Erflinghausen. Marlene Sattler und ihre Ponys begeistern seit Lockdown-Ende wieder die Kinder. Wie sie die lange Pause gemeistert haben und wie es weitergeht.

Für Marlene Sattler und die Ponys Belle und Sunny ist seit Ende des Corona-Lockdowns endlich wieder Normalität eingekehrt. Nach einer extra langen Winterpause können sich die beiden Ponys und ihre Besitzerin vor Anfragen kaum retten, doch ganz sorgenlos war die Coronazeit auch für Marlene Sattler nicht.

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Ein echter Pony-Traum

Mitten in Erflinghausen hat sie sich vor drei Jahren ihren Pony-Traum erfüllt: Gleich neben dem Wohnhaus der Familie steht ein hübscher Offenstall, von dem aus Sunny und Belle stets Zugang zur Wiese haben und gemeinsam mit zwei weiteren Pferden der Familie ein tierisch gutes Leben führen. Bevor die Corona-Pandemie die Ponyschule ausgebremst hat, waren Belle und Sunny bereits schwer gefragt: Nicht zum typischen Ponyreiten, sondern um den Umgang mit Pferden von klein auf zu lernen, waren die beiden Vierbeiner vier Mal pro Woche im Einsatz. Mehr möchte Marlene Sattler ihnen nicht zumuten.

Marlene Sattler führt die Ponyschule Sauerland in Erflinghausen. Hier lernen Kleinkinder den Umgang mit Pferde kennen und werden langsam das Reiten herangeführt.
Marlene Sattler führt die Ponyschule Sauerland in Erflinghausen. Hier lernen Kleinkinder den Umgang mit Pferde kennen und werden langsam das Reiten herangeführt. © Ponyschule Sauerland

„Für mich steht an erster Stelle, dass jedes Lebewesen respektvoll behandelt wird. Kirmesreiten hat es hier nie gegeben und das wird auch in Zukunft keinesfalls passieren“, sagt die Zweifach-Mama, die vor der eigenen Ponyschule im Marketing bei der Warsteiner Brauerei gearbeitet hat. Bei einem Spaziergang mit Belle und Sunny erzählt sie, dass sie sich nach ihren beiden Söhnen dazu entschlossen hat, noch einmal einen Neuanfang zu wagen und zunächst eine Ausbildung absolviert hat, in der die ganzheitliche Reitpädagogik und die Beziehung zwischen Mensch und Tier im Vordergrund stehen.

Den Umgang mit dem Pferd erlernen

So ist das Angebot ihrer Ponyschule auf der Basis vom so genannten „Team Pony Concept“ entstanden, wo es im Grunde kaum um das tatsächliche Reiten geht, sondern darum, den Kleinsten neben dem Umgang mit dem Pferd zum Beispiel beizubringen, was die Tiere fressen und wie ihre Körper aufgebaut sind. „Das lernen wir unter anderem spielerisch, wenn die Kinder die Ponys putzen“, sagt Marlene Sattler und zeigt ein Bild von einem Pferd, an dem die einzelnen Partien wie die Mähne oder die Beine bunt eingezeichnet sind und die Kinder mit einer Art Wäscheklammer abhaken können, welche Bereiche sie bereits geputzt haben und diese benennen.

Zirkuslektionen und Video-Aktionen im Lockdown

Doch monatelang mussten Belle und Sunny auf die vielen Streichel- und Pflegeeinheiten der Kinder verzichten. Die Ponyschule hatte nicht nur, wie in jedem Jahr, im Januar und Februar geschlossen, sondern lange darüber hinaus. „Während des Lockdowns haben mein großer Sohn und ich die beiden dann beschäftigt und zum Beispiel Zirkuslektionen mit ihnen eingeübt. Das machen wir sonst auch an Tagen, an denen keine Kinder hier sind“, erklärt Marlene Sattler, dass es durchaus wichtig war, die beiden Vierbeiner im Training zu halten, um problemlos wieder in die Arbeit mit den Kindern einsteigen zu können, wenn es möglich ist.

Ein kleines Mädchen mit Pony Sunny auf dem Reitplatz der Ponyschule Sauerland.
Ein kleines Mädchen mit Pony Sunny auf dem Reitplatz der Ponyschule Sauerland. © Ponyschule Sauerland

Ebenso wie um die Betreuung der Ponys während des Lockdowns hat sie sich aber auch stets Gedanken darüber gemacht, wie man den Kindern, die sonst wöchentlich bei ihr die Freizeit genossen haben, über die tristen Monate hinweg eine Freude machen und sie am Leben der Ponyschule teilhaben lassen könnte. „Neben einem monatlichen Pony-Newsletter haben wir zum Beispiel auch Weihnachtspost verschickt und oder per Video quasi den Geburtstag von einem unserer Ponys gemeinsam gefeiert“, nennt sie einige der Aktionen, die sie den Kindern zu Liebe geplant und umgesetzt hat, während ihr der nicht enden wollende Lockdown Sorgen bereitet hat.

Sorge um Tierarztkosten

„Würden die Ponys zur Miete stehen, weiß ich nicht, ob wir die Zeit so gut überstandne hätten. Ich hab immer gehofft, dass sie keinen Tierarzt benötigen und alle gesund bleiben, um die Kosten nicht in die Höhe zu treiben“, berichtet Marlene Sattler, dass sie sich zunächst immer wieder die Frage gestellt hat, wann das Ganze denn endlich einmal aufhört. „Aus der anfänglichen Schockstarre ist man ja auch irgendwann herausgekommen und in die neue Situation hineingewachsen.“ Zum Glück, sagt sie, sind alle vier Pferde den Winter über fit und gesund geblieben und so waren es nur die laufenden Kosten für Futter und Hufschmied, die ohne Einnahmen ins Kontor geschlagen haben.

Wartelisten und Stallausbau

Heute, einige Wochen nach dem Neustart, ist Marlene Sattler mehr als zufrieden mit der Situation und freut sich über das riesige Interesse, das die Sauerländer an ihrer Ponyschule haben. „Es klingelt tatsächlich sehr oft das Telefon und ich bekomme Anfragen, ob ich nicht in den Ferien noch das ein oder andere Kind für eine Woche, in der es Urlaub im Sauerland macht, aufnehmen kann. Aber das entspricht leider gar nicht meinem Konzept“, erklärt sie. Alle Kinder, die an den Kursen der Ponyschule teilnehmen sind langfristig dabei und buchen die Kurse monatsweise. Durch die riesige Nachfrage seien spontane Anmeldungen aktuell aber so oder so nicht möglich. „Ich freue mich natürlich trotzdem über das Interesse an der Ponyschule und führe Wartelisten, die zur Zeit aber auch schon sehr voll sind.“

Um mehr Kapazitäten zu schaffen, baut Marlene Sattler nun den Stall aus und wäre auch nicht abgeneigt, noch ein weiteres Pony anzuschaffen. Doch damit hat sie es nicht eilig, letztlich müsse es eben „Klick“ machen bei der Pferde-Suche, so sei es bei ihr bislang immer gewesen.