Meschede/Hochsauerlandkreis. Reiserückkehrer und Schulen lassen die Corona-Quarantänezahlen im HSK wieder ansteigen. Eine Schule in Meschede ist bereits besonders betroffen.

Im Hochsauerlandkreis gehen die Quarantänezahlen wegen Corona wieder in die Höhe: Von 106 Fällen kurz vor dem Schulbeginn auf aktuell 223. Der Fall einer Mescheder Schule zeigt, mit was für unerwarteten Folgen man auch bei den Tests jetzt rechnen muss.

Verantwortlich für den Anstieg sind insbesondere Reiserückkehrer nach ihren Urlauben: 90 Prozent der 223 Betroffenen sind darauf zurückzuführen, so die Ermittlungen des Kreisgesundheitsamtes in Meschede. Davon wiederum entfallen die meisten auf Rückkehrer aus dem Balkan-Raum und auf die Türkei.

Sitzplatzregelung und Einzelfallprüfung

Wie von der Kreisverwaltung erwartet, sind inzwischen auch die ersten Schulen wieder betroffen. Allerdings noch mit niedrigen Fallzahlen. So gibt es an den Grundschulen in Eversberg und Bödefeld, an dem Berufskolleg Meschede, an der Hauptschule Schmallenberg und der Sekundarschule Olsberg-Bestwig je einen positiv getesteten Corona-Fall. Die damit verbundenen Quarantänen wegen möglicher Kontakte fallen aber noch überschaubar aus: In Eversberg mit drei Quarantänefällen, in Bödefeld mit einem, am Berufskolleg mit sechs, an der Hauptschule und an der Sekundarschule muss niemand zusätzlich in Quarantäne.

Möglicherweise hat hier die neue NRW-Regel gegriffen, dass nur unmittelbare Sitznachbarn in Quarantäne müssen: Die vor dem positiv Getesteten,die dahinter, rechts und links sitzen. Diese Sitzplatzregelung ist der Idealfall. „Aber es gibt auch noch den Einzelfall, der geprüft werden muss“, sagt Martin Reuther, Sprecher der Kreisverwaltung.

Und davon ist das Gymnasium der Benediktiner in Meschede aktuell betroffen: Dort gibt es einen positiv getesteten Fall bei einer Schülerin – aber der zieht hier gleich insgesamt 75 Quarantänefälle nach sich. Die ganze Jahrgangsstufe EF, die ihre Oberstufenlaufbahn beginnt, ist deshalb im Distanzunterricht. „Die Schüler und Schülerinnen tun mir leid. Was für ein frustrierender Schuljahresbeginn“, sagt Schulleiter Joachim Deckers. Hier beruht nichts auf Reiserückkehrer.

Positiver Test bei Kennenlerntagen

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Eigentlich war es ein vielversprechender, scheinbar normaler Schuljahresbeginn bei den Bennies. Die Schüler und Schülerinnen brachten entweder Selbsttest-Ergebnisse mit oder machten an der Schule ihren Test – alle waren negativ. Auch der Test der danach betroffenen Schülerin. Die EF startete danach zu Kennenlerntagen an die Landvolkshochschule Hardehausen – das ist Tradition, schließlich kommen in diese Stufe auch neue Seiteneinsteiger von anderen Schulen. An diesem Teil des Schulprogramms hält der Schulleiter auch fest: „Gerade jetzt ist es doch wichtig, die Gemeinschaft bestmöglich zu stärken.“

Zur Sicherheit wurden in der Unterkunft in Hardehausen dann am nächsten Tag wieder Tests gemacht – und diesmal fiel besagter Test bei der Schülerin positiv aus. Mit Folgen: Die betroffene Schülerin musste sofort von ihren Eltern abgeholt werden. Ihr Fall tut dem Schulleiter besonders leid: „Die Schülerin hat nichts, aber auch gar nichts falsch gemacht.“ Die Landvolkshochschule beendete sofort die Kennenlerntage, die gesamte Mescheder Gruppe musste in Bussen wieder die Rückfahrt antreten.

Stufe im Distanzunterricht

Die Stufe hat 87 Schüler und Schülerinnen: Für 75 wurde die Quarantäne vom Kreisgesundheitsamt angeordnet, sie dauert bis zum 2. September. Die übrigen 12 sind vollständig geimpft, sie müssen nicht in Quarantäne – theoretisch könnten sie weiter in die Schule. Praktisch haben jetzt jedoch alle 87 zuhause Distanzunterricht (ohne ihre Lehrer und Lehrerinnen kennen gelernt zu haben, ohne Bücher, die noch nicht ausgegeben wurden): „Denn eine Aufteilung macht keinen Sinn“, sagt Deckers. Lehrer und Lehrerinnen sind nicht betroffen, sie sind geimpft.

Erste verbale Entgleisungen bei Eltern

Ausschlaggebend für die hohe Quarantänezahl ist die besagte Einzelfall-Prüfung: In diesem Einzelfall war die Stufe im Bus unterwegs, Kontakte untereinander waren hier gar nicht zu vermeiden. Kreissprecher Martin Reuther nennt auch andere Fälle an Schulen im Hochsauerlandkreis, wo die klare Trennung oder Zuordnung von Nachbarn in Schulen nicht zu gewährleisten war – etwa, wenn zum Schuljahresbeginn gemeinsam gefrühstückt wurde. Martin Reuther berichtet von ersten verbalen Entgleisungen bei Gesprächen zwischen Kreisgesundheitsamt und Eltern: Die Eltern klagen darüber, dass viele Schüler in Quarantäne würden – sie würden, so Reuther, nicht verstehen, dass die Einzelfälle geprüft werden müssten.

Was demnächst aus geplanten Klassen- oder Studienfahrten wird, ist völlig offen. Am Benediktiner-Gymnasium zum Beispiel ist die Abschlussstudienfahrt in der Stufe Q2 vom Ausland ins Inland verlegt worden. Was aber, wenn dabei ein Test positiv ausfällt? Und Schulleiter Deckers verweist auch auf offene Fragen bei der Sitzplatz-Regelung: Die ist zum Beispiel in Grundschulen einzuhalten, aber in weiterführenden Schulen mit diversen unterschiedlichen Kursen und Teilnehmern?

>>>HINTERGRUND<<<

Das Kreisgesundheitsamt betont, dass vollständig Geimpfte bei einem bestätigten Covid-19-Fall von den Quarantäne-Maßnahmen ausgenommen sind – außerdem auch die Genesenen, die in der Vergangenheit eine Corona-Infektion durchgemacht haben und geimpft sind. So lauten die Vorgaben des Robert-Koch-Institutes an das Gesundheitsamt.

Bei Einzelfällen zu den Virusvarianten Beta (B.1.351) oder Gamma (P.1) gilt aber: Quarantäne auch für die vollständig geimpften sowie genesenen Kontaktpersonen. Bei der Delta-Variante und anderen gilt wiederum: Keine Quarantäne für Kontaktpersonen.

Sind Geimpfte positiv getestet, gehen sie zunächst für fünf Tage in Quarantäne und werden dann entlassen, wenn ein negativer PCR-Test vorgelegt werden kann und sie symptomfrei sind. Ansonsten wird verlängert, bis die beiden Kriterien erfüllt sind.

Die Entscheidung wird von den Ärzten des Kreisgesundheitsamtes aktiv in einem Telefongespräch getroffen.