Meschede. Ein Livestream aus dem Rat? Redakteur Jürgen Kortmann hätte da eine Idee, wie man das dafür benötigte Geld besser investieren könnte.
Sollen Sitzungen des Stadtrates in Meschede live übertragen werden? Es gibt viele ungelöste Fragen, dazu ungute Gefühle und beachtliche Kosten. Hier der Kommentar von Redakteur Jürgen Kortmann.
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Der Tagesordnungspunkt 29 im letzten Stadtrat lautete: „Korrekturbeschluss über die Neufestsetzung von Wegeunterhaltungsbeiträgen für die von der Kreis- und Hochschulstadt Meschede verwaltete und vertretene Teilnehmergemeinschaft des ehemaligen Flurbereinigungsgebietes Hennetal“. Das ist das tägliche Geschäft im Stadtrat und den Fachausschüssen: Alltagsarbeit für eine Stadtverwaltung und harte Kärrnerarbeit für Kommunalpolitiker, die sie kontrollieren.
Will man das live sehen?
Gut, dass es diese Politiker gibt, die das stellvertretend für Sie und für mich leisten. Aber will man das live sehen? Ganz ehrlich: Doch im Leben nicht! Deshalb ist dieses Live-Streaming so ein Versuch, populistisch den Zeitgeist zu erhaschen. Man muss nur das Wort „Transparenz“ in den Mund nehmen – und schon ist man in der Defensive und es fällt schwer, dagegen zu argumentieren: Denn das könnte ja bedeuten, man ist intransparent und gehört damit nicht zu den Guten!
Elf Zuhörer waren live vor Ort in der letzten Ratssitzung. Elf! Und das sind schon ungewohnt viele! Dabei ging es am Anfang um die zukunftsweisenden Fragen der Windkraft. Wer glaubt, dass womöglich halb Meschede gebannt diese Sitzungen von Zuhause aus live im Stream bei einem Glas Rotwein kritisch verfolgen würde, der scheint doch die Realität der Bürger zu ignorieren und panisch um besagten Zeitgeist bemüht zu sein. Wer wirklich Interesse hat, der würde auch weiterhin ins Rathaus kommen und Präsenz zeigen.
Ein neues Toilettenhaus
Eigentlich dürfen die Kommunalpolitiker doch stolz auf sich und selbstbewusst sein: Die Wähler haben die Verantwortung auf sie delegiert! Die Wähler müssen sich nicht zwingend für die Neufestsetzung von Wegeunterhaltungsbeiträgen interessieren. Und bei aller Liebe: Für die Kosten, die ein Livestreaming verursacht, könnte man an der Bahn möglicherweise auch ein neues Toilettenhaus bauen. Vielleicht hätten mehr Menschen etwas davon.