Grafschaft. Der Freundeskreis der Borromäerinnen aus Grafschaft unterstützt viele Projekte. Günter Naujoks verrät, was ihn daran begeistert.
„Was für eine Signalwirkung für alle jungen Frauen in Ägypten!“ Günter Naujoks ist noch ganz begeistert. Gerade erst hat er erfahren, dass zwei ehemalige Schülerinnen der deutschen Mädchenschulen in Alexandria, die von den Borromäerinnen geleitet werden, als Sängerinnen international Karriere gemacht haben. Die eine, Fatma Said, hat den Opus-Klassik-Preis in Berlin erhalten, die andere, Farrah El Dibany, singt an der Opéra national de Paris. „Die Mädchen lernen an der Schule alle zuerst Deutsch als Fremdsprache, das sprechen sie perfekt, dann erst Englisch und Französisch.“
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Zwei Jahre ist Naujoks eigene Reise nach Ägypten her. Doch noch immer stehen die Bilder deutlich vor seinem inneren Auge. „Die ägyptischen Schwestern leisten dort eine unglaubliche Arbeit.“ Nicht nur an den Schulen, vor allem auch in der Pflege der Alten und Kranken. „Hunderte sind es, die jeden Tag zur Ambulanz strömen.“ Häufig müssten Schnitt- und Brandwunden versorgt werden. „Die Patienten zahlen einen kleinen Obolus für die Behandlung, wenn sie es denn können.“ Wenn nicht, springt der Freundeskreis der Borromäerinnen aus Grafschaft ein. Über Jahre hat er die Ambulanz regelmäßig mit
Medikamentenspenden unterstützt.
Sponsoren für Pflegeplätze in Alexandria gesucht
Aktuell sucht der Freundeskreis Sponsoren für Pflegeplätze im Pelizäusheim, wo Menschen leben, die von ihren Verwandten nicht mehr versorgt werden können. 165 Euro im Monat kostet so ein Pflegeplatz. Nicht viel für deutsche Verhältnisse, für die meisten Menschen in Ägypten unbezahlbar. Der Standard sei natürlich nicht vergleichbar mit dem eines deutschen Pflegeheims, schränkt Naujoks ein, „aber es ist alles sauber und ordentlich.“
Naujoks begleitete auch Schwester Claudia bei ihren Besuchen im Armenviertel von Kairo. „Sie geht dort in Häuser, die würden wir hier abreißen, in den Zimmern gibt es kein Tageslicht, nur eine Glühbirne unter der Decke.“ Die Schwestern hören sich die Sorgen der Menschen an, aber sie können auch unbürokratisch helfen, weil sie aus Grafschaft unterstützt werden. „Sie übernehmen Teile der Strom- und Gasrechnung, zahlen Medikamente oder einen Zuschuss zu den Lebensmitteln. Jede Hilfe aus dem Sauerland“, so betont Naujoks, „kommt eins zu eins an.“
Wertschätzung unter der Bevölkerung
Und ganz begeistert war der Schmallenberger auch, als er erlebte, welche Wertschätzung die Schwestern überall in der Bevölkerung genießen. „Beim Besuch der Bibliothek in Alexandria kam ein leitender Angestellte des Museums selbst heraus, als er die Schwester erkannte, die mich begleitete und hielt für uns eine private Führung.“
Auch andere wohlhabenden Ägypter unterstützten die Arbeit der Borromäerinnen. Jedenfalls bis Corona kam. „Gerade im Tourismus sind seitdem die Einnahmen weggebrochen und viele Ägypter geben weniger für die Armen.“ Der Freundeskreis sprang ein. Während der Pandemie sind 40.000 Euro in den Hilfsfonds für die Armenversorgung geflossen, der den Schwestern vor Ort zur Verfügung steht. Das Pelizäusheim erhielt 35 neue Pflegebetten. Die Prothese für ein vierjähriges Kind, das bei einem Unfall sein Bein verloren hatte, übernahm ein Mitglied komplett.
„Wenn man hier in relativem Wohlstand lebt und dann die Arbeit sieht, die die Schwestern dort mit einer unglaublichen Leichtigkeit verrichten, dann kann man nicht anders“, sagt Naujoks, „dann wird man einfach mitgerissen.“
Eine Fahrt nach Israel plant der Freundeskreis für Mai 2022.
>>>HINTERGRUND
In diesen Tagen besteht der Freundeskreis der Borromäerinnen zehn Jahre. Er wurde im November 2011 auf Initiative des heutigen Vorsitzenden Heinz-Dieter Neumann gegründet. Während einer Reise zur Niederlassung der Borromäerinnen in Ägypten erkannte er, dass die Schwestern vor Ort zur Erfüllung ihrer humanitären Aufgaben Unterstützung benötigen. Daheim besprach er das Thema mit der damaligen Generaloberin Schwester Borromäa und der Klosterverwaltung, die der Gründung des Vereins begeistert zustimmten.
Seither flossen insgesamt 283.664,02 Euro in die caritativen Hilfsprojekte der Borromäerinnen (s. Text). Neben Ägypten unterstützt der Freundeskreis auch die Projekte in Israel und Palästina sowie die Arbeit der Schwestern in Gioseni/Rumänien.
301 Mitglieder unterstützen die Arbeit und zahlen jährlich 50 Euro. Hinzu kommt die wachsende Spendenbereitschaft, die die jährliche Unterstützungssumme deutlich erhöht.
Dem Vorstand des Freundeskreises Kloster Grafschaft gehören an Generaloberin Schwester Juliana Marinescu, Annelie Ruddies-Warwitz, Heinz-Dieter Neumann, Christian Berken, Meinolf Grobbel, Günter Naujoks, Paul Falke, Bernhard Halbe, Dieter Czogalla.
Spenden gehen an die Volksbank Bigge-Lenne eG, Schmallenberg, IBAN: DE35 4606 2817 1011 4044 00 oder an die Sparkasse Mitten im Sauerland, Schmallenberg, IBAN: DE