Bestwig. Hunderte Altreifen wurden zwischen Bestwig und Olsberg illegal entsorgt. Ermittlungen von Polizei und Hochsauerlandkreis sind erfolgreich.
Die Riesen-Umweltsauerei in einem Bestwiger Waldstück ist aufgeklärt. Der mutmaßliche Täter ist von der Polizei ermittelt worden.
Wie berichtet, waren im Mai rund 300 Altreifen genau an der Grenze zwischen Bestwig und Olsberg entdeckt worden, im Wald zwischen Olsberg und Gevelinghausen. Der Täter war dafür rund drei Kilometer in das Waldstück hineingefahren, bevor er die Reifen abkippte, sie rollten dabei teilweise einen Abhang hinunter. Sie mussten danach aufwendig von Mitarbeitern der Bauhöfe in Bestwig und Olsberg wieder eingesammelt werden.
Tatverdächtiger in Hessen entdeckt
„Die Ermittlungen der Polizei gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis waren erfolgreich“, sagt Holger Glaremin, Sprecher der Kreispolizeibehörde. Hartnäckigkeit führte dabei zum Erfolg – die Ermittlungen waren übergreifend zwischen NRW und Hessen. Als mutmaßlicher Täter gilt ein 30 Jahre alter Mann aus dem hessischen Dillenburg. Gegen ihn wird wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung und Betrug ermittelt. Der Mann war offenbar eigens in den Hochsauerlandkreis gefahren, um die Reifen aus Hessen zu entsorgen. Neben dem Bestwiger Fall wird ihm im HSK auch das Abkippen von rund 100 alten Reifen bei Hallenberg vorgeworfen. Gegen ihn laufen weitere Ermittlungen in Hessen.
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Nach bisherigen Erkenntnissen hat sich der Mann im Internet bei Autohändlern und Autowerkstätten als Reifenentsorger ausgegeben – mit Niedrigpreisen, die unter denen der seriösen Profifirmen liegen. Auch eine Werkstatt im HSK ging auf das Billigangebot ein. Nach Informationen dieser Zeitung soll er in Hessen eine Halle angemietet haben, in der jetzt noch mehrere tausend Altreifen lagern. Weil er seinen Kunden gegenüber versichert hat, die Reifen würden ordnungsgemäß entsorgt, wird nun auch wegen Betruges ermittelt.
Mit Niedrigpreisen geworben
Maßgeblich am Ermittlungserfolg beteiligt war die Kreisverwaltung des Hochsauerlandkreises in Meschede mit ihrem Fachdienst Abfallwirtschaft/Bodenschutz. Der Technische Sachbearbeiter Stefan Pieper dort nahm die Spur auf. Denn auf einigen der Reifen waren zum Beispiel Namen von ehemaligen Eigentümern der Reifen zu lesen. Der Kreis setzte die sozialen Medien dafür ein, um mögliche Alteigentümer zu finden. Mit Erfolg: Über einen Aufruf bei Facebook meldeten sich daraufhin ehemalige Eigentümer. Sie wiederum konnten mitteilen, in welchen Werkstätten sie zum Reifenwechsel waren. So schloss sich am Ende der Kreis, die eingeschaltete Polizei fand die Werkstätten und so auch den Billig-Entsorger. Der 30-Jährige hatte unter anderem in einem Kleinanzeigen-Portal für sich und seine Niedrigpreise geworben.
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Eigentlich arbeiten Werkstätten und Autohändler mit professionellen Altreifenhändlern zusammen. Sie stellen auch Papiere über den Nachweis der Entsorgung aus und haben Entsorgernummern, die in Datenbanken zu finden sind. Ein Indiz, dass in diesem Fall mit zu dem 30-Jährigen führte: Er wollte Bargeld haben. Seriöse Unternehmen dagegen schicken immer eine Rechnung.
Der Fachdienst Abfallwirtschaft beim Kreis rät Werkstätten und Händlern ausdrücklich, im Zweifelsfall im Kreishaus nachzufragen: Dort kennt man die seriösen Firmen. „Wir stehen als HSK immer als Abfallberater zur Verfügung“, sagt Stefan Pieper. Eine Warnung: Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz ist die Werkstatt oder der Händler bis zur ordnungsgemäßen Entsorgung von Altreifen für sie verantwortlich. Die Gemeinde Bestwig und die Stadt Olsberg könnten also über sie ihre Kosten einfordern.
Unterdessen werden aktuell neue Fälle dieser illegalen Altreifenentsorgung festgestellt: Zuletzt waren es rund 200 im Wald bei Arnsberg-Voßwinkel und 80 in der Feldflur bei Brilon-Antfeld.