Schmallenberg. Norbert Otto präsentiert sein zweites Werk nach den Stolpersteinen. Diesmal geht es um Textilgeschichte und die Familie Salomon Stern.

Wohl kaum jemand kennt sich in der jüdischen Geschichte Schmallenbergs so gut aus wie Norbert Otto. Der Heimathistoriker und langjährige Schulleiter des städtischen Gymnasiums hat nun ein weiteres Buch veröffentlicht. „Ein weiteres“, darauf legt Otto viel Wert. Denn es sei eng mit dem bereits erschienenen Werk der Stolpersteine verbunden. Optisch wie inhaltlich.

Die Neuerscheinung trägt den Titel „Die Sterns. Aus dem Sauerland. In alle Welt.“ Wieder geht es um die jüdische Vergangenheit Schmallenbergs, diesmal aber nicht vordergründig um die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte, sondern um die Historie der Familie Stern, die sich - emporkommend aus Schmallenberg - zu einem bedeutenden und weltweiten Textilunternehmen entwickelte. Otto: „Beide Bücher gehören zusammen, haben aber zwei unterschiedliche Schwerpunkte. Bei den Stolpersteinen geht es um Leid und Unrecht und darum, was die jüdische Bevölkerung verloren hat. Bei den Sterns geht es auch darum, was Deutschland durch das herrschende Unrecht verloren hat.“

Über 350 Seiten schwer

In dem Buch stecke auch ein Teil Stolz über das, was die Sterns in Schmallenberg geschaffen haben. Herausgegeben hat das Buch der Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberg, verfasst hat es Otto, der den Verantwortlichen um Johannes Greve und Christoph Schmidt für die Möglichkeit dankte.

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Aufgeteilt ist das über 350 Seiten schwere Werk in die Firmengeschichte „Salomon Stern“, die Gründerväter sowie deren Folgegenerationen bis in die heutige Zeit. Seit 2017 arbeitete Otto an dem Werk, hinter ihm liegen etliche Stunden der intensiven Recherche. Denn auch wenn die Geschichte ihre Anfänge in Schmallenberg hat, so streuen sich die Familienmitglieder durch Expansion und Handel, aber nicht zuletzt auch durch Flucht und Vertreibung, über nahezu die ganze Welt. Sie zu finden, zu befragen, Quellen und Bildmaterialien zu sichten, wurde zu einer aufwendigen Recherchearbeit für Norbert Otto.

Große Hilfe sei dabei aber auch das Internet gewesen, das ungeahnte Kontakte ermöglichte: „In dem Buch stecken viele tragische Momente und doch ist das Schicksal der Familie Stern nur eines von Millionen.“ Doch so zeigt Otto in dem Werk die verschiedenen Facetten der jüdischen Geschichte, des Lebens in Schmallenberg auf, die Anpassungsversuche an die deutsche Nationalkultur, Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Verluste.

Enge Verbundenheit mit der Familie Falke

Alles beginnt mit Salomon Stern, der 1788 in Schmallenberg geboren wird, in die Firma seines Vaters, der als Viehhändler und Schlachter arbeitet, einsteigt, später mit Socken aus Schafswolle in der Textilindustrie Fuß fast. Aus einem kleinen Handel wird ein aufstrebendes Unternehmen, das wächst, Zweigstellen unter anderem in London und New York öffnet. Ende der 1930er Jahre wird die Schmallenberger Firma an die Familie Falke verkauft. Dort, wo heute der Falke-Outlet steht, stand früher die Firma der Sterns.

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Diese und viele weitere detaillierte Geschichten der Familie finden sich im Werk von Norbert Otto. Genauso die bis heute enge Verbundenheit zwischen den Familien Stern und Falke, die Spuren in der Stadt und Fußspuren in der weltweiten Textilgeschichte. Die Titelseite zeigt Porträts der Familie Stern: Oben links Levi Stern, den jüngsten von drei Söhnen Salomon Sterns. Ganz unten rechts der jetzt 90-jährige Kibbuz-Bewohner Gad Klaus Frank - der einzige noch lebende und in Schmallenberg geborene Jude. Dem Buch angefügt ist ein detaillierter Stammbaum aller Familienmitglieder.

Bei Möbelhaus Knappstein erhältlich

Das Buch ist unter anderem über den Heimat- und Geschichtsverein sowie beim Möbelhaus Knappstein erhältlich.

Die ISBN lautet 978-3-00-0695-98-8.