Winkhausen. In unserer Serie „Wir sind Tourismus“ erzählt heute Jennifer Müller aus Schmallenberg von ihrer Leidenschaft für das Arbeiten mit Menschen.

Jennifer Müller arbeitet nicht nur in einem Job, sondern bald schon in drei: Hotel, Verkehrsverein und Wanderführerin. Wie die Schmallenbergerin ihren Weg zum Tourismus gefunden hat und was ihre eigene Liebe zum Reisen damit zu tun hat, erzählt sie im Interview.

Wie sind Sie zum Tourismus gekommen?

Jennifer Müller: Ich bin sehr abenteuerlustig und reise gern durch die Welt, deswegen fand ich es spannend, selbst am Tourismus teilhaben zu können. In Schmallenberg bietet sich der Tourismus als Arbeitsbereich aber für mich auch sehr an. Man kann schon sagen, dass der Tourismus hier in der Region ein ziemlich sicherer Arbeitsplatz ist.

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Welche Aufgaben haben Sie?

Eigentlich habe ich drei Aufgabenbereiche. Fest angestellt bin ich nun seit rund zehn Jahren im Hotel Deimann, wo ich für die Aufgaben rund um Hotel und Gastronomie zuständig bin. Dann habe ich während des Lockdown und der Corona-Zeit noch einen Minijob beim Verkehrsverein angefangen, bei dem ich mich einmal die Woche mit neuen Ideen rund um neue Wanderwege und Freizeitmöglichkeiten in einbringe. Außerdem habe ich geplant in den nächsten Monaten die Ausbildung zum Wanderführer in Arnsberg zu machen, damit ich deutschlandweit Wandertouren anbieten kann.

Was macht Ihnen an Ihrem Job Freude?

Im Hotel liebe ich den Kontakt zu den Gästen, da man immer etwas erlebt. Die Arbeit beim Verkehrsverein stellt eigentlich den kompletten Gegensatz dar- ich kann von Zuhause arbeiten, bin flexibel mit meinen Arbeitszeiten und die Ruhe ist zur Abwechslung auch sehr schön. Das Wandern ist gerade während Corona ein großes Hobby für mich geworden, deswegen freue ich mich umso mehr darauf, mich in diesem Bereich selbstständig machen zu können.

Wie haben Sie die Corona-Zeit und den Lockdown wahrgenommen?

Das war wie meine Elternzeit. Ich konnte viel Zeit mit meinen Kindern verbringen, viel Wandern und allgemein einfach die Region erkunden. Während der ganzen Zeit konnte ich auf 450 Euro-Basis beim Verkehrsverein arbeiten, das war schon gut, weil die Hotelbranche ja geschlossen war.

Welchen Ort empfehlen Sie ihren Gästen am liebsten?

Das kommt immer auf das Alter an. Älteren Gästen empfehle ich kleinere Wanderrundwege oder eine historische Stadtführung an. Jugendlichen schlage ich die Freizeitwelt vor. Wenn man Richtung Winterberg oder Willingen fährt, gibt es natürlich auch noch sehr viele Freizeitangebote wie beispielsweise den Bikepark, die Kartbahn oder die 3D-Minigolfhalle. Besonders spannend finde ich außerdem den neuen Familienerlebnisweg, der bald als weiteres Projekt des Verkehrsvereins entstehen wird. Außerdem wird es auch bald den „Lenne-Lebt“-Weg an der Lenne entlang geben, der auch einige historische Eindrücke über die Region geben wird. Es gibt also viel zu sehen!

Wenn Sie selbst Urlaub machen: Wo fahren Sie dann hin?

Am liebsten weit weg! Ich bin gerne viel unterwegs und war besonders mit unserem Erstgeborenen auf vielen verschiedenen Reisen. Wir waren zum Beispiel in Kenia, Thailand und Ägypten. Mit zwei Kindern ist das nicht ganz so einfach, deswegen waren wir zuletzt zusammen in Österreich. Wir haben Berge bestiegen und sind durch Gletscher gewandert. Einmal haben wir auch zusammen einen Ausflug auf einen Berg mit der Seilbahn gemacht. Hoch bin ich mitgefahren und runter bin ich dann allein mit Kletterausrüstung den Berg hinuntergeklettert. Ich liebe es einfach aktiv zu sein und dabei neue Kulturen und Länder kennenzulernen.

Urlaub in Schmallenberg ist schön, weil…?

…wir hier viel Natur und viele kleine, privat geführte Geschäfte haben. Man hat die schöne Natur rundherum und die Stadt als Ausgleich. Hier kennt jeder jeden und es gibt nicht diese Anonymität wie in der Großstadt. Das hat für mich einen ganz besonderen Charme, den Urlauber sicherlich auch spüren können.

Gab es schon Prominente oder ganz besondere Gäste, die Sie bewirtet haben?

Oh ja, sehr viele sogar. Spontan würde mir da Friedrich Merz einfallen, der mal in einem Hotel hier in Schmallenberg frühstücken war. Aber auch „Die Geissens“ oder Veronica Ferres hatten wir schon bei uns zu Gast.

Können Sie eine ganz besondere Geschichte erzählen, die Sie niemals vergessen können?

(lacht) Viele Dinge, die ich während meiner Zeit im Tourismus erlebt habe, kann man hier nicht erzählen. Eine schöne Geschichte ist schon ein paar Jahre her. Ich habe meinen Sohn mal als er drei oder vier war mit ins Hotel gebracht. Da hat er sich sehr angeregt mit einem Ehepaar, das bei uns zu Gast war, über seine Geburtstagswünsche unterhalten. Sein Wunsch war eine Spielzeugküche, mit der er selbst Koch spielen kann. Am Tag der Abreise hat mir das Ehepaar einen Umschlag mit einer Geburtstagskarte und Geld für die Spielzeugküche gegeben. Das hat uns unglaublich gefreut.

Ich arbeite gern mit Urlaubern und Gästen, weil…?

…ich immer etwas dazu lerne und durch Gespräche mit den Gästen immer etwas Neues erlebe. Ich liebe es selbst zu Reisen und finde es daher umso schöner, unseren Gästen einen schönen Urlaub zu bereiten. Ich bin einfach kein Büromensch und durch den Wanderführer habe ich die Möglichkeit, selbst etwas auf die Beine stellen zu können. Das macht einfach Spaß!

Wenn Sie - Geld spielt keine Rolle- eine Sache ändern könnten in Schmallenberg, was würden Sie tun?

Ich würde Freizeitmöglichkeiten und Angebote für Jugendliche schaffen, die ein wenig mehr Leben in unsere Stadt bringen. Ein Hochseilgarten im Wald würde sich da sehr gut anbieten, gerade weil es ja schon mal einen in Schmallenberg gab. Ich würde weitere Hotelangebote schaffen und auch dafür sorgen, dass die Wintersportzentren Arbeit für den Sommer bekommen. Man könnte die Lifte beispielsweise auch im Sommer für Wanderer oder Touristen öffnen.