Meschede. „Herz über Kopf“ ist der Name einer neuen Gastronomie in der Mescheder Fußgängerzone. Was und wer sich dahinter verbirgt.
Das Konzept steht, ist durchgerechnet, die Möbel sind bestellt. Wer nach dem Rückzug von Café Frings befürchtet hatte, dass der Stadt ein Leerstand droht, kann aufatmen. Drei bekennende Mescheder wollen an gleicher Stelle etwas für die Stadt schaffen, „was nichts kopiert, sondern eine Lücke schließt.“
Stephan und Iris Schürmann eröffnen im ehemaligen Café in der Ruhrstraße 20 gemeinsam mit Oliver Hautmann die Brasserie & Cafébar „Herz über Kopf“. Schlüsselübergabe ist zwischen Weihnachten und Neujahr, im Frühjahr wollen sie die ersten Gäste empfangen. „Viele haben uns gefragt: ,Warum tut ihr euch das an?’“, erzählen sie, „um gleich zu ergänzen: ,Toll, dass ihr das macht!’“
Wie alles begann
Schon als die Frings-Schwestern 2020 das erste Mal ankündigten, dass sie den Laden aufgeben wollen, begann es bei Iris Schürmann zu rumoren. „Ich hatte schon lange die Idee, dass ich gerne einen eigenen kleinen Gastronomiebetrieb eröffnen würde“, erzählt die gelernte Kauffrau. „Herz über Kopf“ - die Brasserie heißt nicht nur so, für Iris Schürmann ist es ein Herzensprojekt, es wird ihr Hauptberuf. „Für mich ist es ein Hobby am Wochenende“, sagt ihr Mann, ein Betriebswirt, „denn wir sind beide sehr gerne Gastgeber.“ Ein weiterer Vorteil: Der Vermieter und Mitgesellschafter Oliver Hautmann ist ein guter Freund des Paares.
Die Entwicklung der Innenstadt
Stephan Schürmann und Oliver Hautmann sind beide auf der Ruhrstaße aufgewachsen, sie haben gemeinsam im Vorstand des Vereins „Fußgängerzone Meschede“ die Modernisierung von Meschedes „guter Stube“ vorangetrieben. „Wir haben viel Überzeugungsarbeit bei den Hauseigentümern geleistet“, erzählt Hautmann. In der Zeit beschäftigten sich die Freunde auch viel mit dem Thema Innenstadtentwicklung. Hautmann ist Wirtschafts-Ingenieur, lebt mittlerweile länger in Köln, als er jemals in Meschede zu Hause war, trotzdem ist er noch regelmäßig in seiner Heimatstadt. „Es ist mir wichtig, was hier passiert.“ Leerstände zu verhindern, auch das war ein Thema der Fußgängerzonen-Sanierung.
Schürmann und Hautmann wissen: Nur eine attraktive Innenstadt zieht attraktive Mieter an. „Wir haben uns auch gefragt, welche Angebote ergänzen das Vorhandene?“
Was jetzt geplant ist
Italienischer Kaffee, selbstgebackener Kuchen, Waffeln, frische belegte Schnitten, Smoothies und mittags wechselnde Tagesgerichte. „Junk-Food gibt es bei uns nicht und Müll zu vermeiden, ist uns sehr wichtig“, betont Iris Schürmann. Alles wird zwar auch zum Mitnehmen angeboten, aber dann in so genannten Recups verkauft, Behältnisse, die man gegen Pfand leiht. „Wir wollen saisonale Kleinigkeiten kochen“, erklärt sie, „Suppen, Eintöpfe, Salate oder mal ein Curry, auch vegetarisch.“ Neben den üblichen Öffnungszeiten unter der Woche sind auch regelmäßige Events und Abende am Wochenende geplant.
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Im Innern wird das Café komplett modernisiert. Es gibt hohe und tiefe Tische mit passenden Stühlen und Sofas, in der oberen Etage erwartet die Gäste eine Art Lounge-Bereich in gemütlichem Ambiente. 50 Plätze im Inneren und 40 Draußen, die - durch Heizstrahler erwärmt - auch noch in den kühlen Monaten genutzt werden können. „Wir wollen, dass sich hier Menschen jeden Alters wohlfühlen“, betont Stephan Schürmann. Die früheren Frings-Stammgäste, aber genauso ein jüngeres Publikum, die Ruhrtal-Radler und Touristen genauso wie alte Mescheder.
Die Vorbereitungen
Was die drei aus ihrem gewohnten beruflichen Alltag kennen, bewahrheitet sich hier erneut: Die deutsche Bürokratie ist verschreckend. Niemals hätten sie damit gerechnet, was sie alles berücksichtigen, welche Lehrgänge und Schulungen - von Hygiene bis zum Gaststättengesetz - sie absolvieren müssen, bevor sie einen Gastronomiebetrieb eröffnen dürfen. Und das gilt selbst für Oliver Hautmann, der gar nicht beabsichtigt in der Brasserie aktiv mitzuarbeiten. „Meine Frau und ich, haben einen Abend lang versucht, online eine Steuernummer zu beantragen“, berichtet Schürmann, halb amüsiert und halb verärgert. „Wir sind gescheitert.“
Das Finale
Alle drei sind jedenfalls froh, dass es jetzt bald losgeht, dass der Umbau am 3. Januar beginnt und ihr Projekt sich drei Monate später bewähren darf. „Wir wollen das Geschäftskonzept erfolgreich machen“ betonen sie, „und sind überzeugt, dass wir gut vorbereitet sind.“
>>> Stichwort: Softeis
Viele ältere Mescheder kennen noch den langjährigen Frings-Vorgänger: das Café Vogt. „Dort gab es das beste Softeis der Stadt“, schwärmt Oliver Hautmann.
An diese Kindheitserinnerungen knüpft nun „Herz über Kopf“ wieder an. „Wir haben eine tolle Softeis-Maschine gekauft“, verspricht Stephan Schürmann.
Das legendäre „Softeis-Fenster“, aus dem heraus früher verkauft wurde, soll wieder geöffnet werden.