Meschede/Schmallenberg. Vier 250 Meter hohe Windräder plant die UKA Meißen aus Sachsen im Stadtgebiet von Meschede. Das löst Kritik im benachbarten Schmallenberg aus.
Der geplante Windpark bei Frielinghausen an der Mescheder Stadtgrenze soll in den nächsten Wochen beraten werden. Aufmerksam verfolgt auch der Naturschutzverein Schmallenberg die Pläne: Die vier 250 Meter hohen Anlagen würden genau im Grenzgebiet entstehen, auf dem mit 700 Meter höchsten Punkt der Stadt Meschede, dem Hockenstein. Vorsitzender Guido Fersterer kündigt an: „Wir werden ein Wörtchen dabei mitreden.“
„Im großen Stil wird unsere Landschaft verschandelt“
Was stört Sie als Verein an diesem Vorhaben?
Guido Fersterer: Wir fragen: Macht es Sinn, die Natur zu zerstören, die man doch eigentlich hier erhalten will? Nein! Auf unseren Höhenzügen in großem Stil Windkraftanlagen zu planen, ist schlichtweg Schwachsinn. Es ist unerforscht, wie sich in den Tallagen die ganzen Immissionen summieren und wie sich der Infraschall auswirkt. Im großen Stil wird unsere Landschaft verschandelt. Südwestfalen ist nun einmal eine Natur-Landschaft.
Also gehören Windräder für Sie nicht in den Wald?
Definitiv nicht. Auch wenn der Borkenkäfer gerade dem Wald massiv schadet: Wenn ich wirklich CO2 reduzieren will, dann ist es sinnvoller, dafür hier neue Bäume zu pflanzen, um CO2 zu binden. Bis sich ein Windrad und dessen CO2-Fußabdruck amortisiert, dauert es immens lange. Das fängt an bei der Produktion und geht weiter beim Bau. Die Zuwegungen zu Windrädern sind bei uns wesentlich länger als anderswo. Dazu kommt die enorme, dauerhafte massive Versiegelung von Wegen und Flächen für Windräder.
Wo würden Sie sich alternativ Windräder vorstellen können?
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Wir werden immer als erstes gefragt: Ja, was wollt ihr denn? Atomkraft? Da wird man gleich in eine ,,Schublade’’ gesteckt und man merkt, dass sie sich nur wenig mit der Thematik befasst haben! Windräder gehören für uns als Naturschutzverein schlichtweg nicht in den Wald. Natürlich können sie dort gebaut werden, wo Naturschutz mit den Wünschen der Bürger übereinstimmen. Aber ich erinnere daran, dass bei dem Beteiligungsverfahren, das die Stadt Meschede zum Windpark um Bonacker gestartet hat, die Bürger nicht dafür waren. Außerdem gehören Windräder dorthin, wo mehr Wind weht, also wo es windhöffiger ist als bei uns. Das wird bei uns immer schöngeredet und ausgerechnet an den Stadtgrenzen weht angeblich der stärkste Wind!
„Es ist eine mächtige Lobby: Da wird auch mächtig Druck gemacht“
Und ausgerechnet an den Stadtgrenzen laufen jetzt überall Planungen für neue Windräder…
Uns trifft es hier besonders. Die planen alles bei uns: Um Bonacker, Frielinghausen und bei Ennert auf Mescheder Gebiet, auf der Schmallenberger Seite Bracht-Knüppelhagen und Habichtscheid, auf Winterberger und Bestwiger Gebiet und alles schön an der Grenze. Wenn erstmal ein Projekt durchgeht, dann bekommen wir hier Bad Wünnenberger Verhältnisse mit vielen Windrädern. Es ist eine mächtige Lobby: Da wird auch mächtig Druck gemacht.
Sie selbst leben in Brabecke und hätten demnächst die Windräder bei Frielinghausen direkt vor der Tür. Was bewirkt das?
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Die Lage der geplanten Anlagen würde in Brabecke und dem Bödefelder Raum richtig durchschlagen. Das wird sich bis hin bis zum Wertverlust der Immobilien auswirken. Das kommt ja in den Randlagen von kleinen Dörfern noch hinzu – man wird bei allem ,,vergessen’’, bis hin zu den Busverbindungen. Jetzt setzt man Windräder in die Randlagen, wo meist viel schützenswerte Natur ist.
Wie wertvoll ist die Natur denn in dem Plangebiet?
Sie haben schon darüber berichtet, welche Vorbehalte in der Umweltverträglichkeitsprüfung stehen. Wir sehen das als Naturschutzverein sehr kritisch. Die geplanten Standorte grenzen an Wasserschutzgebiete oder befinden sich in Biotopen. Dafür müssten 24 Meter dicke Fundamente entstehen. Das sind neue, riesige versiegelte Flächen. Das Ahrtal hat gezeigt, was mit versiegelten Flächen passiert. Außerdem nistet hier der seltene Schwarzstorch, es gibt dort die vielen Fledermäuse, auch Rotmilane und weitere schützenswerte Vogelarten.
„Wir verschenken Strom ins Ausland“
Was würden Sie sich denn wünschen? Windräder mit geringerer Höhe? Weniger Windräder?
Nein. Weitere Windräder zu bauen, ist für mich der fünfte vor dem ersten Schritt. Es macht keinen Sinn, bei uns in der Region auch nur ein weiteres Windrad zu bauen! Das hört sich radikal an: Dafür werden wir immer als Verhinderer hingestellt. Aber wir brauchen erst einmal eine vernünftige Energiepolitik. Wir haben die höchsten Strompreise, schuld daran ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit der Unterstützung auch für Strom aus Windrädern. Mit jeder neuen Anlage verschlimmern wir dieses Problem: Da derzeit der Strom weder gespeichert noch transportiert werden kann, verschenken wir subventionierten Strom ins Ausland! Zu Spitzenzeiten zahlen wir noch drauf. Wenn der Wind nicht oder nur wenig weht, dann muss das mitunter auch mit Atomstrom aus dem Ausland ausgeglichen werden.
>>>HINTERGRUND<<<
Die Pläne für den Windpark nördlich von Höringhausen und Frielinghausen werden im Bezirksausschuss Remblinghausen am Montag, 13. September, um 17 Uhr in der Remblinghauser Schützenhalle vorgestellt.
Vertreter des Unternehmens „Umweltgerechte Kraftanlagen“, UKA Meißen, informieren darüber. Die Zusammenkunft ist öffentlich – aller Voraussicht nach ist sie für Interessierte die einzige Gelegenheit, sich bei Vertretern der UKA aus erster Hand zu informieren.
Alle Teilnehmer müssen nachweisen, geimpft oder genesen zu sein oder einen Antigen-Schnelltest vorlegen.