Eslohe. 40 Jahre war Bernadette Klens Gemeindereferentin. Vieles hat sich verändert. Nur eines leider nicht. Und danach will sie den lieben Gott fragen.
Nach fast 40 Jahren als Gemeindereferentin in Eslohe ist Bernadette Klens nun in den Ruhestand gegangen. Mit viel Humor und Geduld hat sie sich im Laufe der Zeit auf die unterschiedlichen Charaktere vieler Pastöre eingestellt und viele Veränderungen mitgemacht. Nur eines hat sich in all den Jahrzehnten nicht geändert. Und danach, das hat sie sich fest vorgenommen, will sie den lieben Gott beizeiten fragen.
Frau Klens, Sie waren fast 40 Jahre Gemeindereferentin. Was hat sich bei Ihrer Arbeit verändert?
Klens Mein Anerkennungsjahr habe ich im Februar 1982 begonnen und bin seitdem mit Unterbrechung aufgrund von Elternzeit im Dienst. Während es zu Beginn der Dienstzeit noch darum ging, selbst Aufgaben und Projekte zu initiieren, liegt der Schwerpunkt seit Jahren mehr und mehr auf der Begleitung, Unterstützung und Befähigung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den unterschiedlichsten Feldern der Seelsorge. Zudem sind neue Aufgabenfelder dazugekommen, an die zu Beginn meiner Dienstzeit nicht zu denken gewesen wäre. Zum Beispiel der Beerdigungsdienst.
Gruppierungen sichtbarer als früher
Wie hat sich die Institution Kirche verändert?
Es ist und bleibt der Grundauftrag der Kirche, den Menschen das Evangelium Jesu Christi zu verkünden in ihre Sorgen und Fragen, in ihr Leben mit all seinen Facetten hinein. Da gibt es viele Ansätze unterschiedlichster Art. Die einen sind eher konservativ und bewahrend, haben große Sorgen um die Gestalt der Kirche, fürchten die Veränderungen in Hierarchie und den Machtverhältnissen, die anderen möchten aufbrechen, fordern eine stärkere Beteiligung der Laien, eine Veränderung der Ämterstruktur. Diese unterschiedlichen Gruppierungen sind heute in der Öffentlichkeit sichtbarer als früher, obwohl es sie immer gegeben hat auch in unseren ländlichen Gemeinden hier im Sauerland. Ich bin gespannt, wie es gelingt, dass alle miteinander in Kontakt bleiben. Wie schwierig das ist, zeigt zurzeit der Reformprozess der Deutschen Kirche, der sogenannte „Synodale Weg“.
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Wie haben sich die Bedürfnisse der Gläubigen verändert?
Christinnen und Christen achten heute unter anderem stärker auf die „Sprache“ der Kirche - zum Beispiel bei der Spendung der Sakramente. Wird hier nur der Ritus vollzogen oder bemüht sich da jemand, die Botschaft wirklich mit den Bedürfnissen der Menschen zu verbinden? So sind die Erwartungen an die Gestaltung von Taufen, Erstkommunionfeiern, Trauungen oder Firmgottesdiensten heute andere als noch vor Jahren.
Welche Aufgaben haben Sie besonders gern gemacht?
Insgesamt habe ich die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten als Gemeindereferentin sehr geschätzt. Ich habe gern im Pastoralteam und im Bereich der Kinder- und Jugendpastoral gearbeitet. Familien- und Frauenseelsorge sind im Laufe der Jahre verstärkt hinzugekommen, aber auch die Aufgaben auf der Ebene des Pastoralverbundes bei der Zusammenführung von 28 Gemeinden habe ich gern mitgestaltet. Mir war es immer ein Anliegen, durch die Tätigkeiten der Kirche ein „einladendes Gesicht“ zu verleihen. Dass ich als Frau viele andere Aufgaben nicht übernehmen darf, bleibt ein großes Thema dieser Kirche und ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, den lieben Gott im Himmel danach zu fragen. Die Antwort der Kirchenleitung scheint sich nicht zu verändern. Nur gut, dass selbst die weiblichen Orden beginnen, kritische Stellungnahmen zur Frauenfrage zu veröffentlichen.
Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Gemeinden?
Das Engagement der Pfarrgemeinderäte jetzt in Pandemiezeiten, zum Beispiel bezüglich der Ordnungsdienste und die Herausforderungen an die Kirchenvorstände vor Ort sind schon groß. Ich habe ganz viel Respekt vor diesem Einsatz. Manchmal wird die Sorge vor Überforderung laut. Andererseits gibt es viel mehr Gestaltungsfreiheiten als früher, wo Gemeindemitglieder ihre Fähigkeiten einbringen können. Angesichts der weiterabnehmenden Zahl von Priestern und auch in unserer Berufsgruppe wird es darauf ankommen, dass Menschen vor Ort bereit sind, immer wieder ihren Glauben mit Herz und Hand in die Tat umzusetzen. Im November sind Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen. Ich hoffe sehr, dass sich überall genügend Kandidatinnen und Kandidaten finden – mit dem Mut, überholte Traditionen zu lassen und Neues zu wagen und das mit dem Rückhalt ihrer Orte.
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Sie haben mit verschiedenen Pastören zusammengearbeitet. Wie gelingt es, sich immer wieder auf andere Charaktere einzustellen?
Mit Schmunzeln, kann ich darauf nur antworten: Mit ganz viel Humor und Geduld. Als ältestes von fünf Kindern habe ich gelernt, für Zusammenhalt trotz aller Unterschiedlichkeit zu sorgen. Und in der Konfliktbewältigung sollten wir als Hauptamtliche mit Fairness und Toleranz ein Beispiel geben.
Gibt es schon eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Ihre Stelle?
Die Stelle ist auf der Homepage des Erzbistums ausgeschrieben. Beim ersten Durchgang sind wir leider leer ausgegangen. Schade, die Gemeinden unseres Verbundes haben so viel Potenzial, ganz gleich, ob sie zahlenmäßig eher größer oder kleiner sind. Neben Christin bin ich ja auch noch „bekennende Sauerländerin“ und kann die Lebensqualität hier nur empfehlen.
Werden Sie Ihre Arbeit vermissen und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Es bleibt, ganz herzlich Danke zu sagen für all die vielen Begegnungen, die wertvolle Zusammenarbeit, die Unterstützung, das gemeinsame Lachen und Weinen und das oft so intensive Unterwegssein im Glauben. Ich werde sicher eine Zeit brauchen, mich von all dem zu verabschieden und neue Wege zu finden - gemeinsam mit meinen Mann und unseren Zwillingen und ihren Freundinnen, die immer sehr viel Verständnis aufgebracht haben.
- Bernadette Klens wurde 1958 in Attendorn-Helden geboren. Sie ist seit 1982 mit Ludwig Klens verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne.
- 1978 machte Bernadette Klens ihr Abitur am Ursula-Gymnasium in Attendorn
- Von 1978 bis 1982 absolvierte sie ihr Studium an der Katholischen Fachhochschule Paderborn.
- Bernadette Klens war bereits Gemeindereferentin in Klaholz, Freienohl und Eslohe und zuletzt im Pastoralverbund Schmallenberg-Esloher Land.