Meschede/Olsberg. Das Impfzentrum schließt Ende September, wie es mit dem Impfbus weitergeht und welches Fazit er zieht, verrät der Ärztliche Leiter.

Das Impfzentrum in Olsberg schließt definitiv Ende September. Rund 155.000 Erst-_ und Folgeimpfungen wurden dort - nach den ersten Aufregungen um das Buchungssystem - relativ geräuschlos verabreicht. Was bleibt und welches Fazit die Verantwortlichen ziehen, erläutert Dr. Christoph Hüttemann. Er ist aktuell, nachdem Dr. Ortwin Ruland sich zurückgezogen hat, gemeinsam mit seinem Vater Dr. Stefan Hüttemann, noch Ärztlicher Leiter des Impfzentrums

Es ist beschlossene Sache: Das Impfzentrum schließt Ende September. Was machen Sie dann als Erstes?

Dr. Christoph Hüttemann: Ich atme erstmal tief durch und freue mich auf das erste freie Wochenende seit Eröffnung des Impfzentrums im Februar. Ansonsten geht die Arbeit in meiner Praxis wie bisher weiter. Aber im Ernst, es hat Spaß gemacht. Gemeinsam mit meinem Vater den Prozess einer solchen Impfaktion vom ersten Tag an zu begleiten, war eine super Erfahrung. Auch wenn ich natürlich hoffe, dass es eine einmalige Aktion bleibt.

Dr. Christof Hüttemann leitete das Impfzentrum in Olsberg.
Dr. Christof Hüttemann leitete das Impfzentrum in Olsberg. © Westfalenpost | Sonja Funke

So lange bleibt das Impfzentrum noch geöffnet?

Ja, wir haben unsere Zeiten zwar reduziert, aber von mittwochs bis sonntags kann sich bis zum 26. September bei uns noch jeder ab 12 Jahren von 14 bis 19.15 Uhr, auch ohne Termin, impfen lassen. Es ist genügend Impfstoff von Moderna, AstraZeneca, Biontech und Johnson & Johnson, vorhanden. Entgegen aller Gerüchte sind auch Erstimpfung weiterhin bis zum letzten Tag im Impfzentrum möglich. Darüber hinaus sind freitags und samstags ergänzend mehrere Kinderärzte vor Ort.

Wie ist die Bilanz beim Impfbus und endet seine Tour auch am 30. September?

Das halten wir uns noch offen, denn die Erfolge des Impfbusses sind wirklich gut. Viele haben sich vor Ort von der Impfung überzeugen lassen. Vor allem Johnson & Johnson, also der Einmalimpfstoff, wurde gewählt, aber auch Biontech. Und wir haben genau die Menschen erreicht, die wir erreichen wollten: junge Leute, Menschen mit Migrationshintergrund und Bürger, die aus unterschiedlichen Gründen nicht so mobil waren, um nach Olsberg zu kommen.

Wie war die Bilanz des Busses an der Mescheder Moschee?

Auch da haben sich rund 100 Menschen impfen lassen. Etwa 50 Prozent kamen über die Moschee-Gemeinde. Da hatten wir uns schon ein wenig mehr erhofft. Aber angeblich war ein Großteil der zugehörigen Muslime bereits geimpft.

Auch an der Moschee in Meschede hat der Impfbus Station gemacht. Mitarbeiter des Hochsauerlandkreises nahmen dort die Daten der Impfwilligen auf, bevor es in den Bus zum Aufklärungsgespräch und zum Impfen ging. 
Auch an der Moschee in Meschede hat der Impfbus Station gemacht. Mitarbeiter des Hochsauerlandkreises nahmen dort die Daten der Impfwilligen auf, bevor es in den Bus zum Aufklärungsgespräch und zum Impfen ging.  © WP | Ute Tolksdorf

Rund 175.000 Menschen sind bisher laut Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung bei Hausärzten, im Impfzentrum und über die mobilen Teams komplett geimpft worden. Stimmt Sie die Zahl zufrieden?

Ja auf jeden Fall! Und hinzu kommen ja noch die Impfungen bei den Betriebsärzten und Privatärzten, so dass wir im HSK von insgesamt knapp 180.000 Geimpften bei rund 224.000 Einwohnern über 15 Jahren ausgehen. Das entspricht rund 80 Prozent der Bevölkerung. Damit liegen wir in NRW relativ weit vorn. Dennoch dürfen wir uns jetzt nicht auf diesen Zahlen ausruhen. Die gesamte Ärzteschaft muss den Ehrgeiz haben auch die Restlichen noch zu erreichen. Nur so bekommen wir das Problem gemeinsam in den Griff.

Wie wollen Sie die überzeugen?

Man kann die Leute muss die Leute weiterhin aufklären, um die letzte Skepsis zunehmen. Letztlich ist es aber die Entscheidung jedes Einzelnen. Eine Restquote von rund 10 Prozent werden wir möglicherweise nicht erreichen. So leid es mir tut. Aber diese Menschen dürfen sich dann auch nicht wundern, wenn der Druck zunimmt, sie bestimmte Veranstaltungen oder Gastronomiebetriebe nicht mehr so einfach besuchen dürfen. Und sie werden Corona bekommen. Hoffentlich nicht mit einem schweren Verlauf.

Insgesamt bescheinigen die meisten Besucher dem Impfzentrums, dass die Organisation sehr gut und die Mitarbeiter sehr freundlich waren.

Ja, es gab auch bei uns nur wenige Beschwerden. Ich denke, das lag und liegt an der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten, namentlich mit dem HSK-Projektleiter Marc Heines und Andrea Gerbracht vom Kreis sowie Klaus Mörchen als Apotheker und allen weiteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Jeder Einzelne hat täglich einen super Job gemacht. Dieses positive „Betriebsklima“ hat sich auch auf die Patienten ausgewirkt.

Im Sommer schreckte der Fall einer Krankenschwester in Norddeutschland auf, die Kochsalzlösung statt Impfstoff an 8500 Menschen verabreicht hatte. Haben Sie da nicht gedacht, hoffentlich bleibt mir ein solcher Fall erspart?

Nein, das konnte ich zu 100 Prozent ausschließen. Unser Apotheker, Klaus Mörchen, hat so hohen Wert auf das interne Qualitätsmanagement sowie Hygiene gelegt, dass ich mir da wirklich gar keine Sorgen gemacht habe. Bei uns galt zusätzlich immer das Vier-Augen-Prinzip. Jede aufgezogene Impfung wurde zweimal kontrolliert.

Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

Nichts. Das soll kein Eigenlob sein, aber die gesamte Organisation in Zusammenarbeit mit der KVWL sowie dem Hochsauerlandkreis war sehr effektiv und lief nahezu immer reibungslos. Wir konnten uns jederzeit auf die gesamte Ärzteschaft mit Ihren MFAs im Hochsauerland verlassen. Bei jeder Impfaktion haben wir sofort ihre Unterstützung bekommen.