Meschede. Der Sommer der Hoffnung hat auch die Eventtechnik Südwestfalen erreicht. Gleichzeitig steigen wieder die Coronazahlen. Was jetzt wichtig ist.
2019 hatte Dirk Joachimsmeier mit seinem Unternehmen Eventtechnik Südwestfalen in Meschede 650 Aufträge - im Jahr 2020 waren es noch 250. Doch trotzdem schaffte er es, keinen Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Er nahm Kredite auf, um solvent zu bleiben, hielt seine drei Lkw, zahlte seine Raten und erfand sich und seine Arbeit noch mal neu. All das hilft ihm, trotz allem für den Sommer der Hoffnung positiv in die Zukunft zu blicken.
Wie waren die letzten 18 Monate?
Dirk Joachimsmeier: Ich weiß noch, wie sich der erste Lockdown abzeichnete. 2020 schien unser Jahr zu werden. Wir hatten gerade einen Riesenjob in einem Berliner Club. Da gab es die ersten Gerüchte. Trotzdem haben wir noch in der Nacht die Lkw fürs nächste Wochenende geladen. Ab da kamen bereits die Stornierungen. Und bis heute sind Absagen und die Frage nach Stornokosten unser tägliches Geschäft. Ich habe damals direkt mit meiner Hausbank mein Geschäft über Kredite bis Ende des Jahres abgesichert, weil mir klar war, das ist nicht in wenigen Wochen beendet. Da bin ich noch von allen belächelt worden.
Sie haben dann schnell neue Konzepte zu erarbeitet?
Ja, mit dem Auto-Kino im Fort Fun waren wir deutschlandweit bei den ersten. Bei anderen Events haben wir versucht in die Fläche zu gehen, statt Platz- eher Straßenveranstaltungen zu machen. Mit dem Indian Summer in Kooperation mit Elspe ist dann eine ganz neue Veranstaltungsreihe entstanden, und es kamen wichtige Illuminationsaufträge wie an der Abtei oder vor allem der Villa Wesco dazu. Und dann haben wir auch die ersten Überbrückungshilfen bekommen. Bis heute ist es ein stetes Auf und Ab, aber unsere Angebotspalette ist gewachsen und wir sind technisch und digital noch mal deutlich besser aufgestellt.
Was freut Sie im Rückblick?
Auch wenn Corona manche Tür zugeschlagen hat, haben sich andere weit geöffnet. Aus machen Geschäften - wie mit Fort Fun - sind Freundschaften erwachsen. Und ich habe wieder mal gemerkt, was für ein tolles Team wir hier sind. Auch privat war es eine gute Zeit. Ich hatte endlich mehr Zeit für meine Kinder.
Der Sommer der Hoffnung? Was geht zurzeit?
Wir begleiten den Attendorner Kultursommer mit Publikum und Hygienekonzept, planen aber auch Mitgliederversammlungen für große Firmen als Hybridveranstaltungen, organisieren als Eventtechniker Großproduktionen, wie Veranstaltungen mit Mario Barth und den Ehrlich Brothers in Frankfurt mit 2000 Zuschauern und das Festival „Nature One“ als Stream in Koblenz und dann auch wieder den Indian Summer in Elspe. Da fällt es uns jetzt schon deutlich leichter bekannte Künstler wie Rea Garvey oder Wincent Weiss ins Sauerland zu holen.
An Elspe hängt viel?
Ja und zwar nicht nur mein Herz, sondern auch ein Stück meiner Existenz. Alle Künstler haben die Gage im Voraus bekommen. Wir fahren geringes Risiko mit 1000 Zuschauern, statt 4000, die Elspe normalerweise verkraftet, alle Zuschauer sind geimpft, getestet oder genesen. Wir werden die Zahlen nicht ausweiten, denn die Leute haben die Karten ja unter der Maßgabe gekauft, dass bestimmte Abstände eingehalten werden. Eine Komplett-Absage allerdings kann ich mir nicht leisten.
Für einen echten Sommer der Hoffnung, was brauchen Sie da?
Planungssicherheit. Immer dieses Fahren auf Sicht, diese Glaskugel-Planung, das kann die Eventbranche nicht leisten. Ich möchte wissen, was passiert mit den Hilfszusagen nach der Bundestagswahl? Und ich wünsche mir auch eine Neubewertung der Inzidenzen. Wenn immer mehr geimpft sind, verlieren die Werte ihren Schrecken. Die Politik muss mehr Normalität zulassen. Aber ich bin schon froh, dass wir immer noch nicht untergegangen sind, dass wir mit neuen Projekten weiter mitschwimmen. Und dank vieler guter Kunden, Menschen, die einem was gönnen und der eigenen Innovationskraft machen wir das offenbar gar nicht so schlecht.