, nur in Innenräumen von Bedeutung ist.
Wie oft sollte man seine Corona-Schutzmaske wechseln?
Alle paar Tage. Das ist absolut ausreichend. Der Virus bleibt in der Maske hängen und überlebt dort nicht lange. Das Wechseln ist rein eine Sache der Appetitlichkeit. Wenn wir schon bei der Maske sind: Eine Maske an der frischen Luft zu tragen, ist absolut unsinnig. Die Aerosole steigen nach oben auf, ganz so wie Zigarettenrauch. Die Gefahr sich im Freien mit dem Coronavirus zu infizieren ist daher sehr gering.
Viele beschäftigt die Frage, wieso die Inzidenzen so hoch sind, obwohl so viele Menschen geimpft sind.
Dafür gibt es eine wissenschaftliche Erklärung: Auch Geimpfte inhalieren die virushaltigen kleinen Aerosole, die sich zumeist in der Nase niederschlagen. Dort können sie sich in der Schleimhaut vermehren. Erst wenn sie ins Blut kommen, kann die Immunabwehr reagieren. Antikörper inaktivieren dann die Viren, sodass es oft nur zu milden Verläufen kommt. Natürlich gibt es aber trotzdem manchmal schwere Erkrankungen, da ein Impfschutz nie hunterprozentig wirksam ist. Wir haben zurzeit keine mit den vergangenem Jahr vergleichbare Inzidenz an Erkrankten. Vielmehr ist es eine Meldeinzidenz mit vielen Geimpften, die nie oder nur wenig krank werden. Das ist eine positive Botschaft.
Lockdowns, Lockerungen, erneute Einschränkungen. Werden wir jemals wieder zurück zum normalen Alltag übergehen?
Wir müssen mit dem Virus leben. Durch den Impferfolg ist die Pandemie im Wesentlichen vorbei, jedenfalls wenn man die Entwicklung mit Abstand betrachtet. Die aktuell hohen Inzidenzraten mit oft nur leichtem Krankheitsverlauf führen auf der Basis einer Grundimmunisierung durch Impfungen zu einer Beschleunigung des Weges in den Status der Endemie. Also ein dauerhaften Verbleibens der Virus mit am Ende nur noch schwachen Reaktionen, ähnlich wie bei Influenzaviren. Das ist ein wichtiger Aspekt bezüglich des endgültigen Ausweges aus der Pandemie, da es nicht gelingen wird, das Virus auszurotten. Nach Omikron, kommt über Omega irgendwann wieder Alpha 1. Es geht immer so weiter und wir können nicht bei jeder neuen Mutation das Land stilllegen. Haben wir bei Influenza auch nie gemacht. Der Impfstoff wird ähnlich, wie bei Influenza, jährlich angepasst werden. Studien laufen bereits.