Meschede. Schlangen und doch kurze Wartezeiten: Im Impfbus des Hochsauerlandkreises wird schnell und ohne Termin geimpft. So ist es in Meschede gelaufen.

Kurz nach neun. Strömender Regen bei 15 Grad, die sich nach deutlich weniger anfühlen. Doch auf dem Parkplatz der Fachhochschule ist trotz Semesterferien einiges los: Der HSK-Impfbus hat dort Halt gemacht und schon früh haben Impfwillige Schlange vor dem Pavillon gestanden, das als Anmeldebereich dient und vor Regen schützt.

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Guter Start

„Es ist noch etwas mehr los als beim letzten Mal in Sundern zum Start. Und auch da haben wir letztlich gut 100 Personen geimpft“, erklärt Ralf Grammes aus dem Organisationsteam des Olsberger Impfzentrums. Davon, dass der Start in Meschede so gut verläuft, sind er und seine Kollegen nicht wie selbverständlich ausgegangen, für die Organisatoren sei es immer wieder eine Überraschung, wie viele Menschen sich tatsächlich auf den Weg machen, zumal das Wetter alles andere als einladend ist. Doch das scheint die ersten Besucher in Meschede nicht zu stören: In Reih und Glied warteten sie geduldig unter ihrem Regenschirmen darauf, geimpft zu werden.

Das HSK-Impfmobil an der FH in Meschede am Freitag, 6. August. Ab 9 Uhr standen dort impfwillige aus Meschede und Umgebung Schlange.
Das HSK-Impfmobil an der FH in Meschede am Freitag, 6. August. Ab 9 Uhr standen dort impfwillige aus Meschede und Umgebung Schlange. © Christina Schröer

Die Anmeldung hat an diesem Morgen Julia Menke übernommen, die als Werksstudentin im Impfzentrum arbeitet. Sie stellt den Wartenden die immer gleichen Fragen: „Erst- oder Zweitimpfung? Und welchen Impfstoff möchten Sie?“, bevor gemeinsam der nötige Papierkram erledigt wird. Auf die zweite Fragen antworten die meisten mit Biontech, wie auch Ralf Grammes aus seinen Erfahrungen aus dem Impfzentrum weiß. „Die Masse wählt Biontech, doch vor allem die Jüngeren entscheiden sich auch für Johnson & Johnson, da es sich um eine Einmal-Impfung handelt und wohl einfacher erscheint, keinen Zweittermin wahrnehmen zu müssen.“ Im Angebot ist zudem noch Moderna. Astrazeneca hat das Impfmobil aufgrund der ausbleibenden Nachfrage gar nicht mehr im Gepäck.

RLG-Bus umgebaut

Im Bus, den die RLG der Stadt Arnsberg eigentlich als mobiles Testzentrum zur Verfügung gestellt hat, wird nach dem Einstieg an der Vordertür zunächst, wie im Impfzentrum auch, das Arztgespräch geführt. Dafür haben die Verantwortlichen extra Tische zwischen die gegenüberliegenden Vierer-Bänke im vorderen Busbereich gestellt. Die Impfung wird dann etwa einen guten Meter weiter auf einem Zweiter-Sitz kurz vor der Hintertür des Busses durch medizinisches Fachpersonal verabreicht. „Das ist natürlich ein Provisorium, wir haben den Bus auch tatsächlich erst kurz vorher bekommen und angefangen, ihn einzurichten. Aber es funktioniert“, berichtet Ralf Grammes.

Das Anmelde-Pavillon vor dem Impfbus.
Das Anmelde-Pavillon vor dem Impfbus. © Christina Schröer

Im hinteren Bereich, wo sich sonst gerne Schulkinder tummeln, wird hinter einem Sichtschutz der Impfstoff gelagert und von einer Apothekerin vorbereitet. Nach dem Pieks steht ein weiter Pavillon zur Verfügung, in dem die Geimpften eine Viertelstunde beobachtet werden, um bei möglichen Impfreaktionen schnell eingreifen zu können. „Daher begleitet uns auch immer ein Rettungswagen. Auch, falls doch einmal jemanden schwarz vor Augen wird“, so Grammes.

Entscheidung für Johnson & Johnson

Trotz ihrer nicht ganz unkomplizierten Impf-Vorgeschichte hat sich auch Beate Scheliga in die Schlange vor der Impfmobil gestellt. Sie erzählt, dass sie schon immer dazu neigt, extrem viele, eigentlich viel zu viele Antikörper zu bilden und mit ihrem Arzt entschieden hat, dass eine Zweifach-Impfung für sie letztlich nicht in Frage komme. „Ich war aufgrund meiner Vorgeschichte tatsächlich noch bis vorgestern unsicher, ob ich es wagen soll. Aber dann habe ich den Post des Hochsauerlandkreises bei Facebook gesehen und mich dazu entschieden, es mit Johnson & Johnson zu versuchen“, erklärt die Meschederin vor ihrer Impfung.

Dass man ohne Termin in der Heimatstadt zur Impfung gehen kann, hat sich in ihrer Entscheidung bestärkt: „Beim Hausarzt stehe ich noch auf der Warteliste und bis nach Olsberg zu fahren, wo ich mir zuletzt nicht sicher war, ob Johnson & Johnson immer angeboten wird, war mir zu unsicher. Und einfacher als hier geht es wirklich nicht“, schildert Beate Scheliga ihre Entscheidung für den Besuch im Impfbus.

Weitere Stopps im Hochsauerlandkreis

In den nächsten Tag wird das Team mit dem Bus noch an weiteren Stellen im Hochsauerlandkreis Halt machen, um den Sauerländern, ein möglichst niedrigschwelliges Impfangebot zu machen und, um gegen die sich einschleichende Impfmüdigkeit anzukämpfen, wie Organisator Ralf Grammes erklärt: „Es ist ja wirklich bedauerlich, dass quasi mit dem Tag, an dem Impfstoff im Deutschland hektoliterweise zur Verfügung stand die Impfbereitschaft so dermaßen gesunken ist. Mit dem Impfbus hoffen wir nun Menschen zu erreichen, für die der Weg zur Impfung bislang zu kompliziert erschien.“

Biontech, Moderna sowie Johnson & Johnson stehen zur Auswahl.
Biontech, Moderna sowie Johnson & Johnson stehen zur Auswahl. © Christina Schröer

Und die Eindrücke vor der FH Meschede geben ihm und den Kollegen recht: Auch gegen 10 Uhr wartet noch immer eine bunte Mischung von Sauerländern darauf, geimpft zu werden. „Das Publikum ist wirklich komplett gemischt. Junge Menschen, alte Menschen, auch viele mit Migrationshintergrund, das ist klasse“, resümiert Grammes.

Die nächste Chance auf eine Impfung im Impfbus haben Mescheder (und alle anderen HSKler am Mittwoch, 11. August, am Mescheder Bahnhof. Dort steht das Mobil von 9 bis 15 Uhr.